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Vertreibung: Frauen brechen ihr Schweigen

 
     
 
Das Thema "Gewalt gegen Frauen" ist modern, denn erst seit etwa 25 Jahren wird in der Öffentlichkeit darüber informiert. Inzwischen gibt e viele Zufluchtstätten und Beratungsstellen für Gewaltopfer. Die Verbreibungsverbreche an Frauen sind hingegen schon vor über 50 Jahren geschehen. Ein solch "altes" Thema wurde bisher lediglich von Historikern und Buchautoren aufgegriffen. Für de Mitarbeiterkongreß des BdV wurde jetzt zum ersten Male eine Psychologin als Referenti gewonnen. Regina Steil befaßt sich am Psychologischen Institut der Universität Jen wissenschaftlich mit Gewaltverbrechen an Frauen. Sie hatte über die Beratung vo Gewaltopfern auch Kontakt zu Frauen erhalten, deren Erlebnisse lange zurücklagen, die aber erst jetzt um Hilfe baten – 54 Jahre danach!

Regina Steil stellte fest, daß Vergewaltigung von Frauen am Ende des Zweite Weltkrieg
es ein ganz neues Thema für die Wissenschaft sei. Bis 1998 habe es keine einzig Untersuchung darüber gegeben, was den Frauen angetan worden war und wie sie die bewältigt hätten. Es gebe zwar Erlebnisberichte in großer Zahl, diese seien jedoch ni psychologisch ausgewertet worden.

Frau Steil hat gemeinsam mit einer Mitarbeiterin im vorigen Jahr betroffen Zeitzeuginnen gesucht und mit 32 von ihnen Interviews geführt, die sie auswertete. Die Suche war über regionale und überregionale Presse erfolgt und gestaltete sich mühselig weil die Frauen ihre Erlebnisse nach so langer Zeit nicht wieder aufleben lassen wollten Selbst von geschulten Psychologinnen durchgeführte Interviews seien nicht einfac gewesen. Blicken wir zurück: Am Ende des Zweiten Weltkrieges war jeder mit der Not de täglichen Lebens so beschäftigt, daß keine Zeit war, die Erlebnisse zu erzählen, si zu bewältigen und aufzuarbeiten. Das Schamgefühl war so gelernt, daß es vielen Fraue unmöglich erschien, darüber zu berichten, was ihnen geschehen war. Also verdrängten si die Erinnerung.

Den betroffenen Frauen mangelte es später oft an Vertrauen zu anderen Menschen, ih Selbstbewußtsein war zerstört, ihre Verletzungen betrafen alle Bereiche de Gefühlslebens, und dennoch half ihnen niemand. Dadurch entwickelten sich schlimmer Konsequenzen.

Von Frauen, die sexuelle Gewalt erlitten haben, entwickelten bis zu 80 Prozen psychische Störungsbilder, die oft erst nach Jahren und Jahrzehnten zum Vorschein kommen Ärzte, Psychologen und Psychiater wissen um die Symptome wie Alpträume Vermeidungsverhalten, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Suchtverhalte und Depressionen, die bis zum Selbstmord führen können.

Gerade im Alter besteht für Frauen die Gefahr, daß lange zurückliegende, hoc belastende Gewalterfahrungen sich in psychischer Erkrankung entladen. Ihr Leben is ruhiger geworden durch den Auszug der erwachsenen Kinder, durch körperlich Einschränkungen oder durch den Tod des Mannes. Es entsteht Einsamkeit bis zur Isolation es gibt reichlich Zeit zum Nachdenken und Erinnern. Dadurch werden sie mit ihre Erlebnissen konfrontiert und leiden erneut schlimme Qualen.

Dennoch suchten nur 25 Prozent der befragten Frauen medizinische oder psychologisch Hilfe auf, obwohl 60 Prozent akute Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung wi Schuldgefühle und schlimme Depressionen zeigten. Frauen, die ihre Erlebnisse liebe verdrängten, waren um so mehr gestört.

Andere Frauen, die es geschafft hatten, mit ihrem Mann oder ihren Kindern darüber zu sprechen, hatten es wesentlich leichter, ihre Erfahrungen zu verkraften. Mehr als die Hälfte aller Befragten hatte bis zum heutigen Tag über ihre Gewalterfahrungen nich berichten können.

Die sehr detaillierten Ausführungen von Regina Steil führten zu starker Betroffenhei bei den etwa 50 Anwesenden im Gesprächskreis, zu dem auch acht Männer gekommen waren.

Es wurde aus dem Teilnehmerkreis von Aktivitäten berichtet, die vertriebene un vergewaltigte Frauen zur Aufarbeitung ihres Schicksals anregten. Nicht nur in Kreisverbänden des BdV, sondern vor allem in Beratungsstellen, bei Telefonnotrufen un bei Psychologen gibt es spezielle Hilfsangebote für die heute noch leidenden Fraue unseres Verbandes und darüber hinaus.

Auf der BdV-Tagung wurde auf einen Musterprozeß in Deutschland hingewiesen, bei de die Erhöhung der Rente für Frauen erfolgreich durchgefochten wurde, weil si nachweislich an posttraumatischen Belastungsstörungen wegen ihrer Gewalterlebnisse a Ende des Krieges litten. Sybille Dreher (DOD
 
     
     
 
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