A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Arbeiten für Zukunft und Frieden

 
     
 
Unter großer Anteilnahme wurde der Soldatenfriedhof in Schloßberg feierlich eingeweiht

Zum vierten Mal fuhr in die-
sem Sommer eine Jugend-
gruppe vom Landesverband Niedersachsen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ins jetzige Rußland. Das Motto dieser Jugendarbeit "Versöhnung, Verständigung, Freundschaft – über Grenzen hinweg" ist nicht nur Leitwort der Begegnung, sondern auch ihr Inhalt. Gemeinsam sollen 22 junge Menschen aus Deutschland mit 17 russischen Jugendlichen auf Soldatenfriedhöfen
arbeiten, aber auch die Landschaft und vor allem sich gegenseitig kennenlernen.

Viele aus der Gruppe fuhren zum wiederholten Male mit nach Haselberg in das Königsberger Gebiet. Für viele Teilnehmer ist die Region damit bereits zur Sommerheimat geworden, wo sie ihre russischen Freunde treffen.

Deutsche und russische Soldaten haben sich im Zweiten Weltkrieg als Feinde gegenübergestanden. In dem Gebiet, aus dem Deutsche vertrieben und Sowjetbürger "hineingepflanzt" wurden, arbeiteten nun deutsche und russische Jugendliche gemeinsam auf Friedhöfen, dort, wo junge Menschen in ihrem Alter begraben liegen, die im Krieg ihr Leben lassen mußten. Der Erfolg dieser Jugendlager ist greifbar, nach mehrjähriger Arbeit auf den Friedhöfen ist selbst bei russischen Veteranen die anfängliche Skepsis gewichen.

Die Arbeit in Osteuropa wurde erst durch das Ende des Kalten Krieges möglich. So konnte innerhalb von drei Jahren der Soldatenfriedhof in Schloßberg/Pillkallen wieder aufgebaut werden. Im Sommer diesen Jahres konnte unter großer Anteilnahme der dortigen Bevölkerung, vieler Schloßberger sowie Veteranen beider Seiten, der örtliche Soldatenfriedhof festlich eingeweiht werden. Mit dabei war auch ein Team des russischen Fernsehens. Neben deutschen und russischen Soldaten sowie zivilen Opfern des Ersten Weltkrieges sind es 383 deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges, die in Schloßberg gefallen sind und nach ihrer Umbettung auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Rund 1000 Personen, unter ihnen hochrangige Vertreter der Gebietsverwaltung, der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Moskau sowie vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., nahmen an der Feierstunde teil. Für den gastgebenden Volksbund sprach der 1. Vorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen, Generalmajor a. D. Adalbert v. der Recke. Er sagte u. a.: "… wer hier heute das Wort ergreift, sollte sich vor allem darüber klar sein, daß es unmöglich ist, die Gefühle der Trauer in Worte zu kleiden, unmöglich, auch nur ein zutreffendes Abbild dessen zu beschrieben, was an Schicksalen und individuellem Erleben, deutschem und russischem, hier heute versammelt ist. – Kein Überlebender oder Nachgeborener ist ermächtigt, im Namen der Toten zu sprechen. Dennoch sind wir ihnen etwas schuldig. Wir sind ihnen schuldig, das zu erhalten, was uns vor ihrem Schicksal bewahrt und was sie gerettet hätte, was erspart und vermieden hätte, daß noch heute in unzähligen Familien getrauert wird und daß wir heute, jung und alt, Deutsche und Russen, an diesen Gräbern stehen. Die Botschaft lautet Frieden bewahren, Freundschaft suchen, um Versöhnung bitten. Das nur kann auch der Sinn dieses Gräberfeldes sein".

V. der Recke beendete seine Ansprache mit den Worten: "So schmerzlich es ist, diese Gräber hier zurücklassen zu müssen, so tröstlich ist es doch, sie in den Händen von Freunden zu wissen. Diese Gräber hier sollen unser Unterpfand sein für Versöhnung und Frieden."

Der Gesandte der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Moskau, Dr. Christoph Brümmer, übermittelte den Dank und die Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland für die hier geleistete Arbeit durch die jungen Menschen und für die Friedensarbeit des Volksbundes.

Sehr herzliche Worte fand der stellvertretende Gouverneur des Königsberger Gebietes, Andrejewitsch Kosenkow, der sich in besonderer Weise an die junge Generation beider Länder wandte und feststellte: "Wir alle sollten jederzeit an die friedliche Zukunft unserer Kinder und Enkel denken. In einem gesamteuropäischen Haus können wir nur in Frieden und Freundschaft miteinander leben. Die Jugend unserer Länder hat bei der gemeinsamen Tätigkeit der Restaurierung des hiesigen Friedhofes ein Beispiel dafür gegeben. Der Schmerz und die Trauer über die vielen unschuldigen Toten verpflichten uns, das nicht zu vergessen, sondern mit aller Kraft für eine friedliche Zukunft zu sorgen. Es muß unser Bestreben sein, mit allen Völkern in Frieden und Freundschaft zu leben. Die Ehrung der Gefallenen aller Nationalitäten sollte für uns selbstverständlich sein. Sie ist Zeichen der Humanität und moralischen menschlichen Pflichten und ein großer Beitrag zur Friedenssicherung auf dieser Welt."

An die 40 Kränze und Blumengestecke wurden insgesamt vor und während der Zeremonie am russischen Ehrenmal sowie am deutschen und russischen Hochkreuz auf dem Soldatenfriedhof niedergelegt. Nach der Veranstaltung wurde im Kulturhaus noch ein buntes Programm geboten. Dazu gab es für den, der wollte, Brot, Würstchen und erfrischende Getränke. Ein guter Abschluß für einen gelungenen Nachmittag, über den man nicht nur in Schloßberg noch lange sprechen wird. V. F.

 

 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Resolution des Verein-Landesverbandes Rheinland-Pfalz

Arbeitnehmer haben eben Pech

Serie: Preußen und Polen (III)

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv