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Nach Haiders Rücktritt: Ein Greuel

 
     
 
Nun werden sich die Puristen unter den Demokraten herzhaft auf die Schenkel schlagen und ein triumphales "Na siehste!" in die Runde ihrer Gesinnungsgenossen ausstoßen, nachdem Jörg unter dem Druck einer Großmacht aus dem Vorsitz seiner Freiheitlichen Partei heraustreten muße. Sie sollten dabei aber bedenken, daß mit dem Rücktritt einer Person keineswegs das Unbehagen an einer politischen Entwicklung verschwunden ist, die in Haider nur ihren beredsamsten Ausdruck fand. Auch für puristische Demokraten gilt das Einmaleins, will sagen, ein Eimer, der 18 Liter Wasser faßt, kann nicht mit 34 angefüllt werden, ein Boot, um ein Bild unseres Innenministers
aufzugreifen, das 398 Passagiere faßt, kann nicht mit 480 Personen besetzt werden, oder um es genau zu nehmen, Passagiere, die mit gefälschten Tickets an Bord wollen, müssen abgewiesen werden, und solche, die vermeinen, sie könnten auf einem überfüllten Boot mit in ein vermutetes Paradies fahren, ebenso. Dies auszusprechen ist keine Eigentümlichkeit von Diktatoren, Faschisten oder sonstigen Übelmännern, es ist eine Binsenweisheit und keine fremdenfeindliche dazu. Denn erstens sehen die mitteleuropäischen Perspektiven angesichts der übergroßen Staatsverschuldung keineswegs rosig aus, zweitens dürfte die munter fortschreitende Rationalisierung weitere Arbeitsplätze kosten und drittens gleicht die räumliche Enge, am Wochenende in den überfüllten Städten und ihren Erholungszentren mitunter geradezu qualvoll spürbar, dem gleichnishaften Bild unseres Innenministers.

Jene, die in Österreich freiheitlich gewählt haben oder im übrigen Mitteleuropa mit ihm sympathisieren, werden über die Mechanismen, die zum Rücktritt Haiders führten, alsbald ein eigenes Urteil fällen und einen Mythos flechten, der, vielleicht jenseits der Vernunft liegend, jene Kräfte anrührt, die ähnlich der religiösen anwachsen und untilgbar das künftige Bild des Politischen prägen. Das freie Spiel der Kräfte und Meinungen hat Schaden genommen, die äußere Einflußnahme ist ein Rückfall hinter die Ära der Aufklärung, die mit Voltaire noch stolz verkünden konnte: "Mein Herr, Ihre Meinung ist mir ein Greuel, aber ich werde dafür einstehen, daß Sie gehört werden." Müller

 
     
     
 
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