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Bruno Lurchi & Co.

 
     
 
Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch. – Aus Erfahrung gut. – Der Duft der großen, weiten Welt. – Er läuft und läuft und läuft ... – Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. – Man gönnt sich ja sonst nichts. – Quadratisch, praktisch gut. – Mach mal Pause ... Werbeslogans, die schon längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen wurden. Oft reicht solch ein Spruch – und der Verbraucher weiß, was gemeint ist, ohne daß der Produktname genannt wird. Doch nicht nur flotte Sprüche werben für ein Markenprodukt, auch Werbefiguren, sogenannte Ikonen der Warenwelt, unterstützen das Bestreben der Hersteller, ihr Produkt an den Mann und an die Frau zu bringen.

Zu den ältesten dieser Figuren, von findiger Graphik
erhand entworfen, zählen das Michelin-Männchen aus dem Jahr 1891, das für eine Reifenfirma wirbt, und "Johnny Walker", der sogar schon seit 1820 für eine Whiskymarke seinen Mann steht. Bei den Kindern der fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts besonders beliebt war Lurchi, der Feuersalamander, der für eine Schuhfirma die größten Abenteuer in einem Comic erlebte. Auch Bruno, das HB-Männchen, erfreute die Kinder, wenn sie auch nicht gerade die Zielgruppe der Zigarettenproduzenten gewesen sind, als diese das putzige Männchen durch ihre Agentur erfinden ließen, ein hektisches Männchen, dem alles mißlang und wie vom Pech verfolgt über Bildschirme und Kinoleinwände sauste und schließlich entnervt in die Luft ging, bis er vom HB-König auf den Boden zurückgeholt wurde. Die Zigarette als Streßlöser ... Von 1957 bis 1972 tobte Bruno durch die Werbekampagnen, schimpfte auf arabisch rückwärts in drei verschiedenen Geschwindigkeiten und wurde Kult. Eine Kassette mit seinen besten Erlebnissen steht heute auf der Hitliste der meistverkauften Videos.

Mit einer solchen Beliebtheit können selbst Prominente kaum mithalten, wenn sie die Werbetrommel für ein Markenprodukt rühren. Von Thomas Gottschalk über Manfred Krug bis hin zu Franz Beckenbauer und Boris Becker reicht ihre Reihe. Keine sonderlich neue Idee, schließlich hatte schon ein Londoner Bekleidungsgeschäft 1867 den Einfall, mit dem Namen des Eisernen Kanzlers Bismarck zu werben, dessen Überzieher als Kopie in einer Anzeige feilgeboten wurde. Nachzulesen sind diese und andere Merkwürdigkeiten aus der Welt der Werbung in dem amüsanten Buch von Wolfgang Hars Lurchi, Klementine & Co. – Unsere Reklamehelden und ihre Geschichten (Argon Verlag, Berlin. 296 Seiten, geb. mit farbigem Schutzumschlag, 36 DM). – Eine kurzweilige Zeitreise durch Jahrzehnte der bunten Werbewelt.

Werbung beeinflußt ohne Zweifel unser alltägliches Leben nachhaltig, nicht nur dann, wenn ein lästiger Werbespot den Erzählfluß eines Spielfilms im Fernsehen unterbricht. So waren Kinder, die in der Großstadt aufwuchsen, ernsthaft überzeugt, daß es lila Kühe gebe! Werbung ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie ist "eine eigene ästhetische Form, an die man sich im Straßenbild, im Kino, beim Fernsehen und bei der Lektüre nicht nur notgedrungen gewöhnt, sondern die man auch zu genießen gelernt hat", so Joachim Kallinich, Direktor der Museums für Kommunikation in Berlin, Leipziger Straße 16, wo noch bis zum 26. August die Ausstellung Wunderbare Werbe Welten Marken, Macher und Mechanismen der Werbung vorstellt (dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr, am Wochenende und feiertags 11 bis 19 Uhr; anschließend in Frankfurt/Main, Hamburg und Nürnberg). Kallinich im Katalog zur Ausstellung (92 Seiten, zahlr. Abb., im Museum 34 DM, im Buchhandel 68 DM): "Werbung gehört zum Kommerz und ist eine Kunstform. Und sie ist gleichzeitig Teil unserer alltäglichen Kommunikation ..." Daß Werbung aber auch Spaß machen kann, das zeigen nicht zuletzt auch die "lustigsten Werbespots der Welt", die in SAT 1 von Fritz Egner präsentiert werden. Halte man es also mit Bruno, dem HB-Männchen. Wie hieß es damals doch so schön: "Wer wird den gleich in die Luft gehen" – ein bißchen Werbung macht das Leben bunter. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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