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Rassengeschichte Europa

 
     
 
Der Kontinent Europa, eigentlich nur der westliche teerausgeschobene Anhang von Asien, wird geographisch von diesem durch eine mäßig hohe Gebirgsscheide, den Ural, abgetrennt, der weiträumigen Verschiebungen kein unüberwindbares Hindernis entgegenstellt, ganz abgesehen von den offeneren Flächen im Süden bis zum Kaspischen Meer. Wie schon erwähnt, reicht die Großrasse der Europiden weit über den Kontinent hinaus, dessen Namen sie trägt, und dürfte anteilsmäßig in Asien, Indones./Ozeanien und Afrika während der Gesamtdauer der Rassengeschichte bis zum Einsetzen der großen Vermehrungswelle wie der Kolonisationszüge außerhalb Europas sicher gleich, wenn nicht gar stärker vertreten gewesen sein. Das frühzeitige Auffinden von Altresten und der entsprechend frühe und breite Beginn wissenschaftlicher Anthropologie in Europa haben dazu geführt, daß die europäischen Funde von fossilen Homo sapiens das Leitbild zur Beurteilung aller übrigen abgegeben haben. Deshalb findet man auch für außereuropäische Vertreter der Sapiens-Altschicht die Bezeichnung primitive Europiden , die besser durch die allgemeinere Bezeichnung Altform oder Altschicht des Homo sapiens ersetzt werden sollte. Eine gewisse Berechtigung für die Annahme einer engeren Zusammengehörigkeit der jüngeren Europiden mit der Altform ist allerdings damit gegeben, daß bis jetzt die modernen Europiden am wenigsten in ihrer Differenzierung von den Merkmalskombinationen abweichen, die wir im Jungpaläolithikum bereits vorliegen haben. Dazu muß aber noch einmal betont werden, daß diese fossilen Sapienspopulationen von Osten (oder Südosten?) nach Europa hereingekommen sind. Wo wir den Kernraum für die Ausdifferenzierung sowohl zum Sapiens als auch vorher der Präsapienslinie zu suchen haben, kann noch nicht entschieden werden. Europa ist aber an dieser Entwicklung stets mit beteiligt gewesen (Fontechevade!).

Die wichtigsten Altfunde in geographischer Reihenfolge:

Parpallo (Spanien) : Grotte, zusammen mit Solutrium. Ziemlich vollständiger Schädel mit Unterkiefer, jugendlich. Cromagnid.

Chancelade (Frankreich) : 1888, Begleitkultur Magdalenium, namengebend für Chanceladerasse. Körperhöhe untermittelgroß. Schädel Langform, steile Stirn, nur mäßig entwickelte Uberaugenbögen. Gesicht zugleich breit und hoch, Jochbögen laden relativ deutlich nach vorn aus. Versuche, Chancelade direkt zu modernen arktischen Völkern (Eskimiden) in Beziehung zu bringen, nicht tragfähig. Eigene Rasse (V a 11 o i s) kaum zu sichern.

Combe Capelle (Frankreich) : Skelett, 1909 zusammen mit Aurignacium. Zur Zeit ältester datierter Vollsapiens, Anfang Wärm II. Nicht ganz mittelgroß, relativ kräftiges Skelett. Hirnschädel lang, hoch, sehr schmal, langovaler Umriß. Stirn etwas schräggestellt, Überaugenregion (Glabella und Arcus) mittelkräftig, Gesicht schmal und hoch, Kinn kräftig positiv. Bezeichnung Homo aurignacensis durch K l a a t s c h untragbar, da nomenklatorisch eigene Species (!), auch Aurignacide abzulehnen. Leittyp der kleinwüchsigeren, langköpfigen und schmalgesichtigen fossilen Sapiensgruppe, dem größeren und breitschwereren Cromagnontyp gegenübergestellt. Körperskelett in Berlin durch Bomben nahezu unbrauchbar verbrannt, Aufbewahrungsort des Schädels seit Kriegsende unbekannt.

C r o m a g n o n (Frankreich) : 1868, zusammen mit Aurignacium, Reste von 5 Individuen. Leittyp der Alte Mann . Grobgroßwüchsig, derber Körperskelettbau, Hirnschädel mäßig langförmig, dabei niedrig, in Aufsicht pentagoniform durch etwas größere Schädelbreite. Stirn steigt ziemlich steil auf, Uberaugenregion kräftige Glabella, stärker entwickelte Arcus, Nasenwurzel tief eingesattelt. Augenhöhlen rechteckig-niedrig, Gesamtgesicht niedrig, große Jochbogenbreite. Unterkieferwinkel laden breit nach außen aus, dadurch Gesicht betont eckiger Umriß, durch Altersniedrigkeit (Zahnverlust) noch verstärkt. Alter Mann als Leittyp für gut umschriebene großwüchsig breitere Merkmalskombination unter fossilen Sapiens wohl als Extremvariante zu betrachten. Beim Formenkreis der Cromagniden, der deutliche Variationsbreite umfaßt, am ehesten von einer Rasse zu sprechen. Da vergleichbare Formelemente in weiter Verbreitung unter allen fossilen Sapiens zu finden, gegenüber betonter Anwendung des genetischen Rassenbegriffs noch Zurückhaltung geboten, weil kennzeichnendes Kombinat noch nicht auf enger umschriebenen Isolationsraum zurückzuführen.

