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Aufsehen durch NS-Stigma

 
     
 
Hat die deutsche Kulturszene neue Wege entdeckt, um die Verkaufs- oder Besucherzahlen zu erhöhen? Eine Vermutung, die kaum von der Hand zu weisen ist, hat doch Günther Grass sein (viel zu spätes) Geständnis just vor dem Erscheinen seines neuen vom Alter gezeichneten Buches abgelegt und so die Verkaufszahlen ganz gewiß in die Höhe getrieben. Alle wollen schließlich wissen, wie es wirklich war.

Anders, aber nicht weniger effektvoll war es bei der Ausstellung „Zur Diskussion gestellt: der Bildhauer Arno Breker“ im Schweriner Schleswig-Holstein
-Haus (dieberichtete). Da hatte der Präsident der Berliner Akademie der Künste, der Graphiker Klaus Staeck, vehement gegen die Ausstellung von „Hitlers Lieblingsbildhauer“ protestiert und eine eigene für 2007 geplante Ausstellung in dem Haus zurückgezogen. Da erst wurden die Medien und die Kunstkonsumenten auf die Schweriner Ausstellung aufmerksam. „Man“ ging nach Schwerin zu Breker. In den ersten drei Wochen zählte man 10000 Besucher. Zum Vergleich: Die Berliner Ausstellung „Erzwungene Wege“ brachte es in den ersten drei Tagen auf 2000 Besucher, die Guggenheim-Schau in Bonn in knapp vier Wochen auf 100000 Besucher. Aber Schwerin ist nicht Bonn, und Breker ...

Breker ist ein Aufreger. So sehr, daß über 120 Künstler in einem offenen Brief gegen diese Ausstellung protestiert haben. Mit ihrem Protest wandten sie sich vor allem gegen die Verwendung von Steuergeldern und forderten die Schließung der Ausstellung. Unterschrieben ist der Brief von „den üblichen Verdächtigen“, so unter anderem von Klaus Staeck, dem Präsidenten des deutschen PEN-Zentrums, Johano Strasser, den Künstlern Rosemarie Trockel, Günther Uecker, HA Schult, Jochen Gerz und dem Schriftsteller Peter Rühmkorf. Sie halten es für verantwortungslos, Brekers Werke durch eine öffentliche Ausstellung zu rehabilitieren, „seine menschenverachtenden Inhalte zu minimieren“. Wer die Schweriner Ausstellung gesehen hat, der wird erstaunt sein über diese Vorwürfe. Für Breker-Kenner und Freunde seiner Kunst ist diese Ausstellung eigentlich nur langweilig. Man entdeckt nichts Neues, und die ausgewählten Werke sind nicht gerade spektakulär.

Der Forderung, die Ausstellung zu schließen, der sich auch der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler angeschlossen hat, ist man (bisher) nicht nachgekommen. „AktivistInnen“, die gegen den G8-Gipfel 2007 Sturm laufen und in einem Zeltlager an der Ostsee über Möglichkeiten des sozialen Ungehorsams diskutierten, nahmen eine Schließung kurzerhand vorweg. Sie stürmten, teils maskiert, das Museum, umwickelten einige Breker-Bronzen mit Toilettenpapier und verschlossen das Gebäude mit einer Kette. Außerdem forderten sie, die Bronzen einzuschmelzen. Sind wir schon wieder soweit?

Der Titel der noch bis zum 22. Oktober geöffneten Schau „Zur Diskussion gestellt“ hat sich bei all diesen Protesten jedoch erfüllt. Kaum wurde über eine Ausstellung mehr diskutiert als über die Breker-Schau. Auch wenn sie es nicht verdient hat.

„Zur Diskussion gestellt: der Bildhauer Arno Breker“. Schleswig-Holstein-Haus, Puschkinstraße 12, 19055 Schwerin, geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr, Eintritt 5 / 4 Euro.
 
     
     
 
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