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Sprache und Kultur

 
     
 
Es geht mir um die Erhaltung der deutschen Sprache, von der wiederum die deutsche Kultur abhängt. Hier steht es nicht zum besten. Sehen Sie sich doch die Zeitungen von heute morgen an! Sie finden an allen Ecken und Enden unnötige englische Wörter!"

Diese klaren Worte richtete der 92jährige Dr. Max Adenauer in seinem Haus in Köln-Müngersdorf unlängst an eine Delegation des Vereins Deutsche Sprache. Wie die "Sprachnachrichten" des Vereins berichteten, war die vom Vorsitzenden des Vereins, dem Dortmunder Professor Walter Krämer, angeführte Delegation zu ihrem Vereinsmitglied Adenauer gekommen, um ihm die Urkunde der Ehrenmitgliedschaft zu überreichen.

Adenauer, der langjährige Beige-ordnete und Oberstadtdirektor seiner Heimatstadt Köln, Ehrensenator der Universität Köln und Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes erzählte, daß er schon früher der Meinung gewesen sei, daß man gegen den Sprachverfall angehen müsse:

"Zum Beispiel hatte ich zu meiner Zeit als Oberstadtdirektor von Köln eine Anordnung an die mir nachgeordneten Dienststellen erlassen, wonach amtliche Schreiben und Dokumente der Kölner Stadtverwaltung ohne überflüssige Fremdwörter auszukommen hätten. Auch mein Vater, der frühere Oberbürgermeister von Köln und spätere Bundeskanzler, hat sich stets um eine verständliche Sprache bemüht. Leider sehen das viele Politiker heute anders".

So will der gegenwärtige Bundes-kanzler seine Politik in einer "road-show" erläutern, seine Bildungsministerin gründet eine "task force", Herr Hartz preist "JobFloater" und JobCenter", die CSU verbreitet ihre Politik per "Newsflash", ausgerechnet die für Deutschlands Kultur zuständigen Kultusminister veranstalt
en einen "Girl`s Day" und Ex-Kultusminister Mayer-Vorfelder verkauft als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes "Home- and Away-Shirts".

Der Herr braucht, wie zu recht bemerkt wurde, offensichtlich einen Dolmetscher, um den Fußballfreunden Hemden zu verkaufen. Kein Wunder, wenn Fernsehschwätzer Reinhold Beckmann einen Torschützen als "come backer" bezeichnet und damit einen Begriff erfand, den es zwar im Englischen gar nicht gibt, aber wenigstens so klingt wie denglische Schaumschlägerei. Das alles ist schlicht und einfach verrückt. Vergleichbares ist denn auch in anderen Ländern in diesen Ausmaßen nicht denkbar. Frankreich und Polen haben gesetzliche Bestimmungen zum Schutz und zur Wahrung ihrer Sprachen geschaffen. Frankreich hat schon 1992 die französische Sprache in die Verfassung geschrieben, sie damit fest in das staatliche Leben integriert und so aktive Sprachpflege ermöglicht. Der Staat selbst hat sich damit verpflichtet, französisch zu sprechen und zu schreiben.

Insgesamt ist die französische Sprachpolitik seitdem erfolgreich. Ein jährlicher Bericht über die französische Sprache ist dem Parlament vorzulegen und wird diskutiert. In Deutschland hingegen entsteht der Eindruck, daß die Regierungen in Bund und Ländern die Anglizismen gleichsam schicksalhaft hinnehmen und damit beschäftigt sind, dem Volk die deutsche Sprache auszutreiben.

Adenauer antwortete auf die Frage, ob man Sprachpflege als Staatsaufgabe sehen solle, denn auch: "Wir bräuchten auf jeden Fall auch bei uns so etwas wie eine Academie Francaise, also eine Einrichtung, die sich die Pflege der Kultur und Sprache zum Ziel gesetzt hat. Als ich klein war, hat man bei uns noch Billet und Trottoir gesagt.

Dann kam nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg eine Gegenbewegung, mit der alles Fremdsprachige vermieden wurde. Jetzt sagen wir Fahrschein und Bürgersteig. Das müßte doch heute mit den vielen englischen Ausdrücken genauso möglich sein."

Zu den Erfolgsaussichten meinte Adenauer: "Das hängt auch sehr von dem Verhalten der Medien ab. So wie die Meinungsmacher reden, redet auch das Volk. Wenn ich mir aber das deutsche Radio anhöre oder das Fernsehen ansehe, könnte einen schon der Mut verlassen."

Die Meinungsmacher müßten umgestimmt werden und man dürfe in dem Bemühen um die deutsche Sprache niemals nachlassen.

In der Tat ist es eine Zumutung, für Medienprogramme hohe Zwangsgebühren entrichten zu müssen, in denen mit dem Kulturgut Sprache unverantwortlich umgegangen wird. Nach der Entwick- lung der letzten Jahre bleibt letztlich nur, dem französischen und polnischen Beispiel zu folgen und angesichts der steigenden Flut englischer Worte auch in Deutschland gesetzliche Regelungen zum Schutz der eigenen Sprache einzuführen. Der frühere Berliner Senator Eckart Werthebach (CDU) hat recht, wenn er feststellt: "Die Kultur einer Nation wird auch getragen durch eine gemeinsame lebendige Sprache; sie ist der Schlüssel für das Selbstverständnis und das Selbstwertgefühl eines Volkes."

Zur Wahrung der Sprache ist gesetzlicher Schutz dringend nötig Es ist dem französischen Beispiel zu folgen: Denglisch ist vermeidbar
 
     
     
 
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