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Natürlich gab es Königsberger Klopse

 
     
 
Volkstümlich und maritim ging es beim großen Frühlingstreffen der Ostdeutschland im "Volkshaus" zu, das mit großer Sorgfalt organisiert worden war, aber mit Interesse wurde auch eine Dokumentation zur Kenntnis genommen. "Nach der Heimat zieht `s mich wieder", so die Botschaft der über 550 Teilnehmer aus dem "Land der dunklen Wälder".

Wer die fesselnden Geschichten Hermann Sudermanns offenen Sinnes gelesen hat, versteht die Sehnsucht der aus Ostdeutschland Vertriebenen. Auch im Jahre 60 nach der Flucht setzen Landsleute
dieses Erzählers, die einst in Allenstein, Heiligenbeil, Königsberg, Memel, Mohrungen, Preuß. Eylau, Preuß. Holland, Rastenburg, Tilsit-Ragnit etc. zu Hause waren, alles daran, daß die Liebe zur angestammten Heimat nicht vergessen wird und die durch sie vermittelten Kulturgüter und Werte auch in der zweiten Heimat nicht verloren gehen. Ältester Teilnehmer war der 99-jährige Landwirt Franz Bodenbinder, der seit 1952 in Saßnitz wohnt und aus dem Kreis Gumbinnen stammt. Bis die Russen die Stadt einnahmen, war die Stadt die östlichste deutsche Regierungs- und Garnisonsstadt gewesen. Außerordentlich detailliert schilderte die Anklamerin Charlotte Kirkamm ihren beschwerlichen Fluchtweg. Am 21. Oktober 1944 begann für die damals 22jährige schwangere Frau die Flucht vor den Russen aus Gumbinnen zunächst mit einem Wehrmachtsauto. Stationen waren Insterburg, Osterode, Ducherow bis zum Behelfsheim Bugewitz, Kreis Anklam. Die Hansestädterin hat inzwischen die "Rucksack"-Provinz, wie sie die unvergessene Heimat zwischen Nogat und Memel oder Ostsee und Johannisburger Heide bezeichnet, schon siebzehn Mal besucht. Der organisierte BdV-Bustourismus hat ganz wesentlich in Ostdeutschland die Tourismusindustrie belebt.

Informativ waren die Ausführungen der Historikerin Dr. Ruth Leiserowitz zum Thema "Wolfskinder". Die Russen änderten die deutsche Identität verwaister Kinder. Dank Perestroika konnte jetzt das Schicksal einiger baltischer Waisenkinder aufgeklärt werden. Gegenwärtig leben in Deutschland 120 und in Litauen 140 "Wolfskinder".

Die Fahnenvorstellung - von Preußen, Memel bis Anklam - der von der Roten Armee im Verlauf des Krieges eingenommenen Orte gestaltete sich zu einer kleine Zeitreise.

Die ganztägige Begegnung verlief wie im Fluge. Es wäre Stilbruch gewesen, hätte "BernStein" keine Lieder für Ostdeutschland gesungen oder es zu Mittag keine Königsberger Klopse gegeben. Für maritimes Flair sorgte der Shantychor "De Klaashahns" aus Warnemünde. Lieder vom Hafen, von Schiffahrt und der Waterkant, die eine tiefe Heimatliebe ausdrücken, brachte Stimmung in die "Ostdeutschlandhalle", wie Günter Beyer das voll besetzte Haus benannte.

Seit März 1991 finden in Anklam Großveranstaltungen statt, ausgerichtet vom Bund der Vertriebenen. Das rührige Duo Manfred Schukat und Friedhelm Schülke kann inzwischen auf 23 Ostdeutschland- und Pommerntreffen verweisen. Günter Manthei

 

Mal wieder ein volles Haus: Die Treffen in Mecklenburg-Vorpommern lassen Vorfreude auf das Deutschlandtreffen in Berlin aufkommen.
 
     
     
 
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