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Ostdeutschland zwischen den Kriegen

 
     
 
Bad Pyrmont - Unter dem Thema „Ostdeutschland in der Zwischenkriegszeit“ fand das diesjährige Geschichtsseminar der LO-Kulturabteilung im Ostheim in Bad Pyrmont statt. Kulturreferent Dr. Sebastian Husen, in dessen Händen Leitung und Organisation des Seminars lagen, hieß die Teilnehmer willkommen. Mit einem Diavortrag
über ostdeutsche Baudenkmale nahm er die Zuhörer mit auf eine Reise durch Ostdeutschland. Von der Marienburg bis zum Königsberger Dom: Bilder einer bedeutenden Kulturlandschaft zogen vorüber.

Der nächste Tag wartete mit den verschiedensten Themen auf. Prof. Dr. Dietmar Willoweit, Professor an der Universität Würzburg und Autor des Bildbandes „Land am Frischen Haff“, behandelte die Memellandfrage. Hans Graf zu Dohna entführte die Zuhörer in das Jahr 1701 - zur Königskrönung Friedrichs I. Anschaulich verstand er es, die prunkvollen Feierlichkeiten in Königsberg zu schildern, aber auch die Bedeutung dieses für die preußische Entwicklung herausragenden Ereignisses herauszuarbeiten.

Dr. Friedrich Richter sprach über den Ostdeutschlandplan von 1933. Beeindruckend, wie der 87jährige Referent die wirtschaftliche Förderung und Entwicklung Ostdeutschlands zwischen den Kriegen darlegte. Grundlage der Ausführungen war u. a. sein im Franz Steiner Verlag erschienenes Buch „Industriepolitik im agrarischen Osten“ (ISBN: 3/51504143/5).

Das Sonnabend-Programm kam mit dem Vortrag Wulf Wagners über „Ostdeutsche Schlösser und Gutshäuser in der Zwischenkriegszeit“ zum Abschluß. Wulf Wagner beschrieb die Entwicklung des ostdeutschen Gutshauses vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Anhand zahlreicher Fotos und Grundrisse erklärte er, wie sich das typische Gutshaus aus dem Bauernhaus entwickelt und später europäische Elemente aufgenommen hatte. Vor allem in der Zwischenkriegszeit kam es zu einer modernen Fortführung traditioneller Architektur. Nach den Zerstörungen des Ersten Weltkriegs unterlagen die Neu- und Wiederaufbauten strengen Richtlinien. Damit diese eingehalten wurden, war in jedem Landkreis ein Architekt angestellt. Ziel war es, die Gebäude moderner und funktionaler, aber dennoch in der Tradition vorhergegangener Baustile zu gestalten.

Unter dem Titel „Stationen einer Krönungsreise - Schlösser und Gutshäuser in Ostdeutschland“ hat Wulf Wagner im Rahmen von „Preußen 2001“ (Veranstaltungen der Länder Berlin und Brandenburg anläßlich des Preußenjahres) eine Ausstellung erarbeitet, die noch bis zum 31. Oktober in dem brandenburgischen Schloß Demerthin zu sehen ist. Viele der längst verloren geglaubten Exponate ostdeutscher Herrenhäuser lassen eine versunkene Welt wieder auferstehen.

Der Sonntagvormittag stand ganz im Zeichen des Radios. Dr. Ulrich Heitger berichtete über die Entstehung und Entwicklung des Rundfunks in Ostdeutschland. 1924 wurde auf Eigeninitiative hin der erste Sender in Königsberg gegründet. Das Programm des noch sehr schwachen Senders fiel hauptsächlich in die Abendstunden und bestand aus klassischer Musik und Liederabenden. Politische oder sportliche Beiträge ließen vorerst noch auf sich warten. Die ersten Mitarbeiter bekamen kein Honorar. Wenige Hörer und wenig Geld - das waren die Anfänge des Senders Königsberg. Zunehmend aber weitete sich das Programm aus. So gab es u. a. das Vorabendprogamm mit Sprachkursen, dem Kriminalfunk (Suche nach vermißten Gegenständen) sowie mittwochs und sonnabends den Königsberger Markbericht mit aktuellen Preisen für die Hausfrauen. Mit dem Volksempfänger fand der Rundfunk immer mehr Verbreitung. Der lebendige Vortrag wurde mit Tondokumenten aus den 30er Jahren abgerundet, welche die Zuhörer sichtlich amüsierten.

Bad Pyrmont zeigte sich bei herrlichem Sommerwetter von seiner schönsten Seite, so daß nach Programmende die warmen Sommerabende in einem der zahlreichen Cafés verplaudert werden konnten. Ebenso lud der Schloßpark mit seinen vielen blühenden Blumenrabatten zu Spaziergängen ein.

Mit einem Besuch in der noch bis zum 30. September zu sehenden Ausstellung „Königin Luise von Preußen“ im Schloß zu Bad Pyrmont endete das Seminar. Das Zusammensein im Ostheim und die nette Betreuung durch das Ehepaar Winkler, die Gemeinschaft mit den Landsleuten, der Austausch und die Diskussionen über geschichtliche, aber auch aktuelle Fragen trugen zu der besonderen Atmosphäre dieses Wochenendes bei. Caroline Meier

 
     
     
 
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