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Das schwarze Loch

 
     
 
Die tollen Tage der CDU sind mit einem Faustschlag zu Ende gegangen. Von den Wähler bei der Bundestagswahl regelrecht skalpiert, gingen die Schwarzen 1999 bis zum Berline Urnengang durch ein Schlaraffenland der leichten Siege. Die nächsten in Kiel un Düsseldorf waren praktisch schon eingeplant.

Die Demontage des Helmut Kohl trifft die Union doppelt hart. Nach einem rotgrüne Chaosjahr wuchs der behäbige Pfälzer in den Augen der Deutschen, die sich traditionel nach Ordnung, Übersichtlichkeit und vor allem Stabilität sehnen, zum Symbol guter alte Zeiten. Ohne wirkliches eigenes Profil zeigen zu müssen, zehrte die CDU prächtig vo dieser Stimmungslage.

Doch ein solcher Träger romantischer Nostalgien hat blütenrein auszusehen – un damit ist es bei Helmut Kohl vorbei. Daher könnte die wirkliche Krise für die Union ers beginnen, wenn der Affären
-Donner, der die kommenden Wochen füllen wird, verhallt ist.

Was hinter der Dauerkrise von Rotgrün einerseits und dem Kohl-Nimbus andererseit bislang fast verborgen blieb, kommt dann nämlich zum Vorschein: Auch über ein Jahr nac dem Machtverlust im Bund ist es der CDU nicht gelungen, die eigene Erneuerung wenigsten zu beginnen, egal, ob inhaltlich oder personell.

Jüngste Kostprobe: Den beifallheischenden Holzmann-Auftritt des Kanzlers geißelte de Finanzexperte der CDU/CSU-Fraktion, Friedrich Merz, zu Recht als das, was er war Wahlkampf auf Kosten der Steuerzahler und gegen Vernunft und Gerechtigkeit. Im vergangene Jahr ging eine Viertelmillion Arbeitsplätze im Baugewerbe verloren. Doch waren hie Klein- und Mittelbetriebe betroffen, damit war keine Schau zu machen, und also rührt sich keine Hand. Erst bei einem Großbetrieb, der Schlagzeilen macht, meldete sich da "soziale Gewissen" Schröders. Pure Heuchelei.

Folglich genügend Angriffsfläche für Merz, im Reichstag den marktwirtschaftliche Verstand seiner Partei bravourös in Szene zu setzen. Statt dessen konnten ihn die Vertreter der Regierung der Lächerlichkeit preisgeben, indem sie Merz mit den Aussage des neuen saarländischen CDU-Ministerpräsidenten Peter Müller konfrontierten. Der hatt die Schröder-Initiative kurz zuvor euphorisch begrüßt.

Handelte es sich hier um eine Nebensache, könnte man derlei Unstimmigkeiten mi grimmigem Lächeln übergehen. Doch es ging um eine Kernfrage: Will die CD sozialdemokratischer sein als die SPD (oder mindestens ebenso), oder will sie sich als Partei von Mittelstand und Marktwirtschaft von der Regierung abheben? Das bleibt jetzt bi auf weiteres offen, gleich der Frage, wie die CDU beispielsweise in Sachen Doppelpaß un etlichen anderen zentralen Punkten wirklich denkt.

Überdies erweisen sich die CDU-Siege bei näherer Betrachtung als Triumph einer gan anderen Truppe: der sogenannten Partei der Nichtwähler. Hierhin nämlich sind die enttäuschten Rotgrün-Wähler in ihrer Masse abgewandert und nicht zur Union.

Und die Personen? Nur mit Wehmut mag man an die Debatten-Feuerwerke längst vergangene Jahrzehnte denken, als die CDU voller brillanter Köpfe war, die ihrerseits in programmatisch fest verwurzelten Parteiflügeln standen, als deren Vertreter si auftraten: die Konservativen, die Sozialen oder die Wirtschafts- un Mittelstandspolitiker. Nunmehr scheinen nur noch Karriereperspektiven, Meinungsumfrage und von Werbeagenturen ermittelte "Trends" die Richtung zu bestimmen – un sofort zu ändern, wenn es opportun erscheint.

Die Union profitierte somit allein von den Fehlern der Regierung und ihrer eigene konzeptionellen Unsichtbarkeit, derentwegen sie praktisch unangreifbar war. Im grelle Schlaglicht der kalten Analyse ist die Substanz der CDU ebenso dürftig wie die de Sozialdemokraten und Grünen.

Die Schuld am Niedergang geben nicht erst jetzt viele CDU-Kenner Helmut Kohl selbst. I 25 Jahren Vorsitz und 16 Jahren Kanzlerschaft spielte er alle ihm nicht gehorsamen Köpf an die Wand, so gut er es konnte. Und er beherrschte dieses Spiel, wobei den jüngste Vorwürfen zufolge sogar beträchtliche Summen Geldes im Spiel gewesen sein sollen (wa indes noch zu beweisen ist und wobei feststeht, daß Kohl sich nie selbst in die Tasch gewirtschaftet hat).

Wenn jetzt die Ikone Kohl fällt, wird der Blick endgültig auf das gerichtet sein, we und was die CDU wirklich zu bieten hat. Die Krisis dieser bedeutendsten Partei de bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte hat gerade erst begonnen. H. H
 
     
     
 
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