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Rumsfeld - der Bock als Gärtner

 
     
 
Kritiker der Außenpolitik der USA weisen immer wieder auf ihre Unberechenbarkeit hin. In der Tat ist es verwirrend, Washingtons rasche Kehrtwendungen nachzuvollziehen, die auf nur mäßige Weisheit der Regierenden schließen läßt. So rüsteten die USA zunächst die Taliban-Kämpfer in Afghanistan militärisch auf, die wenige Jahre später als Erzfeinde bezeichnet und bekämpft wurden. So unterstützten sie den Irak unter Saddam Hussein
im Kampf gegen den Iran, zogen aber bald darauf gegen ihn als den Inbegriff des "Bösen" zu Felde.

Einen weiteren Beleg für die unstete amerikanische Außenpolitik lieferte kürzlich die britische Zeitung The Guardian, als sie sich mit den "zwei Gesichtern von Rumsfeld" befaßte, wie es in großen Lettern über die erste Seite geschrieben war. Nach Informationen von The Guardian gehörte Donald Rumsfeld, bis er in die Regierung von George W. Bush überwechselte, dem Vorstand der in Zürich ansässigen Firma ABB an, einer der großen europäischen Entwicklungsfirmen von technischen Großanlagen. Während er dort in der Unternehmensleitung tätig war, schloß ABB einen Vertrag mit der Regierung von Nord-Korea über die Lieferung von zwei Leichtwasser-Reaktoren im Werte von 200 Millionen Dollar. Dies geschah laut The Guardian zwei Jahre, bevor derselbe Rumsfeld Nord-Korea zur "Achse des Bösen" rechnete, weil das Land sich in die Lage versetzt hatte, atomwaffentaugliches Material zu produzieren. Rumsfeld saß von 1990 bis 2001 im ABB-Vorstand. Er verdiente pro Jahr 190.000 US-Dollar. Der damalige Verkauf von Leichtwasser-Reaktoren an Nord-Korea war ein Teil der Politik des damaligen US-Präsidenten Clinton, Nord-Koreas Regime für den Westen zu gewinnen. Daher konnte ABB mit der kommunistischen Regierung einen Vertrag abschließen über eine auf weite Sicht angelegte Zusammenarbeit. ABB eröffnete sogar in Nord-Koreas Hauptstadt Pjöngjang ein eigenes Büro.

Als die britische Zeitung im amerikanischen Verteidigungsministerium nach den früheren Aktivitäten des Ministers fragte, bekam sie die Antwort, der Minister könne sich an diesen Auftrag aus Nord-Korea nicht erinnern. Ein Mit-Direktor von ABB allerdings gab The Guardian die Auskunft, daß die Mitglieder des Vorstandes sehr wohl über die Lieferung von Leichtwasser-Reaktoren an Nord-Korea informiert worden seien.

Wenige Monate später beendete Präsident Bush die Politik Clintons, der sich um Verständigung mit dem kommunistischen Regime bemüht hatte. Bush traute Nord-Korea nicht und warnte Pjöngjang, Nuklear-Raketen zu bauen. Im Januar 2002 zählte die Bush-Regierung Nord-Korea zur "Achse des Bösen" neben Irak und Iran. The Guardian zitiert die Worte des amerikanischen Präsidenten: "Ich verabscheue (loathe) Kim Jong-il!"

Nach den erfolgreichen Feldzügen gegen Afghanistan und den Irak ist das Ansehen von Verteidigungsminister Rumsfeld in Washington gestiegen. Zwei Jahre, nachdem er die Firma ABB verlassen hatte, drückte er seine Meinung aus, daß das nordkoreanische Regime ein Terrorregime sei, das am Rande des Zusammenbruchs dahintaumele. Er drohte Pjöngjang, die USA könnten neben dem Krieg gegen den Irak sehr wohl einen zweiten Krieg führen, nämlich den gegen Nord-Korea, wenn es Nuklear-Raketen baue. Dabei hatte die Firma ABB, in deren Leitung er eine einflußreiche Position innehatte, durch die Lieferung von Leichtwasser-Reaktoren Nord-Korea erst in die Lage versetzt, atomwaffentaugliches Material zu produzieren.
 
     
     
 
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