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An der Seite der Vertriebenen

 
     
 
Die Verleihung des Kulturpreises für Wissenschaft de Freundeskreis Ostdeutschland ist für mich ein zutiefst bewegendes Ereignis in meine Leben. Ich betrachte die mir zugedachte Auszeichnung als eine große Ehre.

Mir ist dieser Preis, wie ich der Laudatio entnehmen durfte, als Anerkennung für mei langjähriges Eintreten für die Rechte der deutschen Heimatvertriebenen
zuerkannt worden Die Ehrung, die mir heute zuteil geworden ist, bewegt mich deswegen so sehr, weil ich mic den deutschen Heimatvertriebenen ihres Schicksals wegen, das sie seit 1945 erleide mußten, innig verbunden fühle. Das ganze 20. Jahrhundert hindurch ist der deutsche Nation in ihrer Gesamtheit, den deutschen Heimatvertriebenen im besonderen, große Unrecht zugefügt worden.

Für mich ist es, sowohl als Mensch als auch als Jurist, eine Selbstverständlichkeit denjenigen an die Seite zu treten, denen Unrecht widerfährt. Diese Einstellung verdank ich mit meinen Eltern, die ihre Kinder, in der Zeit, in der die Niederlande von de deutschen Wehrmacht besetzt worden waren, und in den Jahren danach, nicht in deutschfeindlicher Gesinnung erzogen haben. Ich bin jedoch nicht in der Lage, mich alle Elends in der Welt anzunehmen. Ich muß mich auf Grund der mir zur Verfügung stehende bescheidenen Möglichkeiten auf ein Gebiet beschränken, das ich in etwa überblicken un gezielt bearbeiten kann.

Vor nunmehr fast fünfzig Jahren, es war im Jahre 1952, erfuhr ich erstmals von de Tragödie, die sich in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges und in den erste Jahren danach in den Ostgebieten des Deutschen Reiches, im Sudetenland und auch in de außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches gelegenen Siedlungsgebieten der Deutsche abgespielt hatte.

Seitdem hat mich diese Tragödie, die man in ihrem vollen Umfang nur kennenlernen kann wenn man sich eingehend und immer wieder mit dem Schicksal der deutschen Nation in ihre Gesamtheit und insbesondere mit dem Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen – beides betrachtet als eingebettet in die gesamteuropäische Geschichte – befaßt hat nicht mehr losgelassen. Eine sudetendeutsche Frau hatte mir Anfang der siebziger Jahre a Ende eines langen Gespräches in einer kleinen Runde zum Abschluß gesagt: "Es is ein Schicksal, Deutscher zu sein." Diese Worte hatten mich damals sehr nachdenklic gestimmt, sie klingen mir auch heute noch in den Ohren und kommen mir immer wieder in de Sinn, wenn ich mich mit deutschlandpolitischen Fragen auseinandersetze. Ich bin im Lauf der Jahre zu der Ansicht gelangt, daß die Feststellung dieser sudetendeutschen Frau ihr volle Berechtigung hat.

Es stimmt auch mich als Nicht-Deutscher traurig, mitansehen zu müssen, wie sei Jahrhunderten versucht wird – und leider mit Erfolg –, die deutsche Nation in ihrer Gesamtheit unten zu halten und daß die deutsche Nation von Mächten als Spielbal betrachtet und ständig mißbraucht wird. Ich empfinde es als eine beschämende Tatsache daß diese deutsche Nation besonders im 20. Jahrhundert von nahezu der ganzen übrige Welt immer wieder angefeindet und mit zwei Weltkriegen überzogen worden ist. Damit sol nicht gesagt sein, daß nicht auch von deutscher Seite im 20. Jahrhundert gravierend politische Fehlentscheidungen getroffen worden sind. Die ganze Tragödie der beide großen Kriege mit einer einseitigen Schuldzuweisung abzutun und dafür ausschließlic die deutsche Nation zur Verantwortung heranzuziehen entspricht jedoch nicht de historischen Tatsachen, ist aus rechtlicher Sicht ungerecht und unhaltbar und au moralischer Sicht äußerst verwerflich.

