|  | Dem früheren SPD-Finanzminister Hans Apel kommen die Volksparteien inzwischen     vor wie Supertanker, nämlich kaum beweglich und schwer manövrierbar: "Und sie     verlieren Öl, das sich lähmend über die Strukturen der Gesellschaft ausbreitet".     Einer der Gründe für die Starrheit des Systems liegt für Apel darin, daß sich die     Parteien direkt an die Staatskasse angeschlossen haben. "Wozu brauchen die noch     Mitglieder? Zur Finanzierung jedenfalls nicht", empört sich Apel und rechnet vor,     daß sich die Parteien mit 1,5 Mrd. Mark pro Jahr aus der Staatskasse segnen. Die     Finanzierung erfolgt über diverse Kanäle, wobei neben den Parteien deren     "Stiftungen  " saftig kassieren. 
 Allein die "Globalzuschüsse" des Innenministeriums für die Stiftungen     sollen 187,18 Millionen Mark betragen. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die     SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung sollen jeweils 55,58 Millionen Mark Globalzuschüsse     erhalten. Für die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung und die CSU-nahe     Hanns-Seidel-Stiftung sind je 21,38 Millionen vorgesehen. Die den Grünen nahestehende     Heinrich-Böll-Stiftung soll 17,1 Millionen Mark erhalten. Die Stiftung der PDS bekommt     trotz Klage nichts.
 
 Aufgestockt werden die Zahlungen des Auswärtigen Amtes an die politischen Stiftungen.     Ebert- und Adenauer -Stiftung erhalten aus diesem Etat je 4,81 Mio. (jeweils 100 000     Mark mehr). Seidel- und Naumann-Stiftung bekommen je 1,85 Mio.(40 000 Mark mehr) und     die Böll-Stiftung 1,48 Mio DM (plus 30 000). Weitere Zahlungen an die     Parteistiftungen erfolgen noch aus anderen Etats der Regierung, zum Beispiel aus dem     Haushalt des Entwicklungshilfeministeriums. Mit Staatsunterstützung werden treuen     Parteisoldaten hochbezahlte Auffangjobs im Ausland verschafft, zum Beispiel in     Inselstaaten der Südsee, wo die Stiftungs-Repräsentanten die politische Bildung der     Einheimischen verbessern sollen.
 
 Zusätzlich sind im Etat des Innenministeriums noch 16,1 Mio. für die Schaffung von     Bildungsstätten und 171 000 Mark für Tagungen vorgesehen. Da die Parteien die     Finanzierung ihrer Stiftungen stets einvernehmlich regeln, besteht an einer Verabschiedung     dieser Etatposten auch nach einem eventuellen Wechsel der Mehrheiten nach der     Bundestagswahl kein Zweifel. Ohnehin sicher sind den Parteien wie in jedem Jahr 230 Mio.     Mark direkte Staatsfinanzierung, die Wahlkampfkostenerstattung.
 
 Der Parteienfinanzierungsexperte Hans Herbert von Arnim hält die     "Globalzuschüsse" für verfassungswidrig, da dem Bund die Kompetenz zur     Finanzierung politischer Bildungsarbeit fehle. Nach seinen Angaben erhalten die Stiftungen     pro Jahr aus den verschiedensten Einzeletats insgesamt 620 Millionen Mark vom Staat.Von     Arnim sprach von "schlaraffenähnlichen  Wachstumsraten" und einer     völlig undurchsichtigen Finanzierung. Für Apel hat die krisenhafte Entwicklung des     deutschen Parteiensystems mit der Staatsfinanzierung ihren Anfang genommen.
 
 
 
 
 |  |