B a o u s s i R o u s s i (Italien) : Höhlen an der Riviera, große Zahl von Bestattungen zusammen mit Jungpaläolithikum. a) Grotte des enfants: Am bekanntesten Bestattung IV. Jüngling hielt ältere Frau im Arm, diese mit Muschelkopfschmuck. Beide, besonders Jüngling, fielen durch Vorkiefrigkeit wie Proportionsverhältnisse der Gliedmaßen auf. Deshalb von V e r n e a u als race negroide de Grimaldi bezeichnet. V a l l o i s wies nach, daß Vorkiefrigkeit in hohem Grade erst postlnortal im Boden entstanden, Gliedmaßenproportionen nicht aus der Variationsbreite der Sapiensfunde gleicher Zeitstellung herausfallen. Rassenbezeichnung Verneaus ist zu streichen, es hat damals noch keine Negriden gegeben! Skelette ohne Bedenken unter cromagniform einzureihen. b) Grotte du Cavillon: 1872, zusammen mit Aurignacien, Mann (Homme du Menton), cromagnid. c) Barma Grande: 1884-94, oberes Jungpaläolithikum, 4 Bestattungen, 6 Skelette, cromagnid. d) Baousso di Torre: 1873, oberes Jungpaläolithikum, 3 Bestattungen, cromagnid.

Arena C a n d i d e (Italien) : 1940-42, Höhle in der Provinz Savoia, Endpaläolithikum bis Mesolithikum, noch nicht endgültig publiziert; Reste von 5 Individuen, Typenspektrum von gröberer Breit- bis zu zierlicher Langform.

R o m a n e l l i (Italien) : Höhle, Zeitstellung wie Candide, mehrere Individuen, cromagniform.

S a n T e o d o r o (Sizilien) : Zeitstellung wie Candide und Romanelli, Skelettreste wahrscheinlich mehr ausgehendes Mesolithikum, 5 Individuen. Schädel abgeschwächt. cromagniform. H o n e r t h ö h l e (Deutschland) : Aus oberem Jungpaläolithikum zwei Kinderskelette.

Oberkassel (Deutschland) : 1914, Magdalenium, relativ spät. Zwei Skelette: Mann großwüchsig, extreme Gesichtsbreite, niedrige Augenhöhlen, aus tiefer Wurzel vorspringende Hakennase, ausgeprägter Cromagnontyp. Frau relativ kleinwüchsig, in abgeschwächter Form gleiches Merkmalskombinat. Auffällig betonter Geschlechtsunterschied, beide aber eindeutig cromagnid.

Stetten ob L o n t a l (Deutschland) : 1931. Stetten I zusammen mit Aürignacium, beschädigte Calvaria, schmale Langform wie Combe-Capelle. Stetten II stratigraphisch nicht sicher, mesolithisch oder später. Dafür spricht auch Kurzkopfform des Schädels (- Brachykephalisation). .

Brünn (Tschechoslowakei) :1885, Reste von 3 Individuen, Freilandstation, Klingenkultur. Typenbild ähnlich Przedmost, keine eigene Brünnrasse.

Lautsch (Tschechoslowakei) : 1881, Freilandstation in Mähren. Datierung Anfang Warm II. Reste von 7 Individuen, teils etwas gröber, es überwiegen aber Züge der schmalen Langform von Combe-Capelle, besonders bei Lautsch I.

P r zz e d m o s t (Tschechoslowakei) : 1894, Freilandstation, erheblich später als Combe-Capelle und Lautsch. Zahlreiche Individuen. Schädel sehr groß und lang, nicht zugleich breit, teilweise sehr kräftige Glabella und Arcus. Gesicht stark reliefiert, Kinn kräftig positiv. Population umfaßt gesamtes Typenspektrum des fossilen Sapiens. Züge, die weniger Differenzierung aufweisen als westeuropäische Sapiens, lassen neuen Zustrom aus dem Ostraum möglich erscheinen.

U n t e r w i s t e r n i t z (Tschechoslowakei) : 1925, Freilandstation, zusammen mit Aurignacium; reiche Knochenschnitzereien. Reste von 10 Individuen. Typenspektrum wie Przedmost.

Weitere Fundreste liegen aus Europa nicht vor. Wir können also einige Häufungszentren abgrenzen, aus denen sich besonders Frankreich und die Riviera, begrenzt Deutschland und dann wieder mit größeren Serien der böhmisch-mährische Raum hervorheben. Glücklicherweise liegen aus verschiedenen Fundplätzen bereits Serien vor, die schon annähernd einen Populationsquerschnitt darbieten. Dieser zeigt in jedem Falle eine umfangreiche Variationsbreite, die jeweils das gesamte Typenspektrum vom Cromagnon bis zum Combe Capelle, unseren beiden Leittypen, umfaßt. Auch die Funde von der Riviera, als durchweg cromagnid gekennzeichnet, sind so vielgestaltig, daß vom eindeutigen Vorherrschen einer speziellen Merkmalskombination nicht gesprochen werden kann. Auffällig bleibt, daß unsere beiden Leittypen von Anfang an deutlich unterscheidbar vorliegen, wodurch die große Variationsbreite des fossilen Sapiens-Genpools unterstrichen wird, obwohl wir bei dem Überwiegen von Kleingruppen als Grundlage der Heiratskreise eine deutlichere Gruppenprägung erwarten könnten. Deshalb ist es aus allgemein biologischen Erwägungen vorzuziehen, die erkennbaren Leittypen zwar herauszustellen und als Vergleichsgrundlage zu benutzen, aber von einer ausdrücklichen Kennzeichnung als klar abgegrenzte Rassen vorerst noch abzusehen.
 
     
     
 
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