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Von Bienen und Imkern sehr geschätzt

 
     
 
Als nach der letzten Eiszeit Deutschland noch fast baumlos war und hier ein trockenes, wärmeres Klima als heute herrschte, fanden Haselnüsse, die aus Vorzeiten vielleicht in der Erde geschlummert hatten oder als Fracht mit dem zu Tale strömenden Schmelzwasser bereits aus Mitteleuropa herangetrieben wurden, ideale Entwicklungsbedingungen. Durch Erdfunde konnte bewiesen werden, daß in unseren Breiten der Haselstrauch seit 8000 Jahren heimisch ist. Auf Siedlungsplätzen aus der Jung-steinzeit und späteren Grabbeigaben fand man hier Reste von Haselnüssen.

In späteren Jahrtausende
n beherrschte ausgedehnter Urwald die Landschaft, aber an lichten Stellen konnten sich Haselsträucher halten. Sie sind immer noch Begleiter unserer Laubwälder. Zwischen Hecken, in Knicks, Parkanlagen und Gärten sind die Haselsträucher leicht zu ent-decken, besonders, wenn uns an hellen Wintertagen bereits Ende Januar ihre schnell länger werdenden Kätzchen an den Zweig-enden grüßen. Schon Anfang Februar werden sie prall und färben sich buttergelb. Schon seit dem Sommer des vergangenen Jahres hingen sie voll entwickelt im Gezweig, waren aber klein, vertrockneten Würstchen ähnlich, und verdeckt vom dichten grünen Laub des zu den Birkengewächsen gehörenden Haselstrauches. Sie sind spitz-eiförmig und beidseitig ausgesägt wie die Blätter der ihm verwandten Hainbuche.

Nun aber, wenn die Februarsonne bereits Winterlinge und Schneeglöckchen zum Blühen lockt, sind diese sommers unscheinbaren "Würstchen" nicht mehr zu übersehen. Die männlichen Blütenspindeln sind nun vier bis sechs Zentimeter lang und geben den Staubblüten Raum, daß sie Platz haben für die unvorstellbare Vielzahl ihrer Pollen, die sie freigebig ausschütten. Der Wind treibt sie wie gelbe Wölkchen vor sich her. So finden sie bestimmt die weiblichen Blüten, die in den Zweigknospen gebettet sind. Nur ein Büschel karminroter Narben ragt empfangsbereit heraus. Die so reichlich verstreuten Pollen liegen bald wie feiner, gelber Staub auch auf Wegen, Autos, Fenstersimsen.

Diese frühen Haselpollen sind auch begehrt bei den zum Reinigungsflug startenden Winterbienen, die dieses schwefelgelbe Blütenmehl in ihren Höschen sammeln und zum Stock tragen. Sie animieren dadurch ihre Königin zum Eierlegen. Nektar enthalten die winzigen, auf Windbestäubung eingerichteten Hasel- kätzchen nicht, aber die Imker wissen diese frühen Blüten dennoch zu schätzen und pflanzen darum und nicht nur zum Schutz Haselsträucher in der Nähe ihrer Bienenstöcke an. Aus den befruchteten weiblichen Blüten entwickeln sich im Laufe des Sommers, von einer grünen, krausen, geschlitzten, am Rand zipfligen Hülle umgeben, die ölreichen, wohlschmeckenden Haselnüsse. Meistens kann sich in der holzigen Schale nur eine Nuß entwickeln.

Zwei Nüsse in einer Schale zu finden ist ein Spaß junger Leute seit alters her. Für solch ein "Vielliebchen" soll der Finder mit einem Kuß belohnt werden. Dieses Liebesspiel verrät immer noch, warum das Nüsseknacken ein beliebter Zeitvertreib besonders an langen, dunklen Winterabenden ist. Die kalorienreiche Haselnuß ist ein wichtiger Eiweißlieferant und enthält außerdem die Vitamine E, B1 und B2.

Früher, als man noch glaubte, daß die Haselkätzchen, ins Herdfeuer geworfen, das Haus vor Unbill und Blitzeinschlag schützen oder - als Tee gereicht - gegen fiebrige Erkältung helfen könnten, war man auch davon überzeugt, daß Haselnüsse die Manneskraft stärken. Die heilkundige Hildegard von Bingen verachtete zwar die den Haselstrauch umgebenden mythischen Fruchtbarkeitsfeste, aber sie riet doch, der sich nach eigenen Kindern sehnende Mann solle "zur Behebung seiner Unfruchtbarkeit Haselkätzchen nehmen, davon den dritten Teil Mauerpfeffer und soviel, wie der vierte Teil Mauerpfeffer ist, Winde und etwas von dem gebräuchlichen Pfeffer. Diese koche er mit der Leber eines jungen, bereits geschlechtsreifen Bockes zusammen, nachdem auch noch etwas frisch geschlachtetes, fettes Schweinefleisch zugefügt ist. Dann soll er, nachdem jene Kräuter entfernt sind, das Fleisch essen."

Das Holz des Haselstrauches, das am unteren Stamm sechs bis acht Zentimeter Durchmesser erreicht, gilt nicht viel, aber mit seinen leichten, biegsamen Zweigen sind in Asien und Europa noch hier und dort Wünschelrutengänger unterwegs, um nach Wasseradern und positiven oder negativen Energiefeldern zu suchen. Moderne Rutengänger bedienen sich nun eines Kupferstabes. Ob daran wohl auch "silberne Schlüsselchen" hängen, wie der Sage nach am Haselzweig, mit denen sich unterirdische Schatztruhen öffnen lassen?

Der uns auf Frühlingsfreuden einstimmende Haselstrauch hat zwei schöne Geschwister: die langsam wachsende Korken- zieherhasel und die Rotblühende Hasel, die mit ihren im Sommer dunkelroten Blättern dem Blumenbeet einen hübschen kon- trastreichen Hintergrund gibt. Durch Stecklinge oder eingepflanzte Nüsse lassen sich alle Haselsträucher vermehren. Auch nach mehrfachem Abholzen treiben sie leicht wieder aus und weiter. Sie sind fast unverwüstlich. Anne Bahrs
 
     
     
 
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