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Auf der Kippe

 
     
 
Der Absturz eines spanischen Militärhubschraubers nahe Herat in Afghanistan, bei dem 17 spanische Soldaten ums Leben kamen, zeigt erneut die Brisanz und Verletzlichkeit des internationalen Einsatzes am Hindukusch. Auch 2.250 deutsche Soldaten sind daran beteiligt. Es wird ein Herbst der Entscheidung in Kabul. Nicht nur Wahlen stehen im September an, auch die Zukunft der einstigen Monarchie und derzeit instabilen, von westlicher Hilfe abhängigen Republik steht auf der Kippe.

Nach Angaben des Weißen Hauses haben die USA seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 über 3,7 Milliarden
US-Dollar für "Programme und Aktivitäten" in Afghanistan zur Verfügung gestellt. Doch die Investitionen - auch der deutsche, eher politisch als militärisch ausgerichtete Beitrag weisen eine ernüchternde Bilanz auf: Jenseits von Kabul herrscht Chaos.

In der Bundesrepublik dürfte das Thema Afghanistan daher unabhängig von gewaltsamen Begleiterscheinungen der Wahlen an Brisanz eher gewinnen als verlieren, denn ein sicherer Sieg für eine Demokratie - welcher Art auch immer - ist nicht in Sicht. Stimmen gegen das deutsche Engagement nehmen zu. Deutsche Wahlkampferfahrungen verbieten geradezu jede differenzierte Auseinandersetzung mit dem Beitrag zu Afghanistans Wahlen und Zukunft. So verkündete die Linkspartei bereits, es sei ihr erklärtes Ziel, den Bundeswehreinsatz am Hindukusch zu beenden. Gar eine "Art Kriegsführung" sei der internationale Anti-Terror-Kampf, so Oskar Lafontaine. Daß die Bundeswehr bei ihren Einsätzen schnell massiv in kriegerische Konflikte verwickelt werden könnte, gilt als offenes Geheimnis. Nicht umsonst unterbleibt alles, was die Stimmung der afghanischen Bevölkerung sowie der lokalen Kriegsherren gegen das deutsche Kontingent aufbringen könnte - so auch der Kampf gegen den florierenden Drogenanbau. Gefahren lauern im regulären Einsatz genug - am 7. August verunglückte ein Bun-deswehrsoldat bei einem Autounfall tödlich. Am Dienstag nun sprach die Nato in Kabul zuerst vom "Absturz" des Hubschraubers während einer Übung, nach Auswertung des Wracks aber von der Möglichkeit eines "Angriffs". Daß auf Soldaten geschossen wird, gehört zum Alltag der Einsätze der derzeit 8.000 Mann starken Internationalen Schutztruppe (ISAF). Sie benötigt bereits heute selbst Schutz, wenn sie die Drogenanbaugebiete passieren will. Erst kürzlich verstärkte die Nato zur Sicherung der Wahlen die von ihr geführten Truppen in Afghanistan um 2.000 Soldaten. Die Hauptlast und somit auch das Sagen haben jedoch die USA mit ihren 28.000 Mann. Sie tragen die Kämpfe gegen Aufständische aus - in wenigen Wochen könnten die Nato-Truppen, die vorrangig um Kabul stationiert sind, vermehrt gefordert sein. Dann wird sich erahnen lassen, welche Art Engagement das Land dauerhaft stabilisieren hilft. SV
 
     
     
 
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