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Bildhauer Waldemar Grzimek

 
     
 
Die Berliner Galerie am Wasserturm (Rykestraße 2) zeigt von 5. Dezember bis 23. Januar 1999 Plastiken und Graphik aus dem Nachlaß des Bildhauers Waldemar Grzimek (mittwochs bis sonnabends 14 bis 19 Uhr) und erinnert so an den 80. Geburtstag des Künstlers, dessen Schaffen Freund und Kollege Gerhard Marcks als ein "Abenteuer der menschlichen Gestalt nachzujagen" beschrieb. Ein Abenteuer ist es denn auch, die Gestalten Grzimeks zu betrachten. Mitreißend in ihrer Bewegung, in ihrer Grazie, aber auch in ihrer Erdenschwere stehen sie da und nehmen den Betrachter gefangen, ziehen ihn in ihren Bann. "Artisten", "Badende", "Ruhender Tänzer", "Fliehender", "Stürzender", "Träumende" – das sind nur wenige Titel aus dem umfangreichen Werk des Bildhauers.

Professor Eberhard Roters nannte Grzimek in seiner Monographie (Propyläen, 1979) einen "preußischen Nomaden", einen "nach innen gekehrten Wanderer" und einen "schöpferischen Individualisten". – "Das Widerspiel", so Roters, "zwischen der Schwere des Leibes, die ihn zur Erde hinzieht, und deren Überwindung durch die Bewegungskraft des ihm innewohnenden Geistes ist das Thema, das Grzimek in seinen Skulpturen vielgestaltig variiert."

Waldemar Grzimek wurde am 5. Dezember 1918 im ostdeutschen Rastenburg geboren, wo sein Vater als Ausbildungsoffizier und Oberleutnant der Reserve stationiert war. Die frühe Kindheit verbrachte Waldemar jedoch in Königsberg, bis seine Familie 1924 nach Berlin übersiedelte. Schon früh beschäftigte sich der Junge mit der Darstellung von lebenden Wesen. Gips war sein bevorzugtes Material, Tiere seine Motive. Die fand er im nahegel
egenen Tierpark. "Es war von meinem zehnten Lebensjahr an schon ziemlich klar, daß ich die Künstlerlaufbahn einschlagen würde. Verschiedene Erfolge ermunterten meine Eltern und mich." 1929 entstand die erste Skulptur (ein Skyeterrier), 1931 gewann der Junge seinen ersten Preis in dem Wettbewerb "Mensch und Hund". Bald entstanden auch erste Porträts (des Vaters 1934, der Mutter 1937). 1938 gestaltete Grzimek seine erste menschliche Ganzfigur, einen schreitenden Mann.

Inzwischen hatte er eine Steinmetzlehre aufgenommen, entschloß sich dann aber 1937, ein Studium bei Professor Wilhelm Gerstel an der Berliner Hochschule für Bildende Künste zu beginnen. In diese Zeit fiel auch die Begegnung mit Gerhard Marcks, Gustav Seitz und Fritz Cremer, die das Schaffen Grzimeks entscheidend beeinflussen sollten.

1942 wurde der Ostpreuße mit dem Rompreis ausgezeichnet und verbrachte acht Monate in der Villa Massimo. Nach dem Krieg – der Bildhauer wurde zur Marine eingezogen – kehrte er wieder nach Berlin zurück. Weitere Stationen waren: 1946–1948 Lehrer einer Bildhauerklasse an der Kunstschule Burg Giebichenstein bei Halle, 1948–1951 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg, 1952–1957 freischaffender Bildhauer in Berlin, 1957–1961 Professor an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, anschließend freischaffender Künstler in Berlin und Friedrichshafen am Bodensee, 1968 Berufung an die Technische Hochschule Darmstadt als Professor für Plastisches Gestalten.

Immer aber war es Berlin, das der zentrale Ort seines Schaffens blieb. Bis zu seinem plötzlichen Tod am 26. Mai 1984 arbeitete er in seinen zwei Ateliers in Berlin-Friedenau und schuf Skulpturen, die in Ost und West gleichermaßen Anerkennung fanden. Auch fand er noch die Zeit, sich eingehend für die Erhaltung städtebaulicher Substanz einzusetzen, seine wissenschaftlichen Abhandlungen, etwa über "Deutsche Bildhauer des 20. Jahrhunderts", zu veröffentlichen oder sich seiner umfangreichen Studiensammlung zu widmen, die später in die Berlinische Galerie eingegangen ist.

Die Bildhauerei aber, die Darstellung des Menschen, war es, die das Leben Waldemar Grzimeks geprägt hat. Einen "konservativen Mahner", so nannte ihn Heinz Ohff in seinem Nachruf, einen Künstler, der sich der Tradition verbunden fühlte, ohne Althergebrachtes zu kopieren.

 

 
     
     
 
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