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Wenn Dackel und Schafe ins Grüne fahren

 
     
 
Es war ein Zufall, daß ich ausgerechnet an diesem Tag die Veranstaltungshinweise im örtlichen Wochenblatt studierte. Unter der Rubrik "Ausstellungen" entdeckte ich einen Namen, der mich stutzen ließ: Marie Lömpcke. Von dieser Malerin besaß ich doch selbst zwei Bilder. Vor mehr als 20 Jahren hatte ich einen Artikel für Das geschrieben und die Künstlerin den Lesern vorgestellt. Irgendwie aber verlor man sich bald aus den Augen. Schade eigentlich, denn die kleine Schneelandschaft, die ich von ihr besitze, fasziniert mich noch heute. Kein Wunder also, wenn ich die Ausstellung mit Bildern der Marie Lömpcke unbedingt besuchen wollte. Schnell war auch ein gemeinsamer Termin ausgemacht, und so kam es nach zwei Jahrzehnten zu einem Wiedersehen in Stade, wo die Ostpreußin seit langen Jahren lebt.

In den hellen und freundlichen Räumen des Schleusenhauses waren fast 30 Arbeiten der Künstlerin ausgestellt. Wenn ich aber Landschaften wie einst erwartete, mußte ich schon allein aufgrund des Titels der Ausstellung umdenken. "Allerlei Skurriles und Blühendes" war angekündigt, und vor allem skurrile, hintergründige Motive waren denn auch zu sehen, Motive, an die mein Auge sich zunächst gewöhnen mußte, die dann aber oft zum Schmunzeln anregten. Die "Ausfahrt ins Grüne" etwa, wie ein Großteil der ausgestellten Arbeiten ein großformatiges Werk in Acryl, zeigt doch tatsächlich einen flotten Rauhhaardackel und Schafe, die von rasenden Rädern transportiert werden. Und das "Schaf auf Divan" liegt elegant wie eine Lady tatsächlich auf einem Divan, zu dem sich ein Schwein gesellt hat. Ganz anders die drei Bilder zum Thema Schafschur. Wolle türmt sich zu Bergen, hier und da ein Schafkopf, aus dem ängstliche Augen blitzen. "Das sind unsere Schafe", so Marie Lömpcke. "Jeden Morgen werden wir vom Blöken geweckt. Und immer wenn der Schafscherer kommt, bin ich mit dabei." Sie ist das "Landkind" geblieben, als das sie sich einmal bezeichnet hat. Ihre Herkunft und nicht zuletzt auch ihr unermüdliches Wirken als Landfrau mit sechs Kindern haben sie entscheidend geprägt.

Landschaften waren es einst, die sie auf die Leinwand bannte, heute sind es die Blume
n aus ihrem Garten und vor allem die Tiere, die sie aus dem Effeff kennt. Schafe, Schweine, Kühe, Hunde, Katzen finden Eingang in ihr Werk, nicht als Tierporträts sondern als handelnde Figuren, die dem Menschen einen Spiegel vorhalten. Nicht alles ist ernst gemeint, tiefgründiger Humor, der den Ostdeutschland so eigen ist, spricht aus vielen Arbeiten der Marie Lömpcke. Und wenn man ihr zuhört, wenn sie erzählt, wenn man sie anschaut und ihre braunen Augen blitzen sieht, dann glaubt man ihr auch, wenn sie sagt: "Manchmal sticht mich eben der Hafer ..."

Nicht alle Bilder aber haben einen humorvollen Hintergrund. Da ist zum Beispiel das Tier, das ausschaut wie ein unheimliches Fabelwesen: ein Katzenkopf auf einem Kuhleib mit Stiernacken und Ziegeneuter. "Genmanipulation" hat die Künstlerin diese Arbeit genannt. Und selbst das große Format, das eine Wand fast ausfüllt und auf Anhieb die Marienburg erkennen läßt, hat einen ernsten Hintergrund. Der warmrote Back-steinbau umgeben vom grünen Laub der Bäume tritt fast zurück vor der gewaltig wirkenden Kuh im Vordergrund, deren Fell in dunklem Lila schimmert, einer Kuh, die der ganze "Reichtum" einer alten Polin ist, "ein Vermögen am Strick".

Marie Lömpcke hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten künstlerisch weiter entwickelt, hat sich frei gemacht von Zwängen. Von den großen Formaten allerdings wird sie in Zukunft Abstand nehmen. "Ich werde nicht mehr so oft ins Atelier nach Hamburg fahren, sondern zu Hause kleinere Formate malen. Abstrakte Motive (von denen auch einige in der Ausstellung zu sehen waren, d. Verf.) vielleicht." Die Künstlerin ist noch voller Ideen, die sie umsetzen möchte. Und so darf man gespannt sein, was der Ostpreußin mit den fröhlich blitzenden Augen noch alles einfällt. Für Enkelin Victoria aber ist schon eines klar, sie will auch einmal so eine große Malerin wie die Großmutter werden.

Wandelbare Malerin: Marie Lömpcke vor ihrem Bild "Marienburg"
 
     
     
 
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