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Skandal um Schutztruppen-Denkmal

 
     
 
Strahlend blauer Himmel und fast afrikanische Temperaturen, das Wetter spielte zumindest mit. Doch schon der zweite Blick ließ vermuten, daß da jemand nicht mitspielen wollte. Vor dem Tor der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg-Jenfeld hielt sich die Polizei in Bereitschaft. Am Eingang zu dem abgezäunten Gelände des Parks Kontrolle der Einladungskarten. Dahinter ein gepflegter, baumbestandener Park. Die ersten Gäste stehen in Gruppen beisammen und betrachten die unverhüllten Terrakottafiguren. Der Bildhauer Walther von Ruckteschell
hat sie 1939 für das Tor der Lettow-Vorbeck-Kaserne geschaffen. Alles strahlt eine heitere Ruhe aus.

Im Gegensatz dazu standen die Auseinandersetzungen um die Eröffnung des Parks im letzten Jahr (die berichtete in der Ausgabe vom 21. September 2002). Der Vorsitzende des "Kulturkreises Jenfeld", Horst Junk, hatte die Idee, das Gelände der Lettow-Vorbeck-Kaserne nach der Aufgabe durch die Bundeswehr kulturell zu nutzen. Zur Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit und als Ausdruck der guten Beziehungen der Bundesrepublik zu Tansania sollte ein gleichnamiger Park entstehen. In Absprache mit dem Premierminister Tansanias sollten neben dem Schutztruppenehrenmal das Askari-Relief und der Pavillon Tansanias von der Expo 2000 in Hannover das Ensemble vervollständigen.

Auch jetzt, fast genau ein Jahr später, wartete die linksgerichtete taz in ihrer Hamburg-Ausgabe auf der Titelseite mit Gruselgeschichten auf, um die einseitige Geschichtsinterpretation einiger Wirrköpfe zu verbreiten und damit die Eröffnung des Parks durch den "Kulturkreis Jenfeld" und den "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" in ein schlechtes Licht zu rücken.

"Das Denkmal hat nichts mit Nationalsozialismus zu tun. Und wer sagt, daß das Askari-Relief eine Glorifizierung eines rassistischen Systems sei, der ist von vornherein nicht bereit, sich mit der Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen. Solchen Menschen geht es nur um ihr ideologisiertes Geschichtsbild", kommentiert der Architekt des "Kulturkreises Jenfeld", Dr. Jens Rohwedder, die Angriffe einiger Gegner. Er selbst hat mehrere Jahre in Tansania als Dozent und Lehrer unterrichtet und kennt daher auch die Sichtweise der dort lebenden Menschen.

Mit ihrem Versuch, die Veranstaltung in Mißkredit zu bringen, hatten die Kritiker anscheinend auch Erfolg. Der Premierminister Tansanias, Frederik T. Sumaye, erschien nicht, wie zugesagt, zu der Feierlichkeit. Er sei noch in Zürich und werde erst am Nachmittag in Hamburg eintreffen, lautete die offizielle Erklärung aus der Kanzlei des Hamburger Senats. Sehr verwunderlich war auch die Abwesenheit des Hamburger Bausenators Mettbach, der sein Kommen ebenfalls zugesagt hatte. Sein unkommentierter Rückzieher ist schon deshalb mehr als unverständlich, da er die Gedenkstätte noch aus seiner Zeit als Bundeswehrsoldat in der Lettow-Vorbeck-Kaserne kennt und das Vorhaben des "Kulturkreises Jenfeld" von Anfang an massiv unterstützt hatte. Auch Kultursenatorin Dana Horákova glänzte durch Abwesenheit. Dazu befragt, sagte der Vorsitzende des Kulturkreises, Horst Junk: Die Unruhe um die Schill-Partei in den letzten Wochen und die Berichterstattung darüber habe wohl dazu geführt, daß sich die Lokalpolitiker erst einmal zurückziehen.

Erst später wurde bekannt: Die Senatskanzlei hatte den Festakt wegen der Verspätung des Staatsgastes kurzfristig abgesagt. Die Frage ist nur: Wem hat sie abgesagt? Den Kulturkreis hat die Senatskanzlei jedenfalls mit dieser Information verschont. Die Einweihungsfestlichkeit des Kulturkreises wurde seitens der Behörden im nachhinein als "ein gemütliches Beisammensein" abgewertet. Auf Nachfrage konnte aber weder von der Staatskanzlei noch von der zuständigen Baubehörde ein neuer Termin für die "offizielle Eröffnung" genannt werden.

Trotz allem wurde die Veranstaltung störungsfrei durchgeführt. Lediglich drei bis vier auffällige Gestalten hatten keine Einladung und standen daher vor dem Eingangsbereich herum.

Der Vorsitzende des Hamburger Landesverbandes "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" und ehemalige Standortkommandant der Lettow-Vorbeck-Kaserne, Helmut Kähler, wies darauf hin, daß auf jedem Kriegsgräberfriedhof in aller Welt ein Ginko-Baum gepflanzt wird. Er erläuterte die Bedeutung des Baumes, der als das erste pflanzliche Leben nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroschima wieder ausschlug. Als Symbol des Friedens und der Völkerverständigung wurde von Bürgerschaftsvizepräsident Peter-Paul Müller, Horst Junk und Michael Kossizigaa (s. Interview) ein solcher Baum neben das Askari-Relief gepflanzt. Auf die Frage, was mit dem Denkmal geschehen könnte, wenn sich wieder Rot-Grün in der Hamburger Bürgerschaft durchsetzen würde, meinte Junk: "Unser Bauleiter hat das Fundament so dimensioniert, daß es nicht mehr abzubauen ist. Es kann nur noch zerstört werden, und auch das nur mit Sprengstoff."

Der Tansania-Park liegt in Hamburg-Jenfeld in der Wilsonstraße und ist dienstags und freitags von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

Der Architekt hat rot-grünen Attacken "vorgebaut"

Der Stein des Anstoßes: Askari mit Trägern.

Weiße Führungsrolle: Schutztruppenoffizier mit Askaris. Die Einweihung wurde vom Senat kurzfristig abgesagt
 
     
     
 
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