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Olympische Nachbetrachtungen

 
     
 
Frei nach dem unvergeßlichen Butler James in „Dinner for one“ könnte man sagen: dieselbe Prozedur wie alle vier Jahre. Die Olympischen Winterspiele waren wieder einmal die schönsten, die größten, die teuersten aller Zeiten. Aus deutscher Sicht waren sie sogar die erfolgreichsten. Zum Schluß gab es dann noch den größten Doping-Skandal, leider ebenfalls mit deutscher Beteiligung. Immerhin können wir froh sein, den Neu-Spanier Mühlegg rechtzeitig losgeworden zu sein, dessen Langlauf-Karriere jahrelang begleitet war von allerlei Verschwörungstheorien und Geistern - der legendäre Sportsgeist scheint nicht dabei gewesen zu sein.

Vereinzelt wurde - auch das wiederholt sich alle vier Jahre - Kritik an den Veranstalt
ern laut: Die Amerikaner hätten versucht, Ergebnisse zu ihren Gunsten zu manipulieren, um in der Nationenwertung nach vorn zu kommen; das Publikum in Salt Lake City sei allzu fanatisch und einseitig gewesen; offizielle Zeremonien seien zu Demonstrationen ungezügelten Nationalismus entartet.

In dieser Massivität halte ich die Kritik für überzogen. Zwar wurde ein koreanischer Eisläufer zugunsten seines amerikanischen Konkurrenten um Gold betrogen. Das blieb aber der einzige Kampfrichterskandal, an dem die Gastgeber beteiligt waren. Und das Publikum wurde von den Aktiven, wie deutsche Teilnehmer immer wieder bestätigten, als fair und sachkundig empfunden. Daß die Sportler aus dem eigenen Land immer etwas mehr Beifall und Anfeuerung bekommen, ist ganz normal. Und daß solcher Heimvorteil ungeahnte Kräfte freisetzen kann, kennen wir auch von internationalen Sportereignissen in Deutschland.

Einigen Kritikern fiel auch dieses Hand aufs Herz zu Nationalhymne und „Stars & Stripes“ unangenehm auf. Aber, mit Verlaub: Das ist nun einmal seit eh und je „typisch amerikanisch“ und hat mit Nationalismus nichts zu tun. Im übrigen ist diese - vielleicht etwas zu pathetische - Feierlichkeit doch wohl weitaus sympathischer als die Pfeifkonzerte, mit denen deutsche Fußball-Fans gelegentlich das Abspielen des Deutschlandlieds vor Länderspielen begleiten.

Ein Stück mehr Patriotismus (nicht Nationalismus!) sollten auch wir Deutschen uns gönnen, nicht nur im Sport. Anzeichen, daß wir auf dem richtigen Wege sind, gab es während der zwei olympischen Wochen von Salt Lake City: In früheren Zeiten galt eine Nationenwertung als nationalistisch, ja geradezu „faschistoid“. Die Unterwürfigkeit unserer Vergangenheitsbewältiger gebot es, sich für jede von deutschen Sportlern errungene Medaille vor aller Welt zu entschuldigen, und unter ideologisch verblendeten Intellektuellen wurde die Frage diskutiert, ob „nach Auschwitz“ noch deutsche Olympiasieger denkbar seien. Nun durften wir zwei Wochen lang in ARD und ZDF den täglichen Medaillenspiegel bewundern und uns am Ende gar über Rang 1 für Deutschland freuen - vielleicht lernen wir Deutschen es endlich wieder, ganz normale Patrioten zu werden.

PS: Die meisten der deutschen Olympioniken gehören der Bundeswehr oder dem Bundesgrenzschutz an. Dafür erfuhren beide Institutionen in diesen olympischen Tagen verdientermaßen Lob und Dank. Zu wünschen wäre ihnen, daß sie auch bei anderen Gelegenheiten mehr wohlwollende Aufmerksamkeit seitens Politik und Gesellschaft fänden.

 
     
     
 
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