|   | 
          Wehe! Es kommt die Zeit des     verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann.
       Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen. "Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was     ist Sehnsucht? Was ist Stern?"  so fragt der letzte Mensch und blinzelt.
       Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der alles klein     macht. Sein Geschlecht ist unaustilgbar wie der Erdfloh; der letzte Mensch lebt am     längsten. "Wir haben das Glück erfunden"  sagen die letzten Menschen und     blinzeln.
       Sie haben die Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben: denn man braucht Wärme. Man     liebt noch den Nachbar und reibt sich an ihm: denn man braucht Wärme. Krank-werden und     Mißtrauen-haben gilt ihnen sündhaft: man geht achtsam einher. Ein Tor, der noch über     Steine oder Menschen stolpert:
       Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt, zu einem     angenehmen Sterben.
       Man arbeite noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung. Aber man sorgt, daß die     Unterhaltung nicht angreife. 
       Man wird nicht mehr arm und reich: beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren?     Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich. 
       Kein Hirt und Eine Herde! Jeder will das Gleiche. Jeder ist gleich: wer anders fühlt,     geht freiwillig ins Irrenhaus.
       "Ehemals war alle Welt irre"  sagen die Feinsten und blinzeln. 
       Man ist klug und weiß alles, was geschehen ist: So hat man kein Ende zu spotten. Man     zankt sich noch, aber man versöhnt sich bald  sonst verdirbt es den Magen. 
       Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt     die Gesundheit. "Wir haben das Glück erfunden"  sagen die letzten     Menschen und blinzeln. 
       Friedrich Nietzsche   , "Also sprach Zarathustra"                        Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts war es logisch und richtig, daß gerade von Amerika     die Diskussion über eine neue Weltordnung angestoßen wurde. Um die ist es merkwürdig     still geworden. Eine solche Ordnung verlangt, daß sie für alle Staaten, groß oder     klein, gleiche Rechte und Pflichten und gleiche Sicherheiten bringt. Amerika  an     seiner Seite der Irak und Lybyen, China und Indien wie der Iran  hat die Bildung     eines "Internationalen Strafgerichtshofs" (ICC) abgelehnt und droht mit aktivem     Widerstand. Der Vorsitzende des Auswärtigen Senatsausschusses hat erklärt, daß man     niemals eine Institution akzeptieren werde, die auch nur theoretisch die Möglichkeit von     Anklagen gegen Amerikaner einschließe. Es ist ermutigend, daß alle Mitglieder der     Europäischen Union und Rußland unter den 120 Staaten sind, die dem amerkanischen Druck     nicht nachgegeben haben. Vor acht Jahren wollten die USA zur Stärkung der Vereinten     Nationen eigene Streitkräfte deren Kommando unterstellen; zur Zeit lehnen sie gerade dies     ab.
       Hier stellt sich die grundsätzliche Frage, ob Amerika im Bewußtsein seiner     unangefochtenen Macht die Welt führen und ihr seinen Stempel aufdrücken will oder ob es     demokratisch genug ist, Mehrheiten zu akzeptieren und sich Beschlüssen zu fügen, die     gegen seinen Willen entstanden sind. 
       Egon Bahr, "Der Nationalstaat: überlebt und unentbehrlich"                        Als die Bolschewisten Rußland eroberten, hatten sie in dem ganzen Riesenreich ungefähr     ein Vierzehntel der Anhänger, die die Kommunisten allein heute in Berlin zählen. Bei den     Reichstagswahlen im September 1930 gewannen die komnministischen Parteien in Berlin 739     235 von den insgesamt 2 709 257 Stimmen. 
       H.R. Knickerbocker, "Deutschland  So oder so?", Rowohlt Verlag Berlin     1932 
        | 
            |