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Unbelehrbar und steril

 
     
 
Unsereins darf gespannt sein, wie ,unabhängige Publizisten mit Deinen Erinnerungen umgehen. Wenn wieder Denunziationen wie ,unbelehrbar und ,unverbesserlich auftauchen, erschrickst Du nicht. Dir sind beim ,Fronteinsatz ganz andere Kugeln um die Ohren gepfiffen. Zu wünschen ist Dir und uns, daß Dein Buch vor allem Jugendliche erreicht. Für manchen wird es eine Offenbarung." Mit diesen Worten lobte Prof. Dr. sc. phil. Horst Schneider das neu herausgekommene Buch seines Freundes und Kollegen Prof. Dr. Stefan Doernberg. In "Fronteinsatz - Erinnerungen eines Rotarmisten, Historikers und Botschafters" erinnert sich Stefan Doernberg, der vor kurzem seinen 80. Geburtstag mit Lothar Bisky
und Hans Modrow feierte, an seinen politisch-ideologisch bestimmten Lebensweg.

Doernberg, der einer Familie von "assimilierten Juden" entstammt, zog mit seinen Eltern, überzeugten Kommunisten, 1935 in die Sowjet-union. Der Autor fügte sich schnell in seine neue Umgebung ein und meldete sich einen Tag nach seinem 17. Geburtstag bei der Roten Armee, um gegen sein Geburtsland in den Krieg zu ziehen. Bei der letzten großen Schlacht um Berlin war der junge Leutnant mit dabei und erhielt unter General Tschuikow besondere Einblicke in die Entwicklungen nach der Einnahme der deutschen Hauptstadt. In den 50er Jahren studierte er dann in Moskau Geschichte und machte als Wissenschaftler und Institutsdirektor Karriere. Auch als DDR-Botschafter in Finnland war er in den 80er Jahren tätig.

Der Lebensweg des Autors ist durchaus interessant. Er hat Einblicke erhalten wie kaum ein anderer, und egal wessen ideologisches Kind er ist, so sollten diese Erlebnisse doch für ein abgerundetes Geschichtsbild interessant sein. Doch sein Kollege Schneider vermutet zu recht - wenn auch in einem anderen Sinne -, daß so mancher Doernberg angesichts seiner vorliegenden Erinnerungen als "unbelehrbar" und "unverbesserlich" bezeichnen würde. Wer über die Verhaftung seines Vater unter Stalin als angeblicher deutscher Spion nur wenige, sachliche Zeilen verliert, wer den Krieg nahezu steril schildert, wer den hautnah erlebten Tod nur in Zahlen auszudrücken weiß, ist kein wirklich guter Zeitzeuge. Wo sind die Stimmungen, die Empfindungen, die Erkenntnisse. Doernberg reflektiert überhaupt nichts, dabei folgte er doch lange zweifelhaften Idealen. Sein rein persönlicher Lebenslauf ist einfach nicht die Lektüre wert.

Stefan Doernberg: "Fronteinsatz - Erinnerungen eines Rotarmisten, Historikers und Botschafters", edition ost, Berlin 2004, broschiert, zahlr. Abb., 288 Seiten, 14,90 Euro

 
     
     
 
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