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Das erste Schlachtschiff seit Versailles

 
     
 
Die Panzerschiffe der "Deutschland"-Klasse (vergleiche Nummer 19 vom 13. Mai) setzten Maßstäbe. Für ein Schiff, das entsprechend dem Versailler Diktat nicht mehr als 10000 Tonnen Verdrängung haben durfte, war die "Deutschland" mit 28 Knoten Höchstgeschwindigkeit und sechs Geschützen des Kalibers 28 Zentimeter sowohl schnell als auch gut bewaffnet. Diese Stärken hatten jedoch ihren Preis: eine schwache Panzerung. Bereits bei den beiden Schwesterschiff
en "Admiral Scheer" und "Admiral Graf Spee" hatten die Deutschen die Panzerung etwas verbessert, was zu einem moderaten Überschreiten der 10000-Tonnen-Grenze bei diesen Schiffen geführt hatte. Diese Überschreitungen waren unbemerkt, zumindest folgenlos geblieben, und so plante die Marineleitung beim nächsten Panzerschiff eine ordentliche Panzerung mit der Folge einer fast doppelt so großen Verdrängung. Am 14. Februar 1934 erfolgte auf der Reichsmarinewerft Wilhelmshaven die Kiellegung für dieses "aufgeblähte" Panzerschiff "D", wie Erich Raeder, Chef der Marineleitung, es nannte.

Die Franzosen, in den Planungen der Deutschen der vermutete nächste Gegner neben den Polen, waren jedoch nicht untätig geblieben und reagierten auf die "Deutschland" mit dem Bau zweier Schlachtschiffe der "Dunkerque"-Klasse. Am 2. Oktober 1935 lief die "Dunkerque" und am 12. Dezember 1936 die "Strasbourg" vom Stapel. Die beiden Schwesterschiffe hatten eine Verdrängung von 26000 Tonnen und besaßen zwei Vierlingstürme mit 33-Zentimeter-Geschützen. Das deklassierte die deutschen Panzerschiffe mit ihren zwei Drillingstürmen mit 28-Zentimeter-Geschützen. Als die starke Bewaffnung der neuen französischen Großkampfschiffe publik wurde, forderte Raeder bei Adolf Hitler für das neue deutsche Schiff mehr und größere Kanonen.

Der Forderung nach einem größeren Kaliber kam Hitler nicht nach, um die Briten nicht zu provozieren, mit denen er ein Einvernehmen anstrebte, doch bewilligte er einen zusätzlichen, dritten Drillingsturm mit 28-Zentimeter-Geschützen. Das erforderte jedoch eine Neukonstruktion des Schiffes. So wurden die Arbeiten an ihm abgebrochen und am 15. Juni 1935 wurde ein zweites Mal der Kiel gestreckt. Das, was jetzt gebaut wurde, war kein Panzerschiff mehr. Ob es nun "nur" ein Schlachtkreuzer war oder bereits ein Schlachtschiff, darüber streiten sich die Gelehrten. Jedenfalls lief es offiziell unter der Bezeichnung "Schlachtschiff".

Zu den erfolgreichen Innovationen der vorangegangenen Panzerschiffe zählten nicht zuletzt die Dieselmotoren. Sie waren sparsam und erhöhten damit den Aktionsradius der Schiffe. Trotzdem verzichtete man bei dem neuen Schlachtschiff auf diese Antriebstechnik aus Sorge, nicht ausreichend starke Motoren zur Verfügung zu haben. Immerhin war die Verdrängung mit nunmehr 38900 Tonnen fast viermal so groß wie bei der "Deutschland". So wurde auf die Turbinentechnik zurückgegriffen, aber in einer modernen Form. Statt mit herkömmlichen Naßdampf- wurde das Turbinenschiff mit drei Hochdruck-Heißdampf-Anlagen von BBC ausgestattet, die dem eine Länge von 229,8 Metern, eine Breite von 30 Metern und einen Tiefgang von 9,91 Metern besitzenden Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 32 Knoten ermöglichten.

Vor 70 Jahren, am 3. Oktober 1936, wurde der neue Stolz der neuen Kriegsmarine auf den Namen "Scharnhorst" getauft. In Anwesenheit Hitlers hielt der Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Werner von Blomberg, die Taufrede. Taufpatin war die Witwe des Vizeadmirals Maximilian Reichsgraf von Spee, der im Ersten Weltkrieg an Bord seines Flaggschiffs "Scharnhorst" in der Schlacht vor den Falklandinseln untergegangen war. Erst nach ihrem einzigen Schwesterschiff, der "Gneisenau", aber noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stellte das Schlachtschiff "Scharnhorst" am 7. Januar 1939 in Dienst.

"Scharnhorst": Das deutsche Großkampfschiff bei seinem Stapellauf (Archiv)
 
     
     
 
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