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Dem akustischen Erleben auf der Spur Der Dirigent Hermann Scherchen setzte im Königsberger Musikleben Akzente

 
     
 
Er förderte mehrere Generationen der komponierenden Avantgarde, er forderte von allen, mit denen er zu tun hatte, Klarheit über das, was sie tun, und er forschte in allen Bereichen der Musik. Er war jedem akustischen Erleben auf der Spur und wirkte jeder gemütlichen Behäbigkeit mit seiner unbequemen Unerbittlichkeit entgegen." Mit diesen Worten umriß Giselher Klebe in einem Katalog
der Berliner Akademie der Künste 1986 Schaffen und Charakter eines Mannes, der als Dirigent und Lehrer Meilensteine setzte: Hermann Scherchen. Geboren am 21. Juni 1891, vor nunmehr 105 Jahren, als Sohn eines Gastwirts in Berlin, erhielt er im zarten Alter von sieben Jahren ersten Violinunterricht. Während der Schulzeit beschäftigte er sich autodidaktisch mit der Musik, eine Kunst, über die er Jahrzehnte später schreibt, sie sei "zu fühlen, auch gegen unseren Willen! Die Rhythmen, Melodien, ihre Klänge packen uns, ohne daß wir es wollen". Hermann Scherchen ließ sich mitreißen von den Klängen und er verstand es auch, andere mitzureißen mit seinem Enthusiasmus. Ernst Litscher, der mit Scherchen in Zürich arbeitete, erinnerte sich: "Äußerste Disziplin für und in der Arbeit – äußerste persönliche Freiheit. Das war Hermann Scherchen. Nie war es mit ihm während der Arbeit langweilig – aber er verlangte nach dem ganzen Menschen und seinem äußersten Einsatz."

Es war im Jahr 1912, da Scherchen zum ersten Mal öffentlich dirigierte – Arnold Schönbergs "Pierrot lunaire". Auch später sollte er sich vor allem der Neuen Musik zuwenden, vernachlässigte aber nie die alten Meister, sondern legte besonderen Wert darauf, auch solche Stücke aufzuführen, die andere zu vergessen schienen.

Nach Königsberg kam Hermann Scherchen 1928; man hatte ihn zum Leiter der städtischen Sinfoniekonzerte und musikalischen Oberleiter am Ostmarken-Rundfunk (ORAG) berufen. Ein Jahr später schon wurde er zum Generalmusikdirektor in Königsberg ernannt. – Es waren vier fruchtbare Jahre, die der Berliner in der Stadt am Pregel verbrachte. Er richtete einen Dirigierkurs ein, führte das 60. Tonkünstlerfest des ADMV durch, schrieb ein "Lehrbuch des Dirigierens" und wurde zum Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Albertina ernannt. Vor allem aber im Rundfunk setzte er wesentliche Neuerungen durch, die heute als selbstverständlich anmuten. So veranlaßte er, daß ausgebildete Sprecher die Manuskripte fachkundiger Autoren verlasen und bezog die Zuhörer mit in das Geschehen ein. Wichtig war ihm, daß der Hörer Freude an den Sendungen hatte. – Hermann Scherchen, der am 12. Juni 1966 in Florenz starb, gilt nicht zuletzt auch als ein Vorkämpfer der Neuen Musik in Ostdeutschland. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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