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Musenhof des Barock

 
     
 
Als im November vergangenen Jahres die Gruft der Hohenzollern im Berliner Dom der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, bestaunten die Besucher die 94 Prunksärge und Grabmale aus fünf Jahrhunderten, darunter auch den von Andreas Schlüter entworfenen Sarkophag für die erste preußische Königin Sophie Charlotte (1668–1705). Der Gemahlin Friedrichs I. (1657–1713), König in Preußen seit 1701, ist eine Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser
und Gärten Berlin-Brandenburg gewidmet, die noch bis zum 30. Januar zu sehen ist. Ort der Ausstellung und auch Thema der Schau ist das vor 300 Jahren eingeweihte Schloß Charlottenburg. Im Alten Schloß und in der Großen Orangerie wird die erste Planungs- und Bauphase des Schlosses anhand von Ansichten und kostbaren Architekturzeichnungen dargestellt (dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr, am Wochenende 10 bis 17 Uhr; letzte Führung 16 Uhr). Ein besonderes Augenmerk aber wird auf die Bauherrin des Schlosses, auf die Kurfürstin und spätere Königin Sophie Charlotte geworfen. Sie hatte das Grundstück für das geplante Schloß 1695 von ihrem Mann erhalten. Vier namhafte Architekten gaben dem Schloß, das zunächst Lietzenburg hieß und erst nach dem Tod der Königin in Charlottenburg umbenannt wurde, seine besondere Prägung: Johann Arnold Nering, Martin Grünberg, Johann Friedrich Eosander von Göthe und wahrscheinlich auch der Danziger Andreas Schlüter. Erste Pläne für den Garten entstanden 1696; sie stammen von Simon Godeau, der dort einen der bemerkenswertesten europäischen Garten seiner Zeit schuf, wie Kritiker betonen.

Lietzenburg wurde unter Sophie Charlotte, einer selbstbewußten und gebildeten Frau, zu einem Musenhof des Barock in Preußen. Die erstaunlich gut erhaltenen Räume ihrer "Zweiten Wohnung" (vier intime Räume) zeugen in ihrer relativen Schlichtheit vom privaten Leben der Frau, die als Königin in Preußen den Glanz repräsentieren mußte. Lietzenburg bot den Rahmen für ein geselliges und geistreiches Leben unter der Regie der Königin. Opernaufführungen, Feste, Konzerte prägten das Leben am Hof, aber auch ernsthafte Konversationen und philosophische Diskussionen, so mit dem Philosophen und Freund Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716). Gemeinsam wirkten sie auf den König ein, eine Akademie der Wissenschaften in Berlin zu gründen.

Auf der Ausstellung, zu der auch ein umfangreicher Katalog erschien (Prestel Verlag, 400 Seiten, zahlr. Abb., Leinen mit Schutzumschlag; 128 DM) sind neben Schriften und Briefen vor allem auch edle Porzellane, Gemälde, Silber und Glas zu sehen. Alles spiegelt das Leben einer außergewöhnlichen Frau wieder, die für wenige Jahre den kultiviertesten und geistreichsten Hof Europas prägte.
Os

 
     
     
 
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