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Wider das Vergessen

 
     
 
Vor rund zwei Jahren hat Holger Feddrich von der Kreisgemeinschaft Mohrungen damit begonnen einen Gedenkfriedhof / Lapidarium auf dem Gelände des ehemaligen evangelischen Friedhofes in Liebstadt im Kreis Mohrungen zu planen. Die ursprüngliche Motivation kam aus seiner eigenen Situation. Nach der Eroberung Liebstadts durch die Russen, in den letzten Tagen des Januar 1945 wurden seine Großeltern auf brutale Art und Weise ermordet. Bis heute zeigt keinerlei Gedenkstein oder Tafel ihren Namen. Dem Enkel wurde dann deutlich, daß in Liebstadt und Umgebung zahlreiche Menschen ähnliche Schicksale zwischen Januar und November 1945 erleiden mußten. Außerdem war der evangelische Friedhof in Liebstadt verwaist und ungepflegt.

In den Gesprächen mit dem gegenwärtigen Bürgermeister und der Verwaltungsbehörde von Liebstadt zeigten diese sich aufgeschlossen gegenüber der Einrichtung eines Lapidariums. Vor diesem Hintergrund hat die Kreisgemeinschaft Mohrungen die Realisation eines kleinen Gedenkfriedhofes / Lapidariums zu ihrem Projekt erklärt. Im August vergangenen Jahres hat sie einen ersten praktischen Schritt vollzogen, und insgesamt 88 Grabumrandungen auf dem gesamten Friedhofsgelände ausgegraben und geborgen, von denen 44 noch die lesbaren Inschriften der Namen der damals bestatteten Menschen aus Liebstadt und Umgebung tragen.

Noch in diesem Sommer will sie diese Grabumrandungen und eine Gedenktafel, die den Besuchern die nötigen historischen Informationen zum evangelischen Friedhof von Liebstadt liefert, in deutscher und polnischer Sprache auf dem vorderen Teil des ehemaligen Friedhofsgeländes installieren sowie diesen Platz und den Weg dahin befestigen.

Im evangelischen Kirchenarchiv in Berlin hat die Kreisgemeinschaft über 60 Jahre unentdeckte und bis dahin nicht eingesehene vollständige Kirchenbuchaufzeichnungen von Pfarrer Donde, die dieser zwischen dem März und dem November 1945 in Liebstadt angefertigt hatte, gefunden und durchgearbeitet. Sie fand 198 Namen mit Geburts- und Sterbedatum von Menschen, die zwischen Ende Januar und November 1945 unter oft erschütternden Umständen zu Tode gekommen sind und größtenteils auf dem evangelischen Friedhof in Liebstadt bestattet wurden, jedoch auf Grund der Kriegs- und Nachkriegswirren
nie eine Gedenktafel oder einen Gedenkstein oder ähnliches erhielten und bis heute ungenannt geblieben sind. Grund genug, diese Namen und Daten auf eine Tafel zu bringen und den Besuchern zu Andacht und Gedenken bereitzustellen.

Die Kreisgemeinschaft hofft so, einen würdigen und friedlichen Ort zu schaffen, der allen Menschen völlig unabhängig von Nationalität und Glaubensrichtung die Möglichkeit gibt, über das Gedenken an diese Opfer sich gegen jeden Versuch zu immunisieren, mit welcher scheinbaren Logik auch immer Krieg als legitimes Mittel zu rechtfertigen. Außerdem gibt die Kreisgemeinschaft auch den jetzigen Bewohnern von Liebstadt einen friedlichen historischen Platz, der sie anregen kann, die Geschichte von vor 1945 friedlich anzunehmen und mit sich in Einklang zu bringen.

Weitere Informationen zu diesem Projekt einschließlich der Schwierigkeiten der Kreisgemeinschaft mit dessen Finanzierung, die bisher ausschließlich durch Spenden erfolgte und noch nicht vollständig gesichert ist, erteilt gerne Holger Feddrich, Jakobistraße 51, 30163 Hannover, Telefon (05 11) 39 28 07, Fax (05 11) 39 23 55, E-Mail: hfeds@t-online.de . H. F.

 Noch nur ein Entwurf: Gedenktafel auf dem Gedenkfriedhof / Lapidarium in Liebstadt Trickaufnahme: Feddrich
 
     
     
 
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