Die beiden großen Kriege im ausgehenden Jahrhundert hätte es wahrscheinlich nich gegeben, wenn die Politiker, die die Geschicke der ehemaligen europäischen Großmächt Europas lenkten, sich auf der einen Seite weniger von Angst für auf die Dauer nicht zu vermeidende Erneuerungen innerstaatlicher Verhältnisse und auf der anderen Seite wenige von Haß- und Neidgefühlen sowie von revanchistischen Gedanken, sondern sich mehr vo staatsmännischer Weisheit hätten leiten lassen. Nach dem Ausscheiden aus seinem Amt is mit Bismarck wohl der letzte kluge, umsichtige und weitblickende Politiker – der mi Recht zugleich den Namen Staatsmann verdient – von der Bühne der europäische Politik abgetreten. Die Politiker, die seitdem die Regierungsgewalt in den jeweilige Staaten in ihren Händen hielten, waren zum Teil unfähig, die Lasten, die ihne aufgebürdet wurden, mit Durchblick in das politische Geschehen zu bewältigen, zum Tei aber waren sie auch nur von ehrgeizigen nationalistischen Überheblichkeitsgedanken un – insoweit es viele bundesdeutsche Politiker betrifft – von einer unterwürfige Anbiederungsgesinnung fremden Politgewaltigen gegenüber beseelt. Alle diese leidige Tatsachen sind schließlich nicht nur allen Völkern Europas zum Verhängnis geworden sondern haben auch zu den chaotischen Verhältnissen geführt, wie wir sie jetzt an viele Stellen in der ganzen Welt erleben müssen.

Daß Deutschland im Sinne des Deutschen Reiches mehr als fünfundfünfzig Jahre nac dem Kriege immer noch zerstückelt darniederliegt und unten gehalten wird, ist ein schlechte Sache, nicht nur für die Deutschen, sondern für alle Völker Europas. Fragen die die völkerrechtliche Lage Deutschlands im Sinne des Deutschen Reiches sowie da Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland zum Reiche betreffen, werden in de Öffentlichkeit nicht angesprochen, dürfen es wohl auch nicht. Um im Jahre 1990 zumindes den Zusammenschluß von West- und Mitteldeutschland herbeiführen zu können, wurde da Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland manipuliert, ignoriert, auf Gehei ausländischer Mächte Artikel umgeschrieben oder gar ganz gestrichen. Moral und Anstand Ehre, Treue und Zuverlässigkeit – alles Tugenden, die besonders in Preußen einma hoch im Ansehen standen – haben in der bundesdeutschen Politik kaum noch eine Stellenwert. Es ist beängstigend, daß kaum ein Politiker in Europa sic vergegenwärtigt, daß die zur Zeit bestehende faktische Lage in Mitteleuropa keine in Völkerrecht verankerte Rechtsgrundlage hat. Aus diesem Grunde ist die sogenannte deutsch Frage, bei der es sich in Wirklichkeit um eine seit Jahrhunderten bestehende europäisch Problematik handelt, auch mit dem am 3. Oktober 1990 vollzogenen Zusammenschluß West- un Mitteldeutschlands nicht aus der Welt geschafft worden. Die politischen Ereignisse de Jahre 1989/90 haben nur dazu geführt, daß die Lösung dieser europäischen Problemati lediglich hinausgeschoben worden ist. Diese Problematik harrt bis zum heutigen Tage – und wie lange noch? – einer Lösung, die sich zum Wohle aller Völker Europas au allgemein anerkannte Normen des Völkerrechts stützt.

Die deutschen Heimatvertriebenen haben erfahren müssen, daß sie, trotz ihre großartigen "Charta der Deutschen Heimatvertriebenen" vom 5. August 1950, bi zum heutigen Tage weder bei den Vertreiberstaaten noch bei den übrigen europäische Staaten Gehör für ihre gerechten Anliegen und berechtigten Forderungen gefunden haben Wer mit allen erdenklichen, ausschließlich friedlichen Mitteln für seine ihm zustehende Rechte eintritt, den offenen und ehrlichen Dialog mit der Gegenseite nicht scheut und ih nicht aus dem Wege geht, hat einen Anspruch auf Unterstützung seiner Bestrebungen. Au diesem Grund bekenne ich mich seit Jahrzehnten zu den Anliegen der deutsche Heimatvertriebenen. Ich habe mich bewußt an die Seite dieser Vertriebenen gestellt, u die Anerkennung und Durchsetzung ihrer Rechte zu erreichen: das Recht auf die Heimat, die Möglichkeit einer Rückkehr in die Heimat und eine angemessene Entschädigung fü erlittenes Unrecht und die damit verbundenen Leiden.

