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Reise ins erhoffte Paradies

 
     
 
Derzeit gibt es einen Negativrekord nach dem nächsten an den europäischen Küsten des Mittelmeers und den Kanaren. Immer mehr afrikanische Flüchtlinge gehen dort an Land. Aber nicht nur Europa hat ein Problem mit den Zehntausenden von Armutsflüchtlingen, die jährlich auf den Kontinent drängen. Die USA erleben ähnliches. Hans-Joachim Löwer, lange Jahre Auslandskorrespondent des Magazins
"Stern", hat sich in Guatemala einem Flüchtlingsstrom angeschlossen. Von der Grenzstadt Tecun Uman geht es mit dem Güterzug quer durch Mexiko bis in die USA. Immer wieder verliert er seine Gruppe und schließt sich einer neuen an. Es sind fast nur junge Männer, die mit nur wenig Geld in der Tasche und höchstens einer Plastiktüte mit Kleinigkeiten den Weg ins für sie gelobte Land antreten.

Löwer berichtet vom Lebensalltag der Männer, ihren Gründen zur Flucht und ihren Hoffnungen. Einige lassen Frau und Kinder zurück und wollen in den USA in drei Jahren so viel Geld verdienen, daß sie sich in ihrer Heimat ein Häuschen bauen können. Andere suchen nur das Abenteuer, träumen von Luxus. Fast alle sind ungebildet, haben keine Ahnung davon, wohin der Zug sie fährt. Löwer trifft auf einen Mann, der unbedingt nach "Ohio in Kanada" möchte. Auf die Frage, ob er schon mal auf einer Karte nachgeschaut habe, zuckt er irritiert mit den Schultern.

Immer wieder unterbricht der Autor seine Reportage und gibt Hintergrundinformationen. Auch befragt er entlang der Strecke Bahnhofsmitarbeiter, Polizisten, Sicherheitsleute, Grenzpersonal, Hilfsorganisationen. Die im Buch vorhandenen Fotos vermitteln einen Eindruck davon, wie viele Menschen wie Trauben an den Zügen hängen. Zwar werden sie von Sicherheitsleuten immer mal wieder weggescheucht, so daß manche schon zum dritten Mal den Versuch der Flucht in die USA antreten, trotzdem ist erschreckend, wie sehr in Mexiko die Augen vor den Durchreisenden verschlossen werden. Schließlich verdienen auch viele an dem Schleusergeschäft.

Auch wenn der 1948 geborene Autor manchmal Not und Elend sowie absurde Erlebnisse durchaus eindringlicher hätte schildern können, bekommt der Leser einen Eindruck, um was für ein Massenproblem es sich da handelt. Für Löwer endet die Reise an der Grenze zur USA, wo er in einem Heim lebende Menschen besucht, die bei der gefährlichen Reise per Güterzug Arme oder Beine verloren haben.

Hans-Joachim Löwer: "Bahnhof der Träumer - Mit Latinos illegal durch Mexiko", Herbig, München 2006, 86 Fotos, geb., 220 Seiten, 17,90 Euro 5760
 
     
     
 
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