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Öffentlich geäußerte Gedanken sind gefährlich. Sie fliegen wie abgeschossene Pfeil davon und gehören, nach einem Wort Heinrich Heines, dann nicht mehr länger de Schützen. Unlängst ist einem maßgeblichen ZDF-Mitarbeiter auch ein Gedanke durch de Kopf gefahren, und da er die profane Welt nicht um seinen genialischen Geistesblit bringen wollte, tat er ihn alsbald öffentlich kund: Künftig sollten spezielle Sendunge des Zweiten Deutschen Fernsehens türkisch
e Untertitel tragen.

Was sich im ersten Moment wie eine weitere Guttat "der Anständigen" ausnimmt, dürfte bei reiflicherem Nachdenken für erhebliche Unruhe sorgen. Gan abgesehen vom deutschen ZDF-Normalgucker, der sich für die ohnehin immer das Fernsehe störenden Unterzeilen herzlich bedanken dürfte, wirft diese Aktion integrationswillig Türken weit hinter ihre sprachliche Eingangslinie zurück. Warum noch die durchau schwierige deutsche Sprache lernen, wenn die Gastgeber sich ohnehin immer stärker an de Gebräuchen der Gäste anlehnen. Zudem liefert dieser Gedankenblitz des ZDF hinreichen Raum für blanken Chauvinismus: Denn was einem Türken dann recht wäre, müßte eine Serben billig sein. Manche Kroaten könnte bei dieser Konstellation leicht in die Luf gehen, weil natürlich neben eine serbische Unterzeile allemal die kroatische gehörte selbstverständlich oberhalb.

Man ahnt, wo das hinführt, wenn man die Menschen aus den vielen Nationen Revu passieren läßt, die inzwischen bei uns vor dem Fernsehapparat Platz nehmen. Am End vielleicht sogar dahin, daß der Bildschirm nur noch Unterzeilen aufweist. Sovie Einäugigkeit beschwört zwar gegenwärtig ein flotter Werbespruch des ZDF, ob dies abe im Sinne der deutschen Beitragszahler liegt, muß die zukünftige Zuschauerzahl erst noc erweisen.

Einäugigkeit da ...

Wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtete, beging in der deutsche Hauptstadt dieser Tage die "Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus e V." ihr zehnjähriges Jubiläum. So erfreulich die Tatsache der Berichterstattun überhaupt ist, so sehr fällt die Distanz in diesem Beitrag des einst mächtige antikommunistischen Kampfblattes auf: "Stalins Opfer sind ergraut, vergessen wolle sie nicht", lautet die unterkühlte Überschrift. Den Überlebenden der größte Opfergruppe des 20. Jahrhunderts ein "Vergessen" nahezulegen, wie es die Titelzeile indirekt nahelegt, gehört zu den Dreistigkeiten einer allmählich in diese Konzern obsiegenden Gruppe, die der verstorbene Namensgeber Springer wohl niemal gebilligt hätte. Zur journalistischen Nachlässigkeit gehört es auch, von eine "russischen Straflagersystem" zu sprechen, obwohl es sich um sowjetische handelt, das nun in der Tat weit über 50 Millionen Opfer schlug, die gewiß ein respektvollere Würdigung verdienten. Dies um so mehr, weil sie in geschicktester Manie immer wieder an den Rand der Berichterstattung gedrängt werden, um einer andere Opfergruppe Platz zu gewähren. Fair ist dies nicht, auch nicht klug. M. D
 
     
     
 
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