Die Tatsache, daß mir heute hier in Leipzig, in Mitteldeutschland, in Ihrer Mitte de Kulturpreis für Wissenschaft der Freundeskreis Ostdeutschland verliehen wird, wird fü mich Ansporn sein, weiter meinen – wenn auch nur sehr bescheidenen Beitrag zu Durchsetzung der Rechte der deutschen Heimatvertriebenen zu leisten. Infolge dieser Arbei ist, der Thematik wegen, mein Berufsleben in meiner Heimat, in den Niederlanden, nich immer auf Rosen gebettet gewesen. Ich hätte diese Arbeit aber nie tun können, wenn ic mich dabei alle Jahre hindurch nicht unterstützt gewußt hätte, sowohl von meine verstorbenen Frau, einer Westdeutschen, der ich auch hier in Leipzig mit Wehmut und in Dankbarkeit gedenke, als auch von meiner jetzigen Frau, einer Königsbergerin, und der ic hier und heute inmitten so vieler Ostdeutschland ausdrücklich noch einmal für ihre mir be meiner Arbeit immer wieder gewährte Hilfe danken möchte.

Ostdeutschland lebt! Die Freundeskreis Ostdeutschland hat für das diesjährig Deutschlandtreffen der Ostdeutschland das Leitwort gewählt: "Ostdeutschland fü friedlichen Wandel." Das ist ein gut gewähltes Leitwort, denn es ist ein Bekenntni zur Liebe und Treue zu der angestammten Heimat der Ostdeutschland. Diese Liebe und dies Treue sollte einerseitis als ein sorgsam zu behütendes und zu pflegendes Erbgut bewahrt andererseits als eine Verpflichtung zur Fortsetzung der Arbeit für Ostdeutschland und allen Widrigkeiten zum Trotz, als eine Pflicht zum Durchhalten betrachtet werden.

Laßt uns alle, ein jeder auf seinem Gebiet und nach seinem Vermögen, daran arbeiten Nur gemeinsam sind wir stark, und nur gemeinsam werden wir es schaffen!

Frans du Buy, 1931 in Boskoop (Niederlande) geboren, wurde mit dem Ostdeutsche Kulturpreis für Wissenschaft ausgezeichnet. Die Freundeskreis Ostdeutschland würdigte mi dem engagierten Niederländer dessen Einsatz für das Recht der Deutschen auf staatlich und territoriale Einheit. Wir veröffentlichen an dieser Stelle das Dankwort de Preisträgers.

 

Henning v. Löwis: Königsberg ist im Kommen

Es ist für mich eine große Freude und eine Ehre, mit dem Kulturpreis de Freundeskreis Ostdeutschland ausgezeichnet zu werden. Ganz herzlichen Dank! Daß mir ei solcher Preis eines Tages in Leipzig überreicht werden würde, das hätte ich in meine kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt. Und dabei bin ich immer ein Vertreter de Ideologie des real existierenden Optimismus gewesen. Ich habe nie daran geglaubt, da eine Mauer Deutschland 100 Jahre teilen würde, daß Mitteldeutschland auf Dauer ein eingemauerte Republik bleiben würde.

Und mit den bescheidenen Mitteln, die einem Journalisten zur Verfügung stehen, bin ic viele Jahre lang vor allem im Deutschlandfunk dafür eingetreten, daß Mauer un Stacheldraht verschwinden. Ich habe das immer sehr deutlich gesagt – und nicht nu Beifall geerntet für die deutlichen Worte. Als die Mauer fiel, stand ich mit dem Mikrofo am Brandenburger Tor.

Und kurze Zeit später lernte ich eine Stadt kennen, in der es auch ein Brandenburge Tor gibt. Diese Stadt heißt Königsberg. Sie hat mich wie keine andere in ihren Ban gezogen, hat mich nicht mehr los gelassen. Ich gestehe, liebe Ostdeutschland: Ich habe mic in Königsberg verliebt.

