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Nur eine Zählkandidatin?

 
     
 
Ganze neun Stimmen fehlen dem rotgrünen Bündnis in der Bundesversammlung, um schon im ersten Wahlgang Johannes Rau zum Bundespräsidenten wählen zu können. Im dritten genügt dann die einfache Mehrheit. Sie beträgt gegenüber den Wahlmännern der Union 115 Mandate. Hinzu kommen als Rau-Reserve noch 64 PDS-Vertreter und einige Freie Demokraten um den nordrhein-westfälischen FDP-Vorsitzenden Jürgen Möllemann, der in Düsseldorf gar zu gerne mit der SPD koalieren möchte.

Die Rechnung ist also klar: Die von der Union nominierte parteiunabhängige Thüringer Naturwissenschaftlerin Dagmar Schipanski wird sich am 23. Mai im Berliner Reichstagsgebäude
wohl chancenlos der Bundesversammlung stellen. Weshalb also das Unbehagen bei führenden SPD-Politikern und Bündnisgrünen? Sie werden doch ihren Rau bekommen, dem Schröder und Lafontaine das Schloß Bellevue versprochen hatten, wenn er rechtzeitig vor der Bundestagswahl die Ministerpräsidentschaft Wolfgang Clement überließe, der nicht nur für die SPD an Rhein und Ruhr schöpferische Zukunft statt trister Stagnation verspricht!

So werden denn die weitaus meisten Genossen samt ihren grünen Verbündeten den Mann der Vergangenheit wählen. Pflichtbewußt als Parteisoldaten zur Festigung des rotgrünen Machtbündnisses. Ihr Herzenskandidat ist er nicht. Daher also das Unbehagen? Auch, aber mehr noch wegen der unbekannten Professorin aus Mitteldeutschland, für welche die innere Einigung der Nation und der Aufruf zur Leistungsbereitschaft erste Aufgaben der Politik sind. Unbekannt ist sie auch nur für die Medienöffentlichkeit, nicht für die naturwissenschaftliche Elite innerhalb und außerhalb unserer Grenzen.

Als Vorsitzende des Wissenschaftsrates, dessen Empfehlungen für die Vergabe millionenschwerer Forschungsgelder von Bund und Ländern beachtet werden, als Mitglied des Rates für Forschung, Technik und Innovation beim Bundeskanzler und als Mitglied der Unesco-Weltkommission für Ethik, Wissenschaft und Technik hat die bewußte Christin sich stets dafür eingesetzt, die Zukunftstechniken, von denen auch unser Wohlstand abhängt, in den Dienst verantwortlichen gesellschaftlichen Handelns zu stellen.

Gegenüber Rau strahlt Schipanski Zukunft aus und das Selbstbewußtsein einer Mitteldeutschen, die sich niemals von der SED vereinnahmen ließ und sich dennoch als Wissenschaftlerin den Weg nach ganz oben erkämpfte. Auch wenn sie am 23. Mai unterliegt: Ihre Kandidatur kann das gestörte Selbstwertgefühl vieler Menschen in der Mitte Deutschlands wieder ins Lot bringen: Nicht nur die Wessis sind wer – auch wir.

 
     
     
 
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