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Weizsäcker in Widersprüche verstrickt

 
     
 
Mit der Zähigkeit der "Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel" (TPG) und ihres Vorsitzenden Max Klaar hatte Richard v. Weizsäcker offenbar nicht gerechnet. Von der Märkischen Allgemeinen (MAZ) Ende Juni auf eine frühere Spende an die TPG angesprochen, sagte der Altbundespräsident barsch, er wisse nicht, was mit dem Geld geschehe, und fügte einen Ausspruch an, der ihm mittlerweile zentnerschwer im Magen liegen dürfte: "Mit Leuten, die die Widerständler des 20. Juli als Landesverräter bezeichnen, will ich nichts zu tun haben!" Die TPG reagierte prompt und forderte Weizsäcker zur Klarstellung auf. Seit der Gründung im Jahre 1984 sei der TPG der 20. Juli "mit das Kostbarste", was die deutsche Militärgeschichte
hervorgebracht habe, so der TPG-Vorsitzende Klaar an Weizsäcker. Es sei also "schlicht unwahr", was da über die Haltung der Traditionsgemeinschaft zum 20. Juli gesagt worden sei.

Darauf behauptete das ehemalige Staatsoberhaupt zunächst, der Verratsvorwurf aus den Reihen der TPG sei ihm "mitgeteilt" worden, ohne hinzuzufügen, von wem. Auf diese "Mitteilung" habe er gegenüber der genannten Zeitung "Bezug genommen". Umgehend hakte die TPG nach und bat den Altpräsidenten, ihr zu verraten, wer der geheimnisvolle Verleumder sei, der ihm diese "rufschädigende Unwahrheit" über die Traditionsgemeinschaft hinterbracht habe. Man werde mit der Sache an die Öffentlichkeit gehen, da schließlich auch die Rufschädigung öffentlich geschehen sei.

Nun wandte sich auch v. Weizsäcker an die Öffentlichkeit und schrieb einen Leserbrief an die MAZ, in dem er die Haltung der TPG zum Widerstand gegen Hitler plötzlich lobt und sein Bedauern kundtut, falls durch seine Äußerungen Schaden entstanden sei. In einem Schreiben an TPG-Chef Klaar läßt der Altpräsident den anonymen Einflüsterer unversehens fallen und beteuert, er habe sich "weder damals noch jetzt ... auf Dritte berufen oder Tatsachenbehauptungen aufgestellt". Dem widerspricht sowohl Weizsäckers früheres Schreiben an die TPG, wo er sich auf die "Mitteilung" eines Dritten beruft, als auch der Mitschnitt des Gesprächs mit der MAZ, aus dem Weizsäckers Unterstellung gegen die Traditionsgemeinschaft klar herauszulesen ist.

Das sieht auch der TPG-Vorsitzede Max Klaar so und kündigte gegenüber deran, nun rechtliche Schritte gegen Weizsäcker zu prüfen. Der "will sich offenbar aus der Affäre ziehen", so Klaar.

Wie sich die Zeiten gleichen: Am 15. Dezember 1895 veröffentlichte die in Paris und Brüssel erscheinende Zeitschrift Le Sport Universel Illustré ein Foto von der Baustelle Olympiastadion in Athen; dort, so wurde gemeldet, wolle man in knapp vier Monaten eine Neuauflage der Olympischen Spiele starten. Schon damals - wie fortan alle vier Jahre - stellte sich die bange Frage: Werden die denn rechtzeitig fertig, oder gibt es Chaos statt Sport? Am 1. Mai 1896 dann die Entwarnung: Mit einem weiteren Foto konnte die Sport-Illustrierte belegen, daß tatsächlich vom 7. bis 15. April Olympische Spiele stattgefunden hatten - in einem vollständig fertigen Stadion und ohne jegliches Chaos. Ansonsten beäugte man die Neuerung eher skeptisch. Daß die Wiederbelebung der antiken Spiele von Dauer sei, wurde angezweifelt, und für die Entsendung eines eigenen Berichterstatters erschien das Spektakel allemal zu unbedeutend. So konnte sich der Grieche Georgos Mélas als Multitalent profilieren: Der Sektretär des Hellenischen Olympischen Komitees, Cheforganisator zunächst der Bauarbeiten, dann der Wettkämpfe, schrieb nicht nur die Texte für die französischsprachige Zeitschrift, sondern lieferte auch die fertigen Klischees der von ihm angefertigten Bilder. Ob er auch noch selber an einem der Wettkämpfe teilgenommen hat, ist leider nicht überliefert. (Weitere Beiträge zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Athen am 13. August auf den Seiten 11 und 21.) Juliane Meier

Fotos: G. Mélas / Le Sport Universel Illustré

 
     
     
 
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