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Neue Fronten

 
     
 
An der Stelle, wo die CDU-Zentrale ist, war mal eine Würstchenbude, an der meine Schulkameraden und ich uns früher Pommes oder eine Currywurst geholt haben. Dann fiel die Mauer und heute ist die Klingelhöferallee eine der besten Adressen der Stadt. Neben der CDU-Bundesgeschäftsstelle stehen sämtliche skandinavischen Botschaften, die ja auch erst wegen des Regierungsumzugs nach Berlin zurückgekommen sind.

Viel ist nicht los, doch an einem der letzten Wintertage war ausnahmsweise mal Hochbetrieb. Erst trat Angela Merkel
vor die Presse. Um zu erklären, was sie dem Kanzler beim Jobgipfel drei Tage später vorschlagen wird.

Abends wurde in der Unionszentrale an den Essener CDU-"Frauenparteitag" in den 80ern erinnert mit einer Podiumsdiskussion zwischen Heiner Geißler und Alice Schwarzer. Thema: "Wie modern ist Deutschlands Frauenpolitik?" An dieser Stelle ist zu fragen, was "Frauenpolitik" überhaupt sein soll. Gibt es auch "Männerpolitik"? Das wurde aber nicht beantwortet. Statt dessen saßen Geißler und Schwarzer auf einer Mini-Bühne und machten sich gegenseitig Komplimente. "Sie müssen mehr kämpfen, Sie sind zu sanft", sagt Geißler zu Schwarzer. "Sie haben sich als Minister an viele Tabus herangetraut", kontert Schwarzer. Die Atmosphäre ist schleimig.

Interessant wird die Debatte erst, als es nicht mehr um Frauen geht, sondern um Integration. Hier herrschen wirklich verkehrte Fronten. Geißler ist für Multikulti und sagt das auch. Für die linke Feministin Schwarzer ist es hingegen mehr ein Reizwort: "Ich stehe da seit 1979 im Regen." "Diese Leute", sagt sie über Islamisten, "haben schon immer gesagt, was sie wollen". Es habe von den Multikulti-Freunden bloß niemand zuhören mögen.

Alice Schwarzer würdigt Geißler keines Blickes, als sie einklagt: "Alle müssen sich fragen, warum sie so lange weggesehen haben. Alle müssen sich fragen, warum sie solange mit Islamisten Dialoge geführt haben. Warum ist das unter dem Etikett ‚Toleranz gelaufen?" Die Antwort ist ganz einfach: Weil die selbsternannte Elite unseres Landes das als schick empfunden hat. Und der altersstarrsinnige Geißler tut es heute noch. Es hat sich viel in der Politik geändert: Erst hat der Fall der Mauer meine alte Würstchenbude verschwinden lassen. Danach haben Ereignisse wie der 11. September und der Mord an Theo van Gogh die Fronten in einem Maße durcheinander gewirbelt, das wohl niemand erwartet hatte: Nun verteidigt ein pensionierter CDU-Generalsekretär Multikulti gegen eine linke Aktivistin.

Bei "Multikulti" ist Schluß mit den Artigkeiten: Veteranendebatte in der CDU-Zentrale mit Alice Schwarzer (r.) und Heiner Geißler rechts: "Neue Fronten")
 
     
     
 
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