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          Die Dichte, die den Arbeiten Orlowskis eigen ist, stammt aus dem jeweils     optimalen Anteil von Kunst und Handwerk. Sie sind bei ihm nicht zu trennen. Im     gestalterischen Prozeß bringt er eine neue symbolisch überhöhte Wirklichkeit hervor.     Das Zufällige verwandelt Orlowski in das bewußt Gestaltete, und die Begegnung mit seinen     Holzschnitten bedeutet oft, auch an einer Verwandlung, an einem Enthobensein vom     Alltäglichen teilzuhaben ...", schrieb Fritz Schwarzenberger, der 1959 in     Berlin den Hans-Orlowski-Kreis gründete.
       Der Künstler wurde vor 105 Jahren, am 1. März 1894, als Sohn eines Schneiders in     Insterburg geboren. Bereits 1899 zog die Familie nach Königsberg, später dann (1905)     zunächst nach Potsdam, anschließend nach Charlottenburg. 1911 nahm Orlowski sein     künstlerisches Studium an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg auf, wo Edmund Schaefer     und Harold Bengen seine Lehrer waren. 1914 wurde er eingezogen und leistete seinen     Kriegsdienst in Serbien    ab; nach einer Verwundung arbeitete er 1915 als Zeichner im     Kriegsministerium. Erste Linolschnitte entstanden. 1916 schnitt er seine erste Arbeit in     Holz. 
       1918 setzte der Insterburger seine Studien an der Staatlichen Kunstschule bei Philipp     Franck fort (bis 1919); im gleichen Jahr stellte er auch Arbeiten in der Berliner     Sezession aus. Graphik der Künstlergruppe "Die Brücke" und Blätter der     Königsbergerin Käthe Kollwitz beeinflußten sein frühes Schaffen, das jedoch weniger     aggressiv ist als das der anderen Künstler.
       1919 erhält Orlowski sein Diplom als Kunsterzieher und wirkt von 1921 bis 1945 als     Lehrer an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg. 1931 wird er dort zum Professor ernannt.     Drei Jahre später hat er seine erste Einzelausstellung bei Gurlitt in Berlin, nachdem er     zuvor (1921) an der Ausstellung der belgischen Gruppe "Lumière" in Antwerpen     teilgenommen hat.  Der Antwerpener Kunstwissenschaftler Roger Avermaete war auf     Orlowski durch eine Veröffentlichung des Berliner Kunstkritikers Westheim in "Das     Kunstblatt" aufmerksam geworden und hatte ihn eingeladen, sich an einer Ausstellung     der Künstlerguppe "Lumière" zu beteiligen. Ein erster Kontakt nach Belgien     entstand, der sich im Verlauf der Jahre noch intensivieren sollte.
       Während des Zweiten Weltkrieges leistet Orlowski Hilfsdienste in der Berliner     Nationalgalerie. Sein Atelier in der Kunstgewerbeschule wird ausgebombt, alle Holzstöcke     und 65 Gemälde vernichtet. 1945 noch wird seine Wohnung durch Kriegseinwirkungen     zerstört.
       Nach Ende des Krieges erhält der Insterburger eine Berufung an die Hochschule für     Bildende Künste Berlin, wo er die Klasse für Wandmalerei, Fresko, Sgraffito und     Glasmalerei leitet. Für sein unermüdliches künstlerisches Schaffen wurde der Ostpreuße     vielfach geehrt. 1954 erhielt er den Kunstpreis für Graphik der Stadt Berlin, ein Jahr     zuvor war er zum Mitglied der Königlich Flämischen Akademie der Wissenschaften,     Literatur und Schönen Künste, Brüssel, gewählt worden. 1962 wurde er zum Offizier im     Orden Leopold II von Belgien ernannt, im gleichen Jahr erhielt er die Ehrenmedaille des     Ministeriums für nationale Erziehung und Kultur von Belgien. 1963 zeichnete ihn die     Freundeskreis Ostdeutschland mit ihrem Kulturpreis für Bildende Kunst aus; 1964 wurde er     zum Ehrenmitglied der Accademia delle Arte del Disegno von Florenz ernannt.
       Hans Orlowski starb am 3. Mai 1967 in Berlin. Sein Nachlaß wird heute in Belgien, im     Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt, genauer gesagt im dortigen Haus "De witte     Engel", bewahrt. Dort fand auch das großzügige Legat, das die Witwe Orlowskis der     Provinz Limburg zur Verfügung stellte, eine würdige Heimstatt: 49 Gemälde, 406     Holzschnitte und andere Graphiken, 73 Holzstöcke, Zeichnungen sowie das Briefarchiv und     das Atelierinventar des Künstlers.
       Hans Orlowski war vor allem ein Meister des Holzschnitts, der durch die Kraft seiner     Phantasie Kunstwerke schuf, die noch heute Gültigkeit besitzen. Wenn man seine Werke     bedauerlicherweise auch nur selten auf Ausstellungen bewundern kann, so hat der Freund     kostbar illustrierter Bücher doch einmal die Gelegenheit, Orlowskis Werken zu begegnen,     schließlich schuf er auch Illustrationen für über 120 Bücher, darunter Werke von     Heinrich Heine, Friedrich Hölderlin, Johann Wolfgang von Goethe, Rainer Maria Rilke und     Friedrich von Schiller. Sogar Texte aus der Bibel illustrierte Hans Orlowski mit     Holzschnitten, ohne dabei reine Abbildungen des Textes zu schaffen. Ein Meister seines     Fachs  in Deutschland zu Unrecht vergessen! 
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