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Wo nur Lachen hilft

 
     
 
Fast jeder hat schon mal einen Blick in einen Reiseführer geworfen. Allerdings handelte dieser sicherlich von der Biervielfalt der Bierstraße auf Mallorca, den tollen Golfanlagen in Kapstadt oder den beschaulichsten Ausflugszielen an der Ostsee. Ein Reiseführer über Krisengebiete war bisher jedoch bestimmt nicht dabei. P. J. O Rourke hat mit "Reisen in die Hölle" einen solchen verfaßt.

Auch wenn die Reiseerfahrungen, von denen der Autor berichtet, zum Teil schon an die 20 Jahre zurückliegen, so ist ein Großteil davon sicherlich auch heute noch aktuell. So zum Beispiel das Kapitel "Wie man aus allem nichts macht", Tansania, Februar 1997 oder "Schlechter Kapitalismus", Albanien, Juli 1997.

Mit viel Ironie und häufig auch einer deftigen Prise Sarkasmus oder Zynismus gewürzt, berichtet P. J. O Rourke von den Zuständen, unter denen 1994 in Mexiko die Wahlen durchgeführt wurden, oder von der unglaublichen Armut
, die er in Tansania erlebte.

"Diogenes, der griechische Kyniker, soll ja in einem Faß geschlafen haben. Und wahrscheinlich freute er sich, als er herausfand, daß er aus der hohlen Hand trinken und also noch eine seiner wenigen Habseligkeiten wegwerfen konnte, nämlich den Becher. Aber Diogenes hatte doch immerhin dieses Faß, ein ziemlich kompliziertes technisches Erzeugnis. Verglichen mit der Lebensweise mancher Tansanier war Diogenes ein Technik-Freak."

Textpassagen wie die folgende über die wirtschaftliche Lage Mexikos sind in diesem Buch mehr die Regel als die Ausnahme. Sie entlocken dem Leser jedes Mal wieder aufs neue ein Lächeln. Dabei zieht der Autor den eigentlichen Ernst der Lage auf keinen Fall ins Lächerliche, sondern hebt ihn durch den starken Sarkasmus eher hervor.

"Zweitens ist da die ,Nafta , die ,Nordamerikanische Freihandelszone . Der mexikanische Campesino mit seiner Machete, seinem Grabstock und nichts, was im entferntesten wie ein Traktor aussah, außer der eignen Frau, stand plötzlich in direkter Konkurrenz zur amerikanischen Agrarindustrie samt Bundeszuschüssen, ihren staatlich subventionierten Preisen und ihren dubiosen Steuervergünstigungen."

In "Reisen in die Hölle" begleitet der Leser den Autor auf einer amüsanten und doch sehr ernsthaften rasanten und abwechslungsreichen Reise vom Libanon über Belfast, nach Korea, Jerusalem, Bosnien und noch in viele andere interessante Länder und Städte, die bei der eignen Urlaubszielentscheidung sicher niemals erste Wahl wären.

P.J. O Rourke: "Reisen in die Hölle und andere Urlaubsschnäppchen", Eichborn, Frankfurt 2006, geb., 341 Seiten, 28
 
     
     
 
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