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Altes und Neues geschickt verbunden Eine Dorfkirche in der Uckermark und der Architekt Bruno Taut

 
     
 
Alles, was auf der Welt ist, muß irgendeine Farbe haben. Die ganze Natur ist farbig, und selbst das Grau des Staubes, des Rußes, selbst die düsteren melancholischen Gegenden haben immer eine bestimmte Art von Farbe. Wo Licht ist, muß nun einmal Farbe sein. Aufgabe des Menschen ist es, diese Erscheinung genau wie alle anderen Dinge zu einer Form zu bringen; sobald er es tut, überzieht er auch das Düsterste mit einem Abglanz der Sonne. Da alles seine Farbe hat, muß auch alles, was Menschen tun, farbig gestaltet sein." – Dieser Maxime hat der Architekt
Bruno Taut aus Königsberg (1880–1938) sein lebenslanges Schaffen unterworfen. Ein Grundsatz übrigens, der nicht nur 1925 in der berühmten Hufeisen-Siedlung in Berlin-Britz, sondern auch bereits in seinem Frühwerk sichtbar wird. So etwa in der Dorfkirche von Nieden in der Uckermark. 1911 hatte der Königsberger den Auftrag erhalten, diese Kirche zu renovieren. Der junge Architekt trat unter der Voraussetzung an, "das Alte genau so zu erhalten, wie es ist, und das Neue als Neues in Erscheinung treten zu lassen".

Taut erinnerte sich später: "Die neue Empore wurde an der Längsseite der Kirche zur Erzielung eines geschlossenen Raumeindrucks weitergeführt. Sodann erhielt die Orgel einen neuen Prospekt unter Beibehaltung des alten Werkes. Auch das Gestühl wurde umgearbeitet und ein neuer Ofen mit schöner blauer, teils goldener Glasur … aufgestellt; dazu kamen neue Türen, ein Teppich, eine Altardecke mit einer vom Architekten entworfenen Gold- und Silberstickerei …

Der Farbigkeit widmete Taut seine besondere Aufmerksamkeit; so wurde "der sich in den alten Teilen zeigende Farbenklang blau-weiß-rot mit wenig Gold als Grundakkord beibehalten … Die Decke erhielt eine reiche Temperabemalung durch den Maler Franz Mutzenbecher aus Berlin, die Bänke in der Hauptsache einen englisch-roten Anstrich mit Ornamentierungen, die Empore wurde weiß gestrichen und blau und golden abgesetzt, die Orgel dagegen auf weißem Gerunde mit Gelbschwarz und wenig Gold gefaßt. Die Ornamentmalereien sind sämtlich vom Architekten selbst entworfen und in der Hauptsache auch von ihm selbst ausgeführt worden. Zur Vervollständigung des Schmuckes dienen eine Reihe von neu angefertigten Leuchtern; auch der alte Kronleuchter und der Taufengel wurden wieder hergestellt. Ganz besonders besorgt war man dabei für eine äußerst vorsichtige Reparatur der alten Kunstwerke, bei der es aufs peinlichste vermieden wurde, irgendetwas von dem Eindruck des Altseins wegzunehmen …"

85 Jahre später zählt die Kirche von Nieden zu den "Pflegefällen" der erhaltenswerten Baudenkmäler in den neuen Bundesländern. Eingedrungene Nässe, Schwamm, Blitzschlag und nicht zuletzt auch Kriegsschäden haben die Kunstwerke und auch die Bausubstanz in Gefahr gebracht. Seit Monaten sind Fachleute dabei, die Kirche zu retten. Die Kosten für eine Grundsanierung werden auf zwei Millionen Mark geschätzt; Gelder, die von der Kirche, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und von privater Seite aufgebracht werden müssen.

 
     
     
 
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