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Meilensteine gesetzt

 
     
 
Sie heißen "Schlenkerchen", "Träumerchen" oder "Friedebald", werden von Erwachsenen und Kindern gleichermaßen heiß geliebt, sind zu Sammelobjekten geworden und haben jetzt sogar Museen erobert: die Puppen der Käthe Kruse. So zeigt das Spielzeugmuseum Nürnberg, Karlstraße 13-15, noch bis zum 22. April etwa 130 Ausstellungsstücke zum Thema Käthe Kruse – 90 Jahre Puppentradition (dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, mittwochs 10 bis 21 Uhr).

Die erste Käthe-Kruse-Puppe erblickte im Jahre 1910 das Licht der Welt, nachdem die 1883 in Dambrau bei Breslau geborene Käthe Kruse bereits 1905 erste Puppen für ihre Kinder selbst gefertigt hatte. Weich, unzerbrechlich und abwaschbar sollten sie ein, die Puppen der mehrfachen Mutter. Die Konkurrenz
zu den damals gebräuchlichen Porzellanpuppen war geboren und eroberte die Kinderherzen im Nu. 1910 nahm Käthe Kruse mit ihrer "Puppe I" an einer Ausstellung des Berliner Warenhauses Tietz unter dem Motto "Spielzeug aus eigener Hand" teil und legte so den Grundstein zu ihrer Karriere als Puppenmacherin.

Viele weitere Entwürfe folgten. Die Breslauerin, ausgebildete Schauspielerin und Ehefrau des Bildhauers Max Kruse, entwickelte sich bald zu einer erfolgreichen Unternehmerin mit absolutem Qualitätsanspruch. Neben der gewiß arbeitsreichen Tätigkeit als siebenfache Mutter widmete sich die Geschäftsfrau mit großem Elan auch neuen Herausforderungen. So entwickelte sie in den dreißiger Jahren Schaufensterpuppen, die in Fachkreisen zu einem Begriff wurden und auf Weltausstellungen gar Preise errangen. Für den niederländischen Pavillon auf der Weltausstellung in New York 1939 schuf Käthe Kruse 17 lebensgroße Figuren, die Menschen aus Asien, Afrika und Nordamerika in ihren landesüblichen Trachten zeigten. Drei dieser Unikate können übrigens auch in Nürnberg bewundert werden. Eine Eisdiele, bevölkert von Schaufensterpuppen der fünfziger Jahre, wird den Museumsbesucher gewiß ebenfalls in ihren Bann ziehen.

Die Breslauerin war auch erfindungsreich. So meldete sie 1914 ein Patent für ein Metallskelett zur Herstellung von Puppenstubenfiguren an; 1922 meldete sie für "Schlenkerchen", eine voll bewegliche Puppe auf Drahtskelettbasis, ebenfalls ein Patent an. Ihre Lieblingspuppe jedoch war "Friedebald", trug diese doch die Gesichtszüge ihres gleichnamigen Sohns, der 1944 in Rußland fiel.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Käthe Kruse gezwungen, ihr Werk in Bad Kösen aufzugeben, die "Reste" wurden in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt. Dort stellte man bis 1967 Puppen im Stil der Käthe Kruse unter der Bezeichnung "Kösener Künstlerpuppen" her. Die Familie Kruse versuchte einen Neuanfang zunächst in Bad Pyrmont, dann in Donauwörth, wo sich der Betrieb heute noch befindet, allerdings nicht mehr in Familienbesitz. – Käthe Kruse starb 1968 in Murnau. Die Mutter der Puppen zum Liebhaben hat Meilensteine in der Spielzeugproduktion gesetzt, vor allem aber hat sie die Herzen der Kinder erfreut. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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