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Stalinopfer

 
     
 
Seit Mitte der 90er Jahre kehren viele polnische Familien, die während des Zweiten Weltkrieges in die Sowjetunion verschleppt worden waren, wieder nach Polen zurück. Diese Rückkehr wird von keiner staatlichen Institution organisiert. Sie erfolgt durch Eigeninitiative der Betroffenen.

Die meisten dieser sogenannten Rußlandpolen kommen aus Kasachstan und werden in den deutschen Ostgebieten angesiedelt, wie es nach 1945 auch mit der großen Mehrzahl jener Polen geschah, die nach Annexion der polnischen Ostgebiete durch die Sowjetunion ihre Heimat verlassen mußten. Nur wenige dieser Rückkehrer besitzen die polnische Staatsangehörigkeit oder erwerben sie kurz nach der Ankunft im zugewiesenen Gebiet. Und die jungen Rußlandpolen sind kaum oder gar nicht der polnischen Sprache mächtig.

Die Warschauer Zeitung "Polityka" klagt darüber, daß viele dieser Umsiedler Anpassungsschwierigkeiten hätten und oft mit dem Leben in der neuen Heimat nicht fertig würden. Deshalb kehre auch ein großer Teil von ihnen enttäuscht wieder zurück – nach Rußland oder nach Kasachstan. Dabei würden sie bei der Neuansiedlung sowohl von der "Polnischen Gemeinschaft", die sich für die Auslandspolen engagiert, als auch von der Caritas tatkräftig unterstützt. Beide Organisationen würden Finanz- und Sachhilfen gewähren. Die "Polnische Gemeinschaft" stelle sogar persönliche Berater ab, die den Rußlandpolen bei der Eingliederung behilflich sind. Doch oft seien alle Bemühungen vergeblich.

Den Neuankömmlingen, die vorher auf Sowchosen
oder Kolchosen beschäftigt waren, falle es besonders schwer, sich in der inzwischen marktwirtschaftlich orientierten polnischen Landwirtschaft mit ihren Privatbetrieben zurechtzufinden. Dies führe dazu, daß die Arbeitsmoral sehr zu wünschen übrig lasse. Auch seien viele Rückkehrer dem Alkoholismus verfallen. Ganz entscheidend aber sei ihre Unselbständigkeit: "Man muß sie jederzeit am Händchen führen", klagen polnische Kommunalpolitiker, und dies könne man doch nicht die ganze Zeit über tun. Die Folge sei, daß es immer wieder zu Reibereien mit den ansässigen Landsleuten käme, die vor allem erbittert darüber seien, daß die "Rußlandpolen" kaum Initiativen entwickeln würden, ihre Muttersprache zu erlernen. Warschau könnte dem durch Sprachkurse in Kasachstan entgegenwirken. Doch darüber wird in Polen offenbar nicht nachge-dacht.

 

 
     
     
 
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