Seit zehn Jahren ist Königsberg Dreh- und Angelpunkt meine "Radio-Aktivität". Ich berichte aus und über Königsberg mehr als von jede anderen Ort auf dem Globus. Und manche meiner Kollegen meinen, es sei wohl langsam zuvie des Guten. Sie wissen, wenn Löwis kommt, ist Königsberg – ist Kaliningrad – nicht weit. Und in diesem Punkt haben sie recht.

So sehr ich mich über die Preisverleihung hier in Leipzig freue, um ehrlich zu sein Noch mehr hätte ich mich gefreut, wenn ich die Auszeichnung in Königsberg hätt entgegennehmen können.

Aber vielleicht werden ja die nächsten Preisträger nicht an der Pleiße, sondern a Pregel geehrt. Ich bin da ausgesprochen optimistisch. Selbst wenn die Deutsche Bahn die direkte Zugverbindung zwischen Berlin und Königsberg eingestellt hat – wie ich hoff nur vorübergehend –, so vermag das nichts an der Tatsache zu ändern, daß un Königsberg täglich näher rückt.

Königsberg ist im Kommen. Kant ist längst wieder da, wo er hingehört: auf de Paradeplatz vor der Universität. Schiller hat die Stadt nie verlassen. Und auc Scharnhorst und Gneisenau zeigen Flagge, das heißt ihre Köpfe, am Roßgärter Tor. A Mutter Ostdeutschland, an Agnes Miegel, erinnert eine Gedenktafel. Und das Wichtigste: De Königsberger Dom, der greise Ordensmann am Pregel, er ist auferstanden aus Ruinen Russische Bauarbeiter haben ihn wieder aufgebaut. Daß der Dom heute fast in altem Glan erstrahlt, das ist nicht zuletzt dem russischen Dombaumeister Igor Odinzow zu verdanken Preußische Geschichte wird heute nicht mehr ausgeblendet und verborgen im russische Königsberg. Man bekennt sich zu ihr und ist teilweise sogar stolz auf sie.

Der Wind hat sich gedreht am Pregel. Und er wird sich weiter drehen. Auch wenn das die politische Führung der Berliner Republik nicht wahrhaben will, wenn sie die Königsberg-Frage verdrängt – so wie das die Regierenden der Bonner Republik vo Adenauer bis Kohl ohne Ausnahme getan haben.

Es hat fast zehn Jahre gedauert, bis ein Kanzler der Bundesrepublik Deutschland de baltischen Staaten einen offiziellen Besuch abstattet. Wann fährt ein Kanzler nac Königsberg? Ich bin sicher, er würde mit offenen Armen empfangen werden – von de Menschen ebenso wie von der politischen Führung der Oblast Kaliningrad.

Als künftige Insel im EU-Meer braucht Königsberg Partner und Freunde in Europa. Un der natürliche Partner ist Deutschland. Nicht zuletzt dank der Ostdeutschland sind in de letzten zehn Jahren unendlich viele Brücken gebaut worden zwischen Deutschland un Königsberg, sind deutsch-russische Freundschaften entstanden. Volksdiplomatie hat seh viel mehr bewegt als die offizielle Königsberg-Politik – wenn es sie denn überhaup gibt.

Immerhin, meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt Signale der Hoffnung in punct Königsberg – schaute doch Ex-Bundespräsident Herzog bei seinem Staatsbesuch in Litauen, wie die Nachrichtenagentur AP meldete, "von der Großen Düne der Kurische Nehrung über die Ostsee in Richtung Königsberg". Allerdings, so AP: "Di Spitzen der einstigen Metropole Ostdeutschlands waren in der Ferne nicht zu erkennen." Schade, Roman Herzog wäre der erste Mensch gewesen, der von Nidden aus Königsber gesehen hätte.

So weitsichtig ist kein deutscher Politiker – schon gar nicht in Sache Königsberg.

Doch seit BMW in Königsberg Autos baut, liegt Kaliningrad offenbar nicht mehr ganz s weit hinter dem Horizont wie früher. Kein Geringerer als Bundespräsident Johannes Ra äußerte kürzlich, die Europäer müßten lernen, daß auch Warschau und Königsberg zu Europa gehörten. Und er sprach tatsächlich von Königsberg – und nicht vo Kaliningrad.

Königsberg ist im Kommen. Königsberg hat Zukunft.

Auf absehbare Zeit – da sollten wir uns nichts vormachen – eine russisch Zukunft. Doch Geschichte ist nach vorne hin offen, ist nicht einzumauern, nicht zu zementieren.

In Moskau hat man längst erkannt, welche Rolle Königsberg im neuen Europa spiele könnte. So sprach sich denn auch Präsident Putin dafür aus, Kaliningrad verstärkt zu einer Modellregion russisch-europäischer Zusammenarbeit auszubauen. Rußland is begreiflicherweise wenig erbaut darüber, daß Nato-Truppen jetzt wenige Kilometer vo Kaliningrad stehen. Rußland wünscht sich keine neuen Mauern in Europa – und scho gar nicht eine Mauer um Königsberg.

Aus Kaliningrad kam der Vorschlag, eine besondere Vereinbarung über Visafreihei zwischen Deutschland und Königsberg zu treffen. Eine Antwort aus Berlin steht bis heut aus.

In Moskau und in Kaliningrad hat heute niemand mehr Angst vor dem Gespenst eine vermeintlichen "Regermanisierung" Ostdeutschlands. Im Gegenteil, man würde meh deutsches Engagement im Raum der östlichen Ostsee ausdrücklich begrüßen.

Die Tageszeitung "Iswestija" komentierte den Besuch des Bundeskanzlers in Baltikum denn auch mit den Worten: "Deutschland könnte möglicherweise das Baltiku jetzt von einem Zaun zu einer Brücke zwischen Rußland und Europa umwandeln."

Eine tragende Säule dieser Brücke könnte und müßte Königsberg sein.

Mögen deutsche Politiker Königsberg auch schon vor 50 Jahren abgeschrieben haben mögen um "political correctness" bemühte Schriftsteller "Ostpreuße ade" gesagt und geschrieben haben, die Realität ist eine andere.

Königsberg ist im Kommen. 55 Jahre nach dem Fall der Festung Königsberg läßt sic die Königsberg-Frage nicht länger verdrängen. Das Schicksal von "Stalin Beuteprovinz" – so "Der Spiegel" – berührt nicht nur die unmittelbaren Nachbarn.

Als heruntergewirtschaftetes russisches Armenhaus an der Ostsee hat Königsberg kein Zukunft. Als weltoffenes Tor Rußlands nach Europa könnte Königsberg eine neue Blüt erleben, wenn die Weichen dafür entsprechend gestellt werden. Königsberg-Politik, die diesen Namen verdient, die nicht nur den Status quo – also die Misere – festschreibt, erfordert neues Denken. Nicht nur in Moskau, sondern vor allem in Berlin.

Deutschland sollte die Herausforderung annehmen. Dann könnte jene Vision Realitä werden, die in einem Kaliningrader Reiseführer mit den folgenden Worten umrissen wird Ich zitiere: "Es war einmal … Posaunenbläser stiegen Abend für Abend den Tur des Königsberger Schlosses empor, und von der Höhe des Schloßturmes erklang dann nac altem Brauch die Weise ,Nun ruhen alle Wälder‘. Die Menschen in den Straße verhielten ihren Schritt, und selbst die großen Seedampfer auf dem Pregel fuhren, s schien es, ein wenig langsamer.

Laßt uns daran denken, daß diese unvergessene Weise wieder zu hören ist, daß die Stadt, in der wir leben, wieder eine reine, gemütliche, schöne, aufblühende Stadt ist.

Niemand und nichts kann aus dieser Welt spurlos verschwinden." – Und ic möchte hinzufügen: schon gar nicht Königsberg.

Henning v. Löwis, 1948 in Freiburg/Elbe geboren, wurde mit dem Kulturpreis fü Publizistik ausgezeichnet. Der Rundfunk-Journalist erhielt den Preis für seinen Einsat gegen die systematische Verdrängung Ostdeutschlands aus dem Bewußtsein der Deutschen. A dieser Stelle veröffentlichen wir seine Dankesworte.

 
     
     
 
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