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Der Korea-Krieg

 
     
 
Im Fernen Osten war es Sonntag der 25. Juni 1950 (in Westeurop zeigte der Kalender noch den 24. Juni an), als um 04.00 Uhr nach einem intensive Trommelfeuer der nordkoreanischen Artillerie etwa 90 000 Soldaten Pjöngjangs mi Unterstützung von über 100 schweren Panzern und rund 110 Flugzeugen in den Süden Korea eindrangen. Gewiß hatte der Geheimdienst Seouls bereits Ende 1949 auf eine drohend Invasion hingewiesen, doch kam dieser Kriegsüberfall – zumal ohne jeglich Kriegserklärung – auch für Washington völlig überraschend. In opferreiche Kämpfen wehrten sich die südkorea
nischen Streitkräfte, die ohne Panzer un Panzerabwehr, ohne schwere Geschütze sowie praktisch ohne Luftwaffe waren, verzweifelt doch nach drei Tagen hatte die nordkoreanische Armee die nur 38 Kilometer entfern liegende Hauptstadt Seoul erobert. Trotzdem behauptet Pjöngjang bis zum heutigen Tage der Südteil der Halbinsel sei der Angreifer gewesen, die eindeutigen Fakten der damalige Entwicklung und auch die Tatsache, daß sogar die sowjetische Regierungszeitun "Iswestija" noch am 27. Juni vom nordkoreanischen Einmarsch schrieb, werde dabei verschwiegen.

Diese blutige Entwicklung hatte niemand im Oktober 1897 vorausgesehen, als sich da Königreich Korea zum "Großen Kaiserreich der Han" bekannte und dann währen des russisch-japanischen Krieges seine Neutralität erklärte. Trotzdem besetzten die Soldaten Nippons das Land und machten es 1910 zu einem De-facto-Protektorat Tokios; in de Schulen mußten die Kinder Japanisch statt ihrer Muttersprache lernen, und sehr bald ga es keine eigenen koreanischen Zeitungen mehr. Unter dem Eindruck des 14-Punkte-Programm des US-Präsidenten Wilson vom Selbstbestimmungsrecht der Völker kam es dann in Kore 1919 zu Massenerhebungen für nationale Unabhängigkeit; trotz deren Gewaltlosigkei reagierten die Japaner mit äußerster Härte, die Koreaner durften öffentlich nich einmal mehr koreanisch sprechen, mußten ihre Namen ablegen und dafür japanisch klingend annehmen!

Auf der Konferenz in Kairo (Ende 1943) beschlossen die Alliierten, diese leidgeprüften "Land der Morgenstille" wieder die nationale Freihei zurückzugeben; da US-Präsident Roosevelt die Ansicht vertrat, die Koreaner seien zu Selbstregieren nicht fähig, sollten sie bis "zu einem angemessenen Zeitpunkt" unter alliierte Treuhandregierung gestellt werden. Realitätsfremd war ebenso, erst eine Tag nach dem Abwurf der zweiten Atombombe auf Japan innerhalb von nur 30 Minuten von zwe US-Offizieren einen Plan zur Teilung Koreas auszuarbeiten; nach ihm sollten die Armee Tokios im Norden vor den sowjetischen Truppen kapitulieren und südlich des 38 Breitengrades vor den US-Streitkräften, die allerdings erst am 8. September 1945 in Kore landeten.

Der Jubel der befreiten Koreaner am "Kwangbokjol" (dem "Tag de Wiedervereinigung") aber verstummte bald. Die zwei Jahre andauernden Verhandlunge zwischen den beiden Besatzungsmächten führten zu keinerlei Resultaten, so daß die US der Sowjetunion und auch der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September 194 mitteilten, sie wollten die Korea-Frage primär unter die Verantwortung der Uno stellen Doch obwohl die UN-Kommission für Korea von den Vereinten Nationen beauftragt worden war freie und geheime Wahlen im gesamten Lande zu überwachen, verweigerte die sowjetisch Besatzungsmacht ihr die Einreise über den 38. Breitengrad. Daraufhin sollte sie die Wahlen nur im Südteil kontrollieren. Trotz der Boykott-Aufrufe des Nordens gab es im Ma 1948 dann eine Wahlbeteiligung von immerhin 72 Prozent. Kurz danach schlug Moskau de Abzug der amerikanischen und sowjetischen Truppen aus dem Lande vor. Ende Juni 194 verließen die letzten US-Soldaten das "Land der Morgenstille"; zurück bliebe nur einige Berater sowie eine völlig unzureichend bewaffnete südkoreanische Armee. Die Sowjet-Streitkräfte hatten sich bereits Ende 1948 zurückgezogen, sie hingege hinterließen eine nordkoreanische Armee von 170 000 Mann mit 242 Panzern vo sowjetischen Typ T 34, mit 2540 Geschützen und 300 Jak-Kampfflugzeugen. Wie damals in Mitteldeutschland war auch in Nord-Korea ein kommunistisches Regime entstanden, desse Verbindungen mit dem Süden immer mehr eingeengt wurden. Sommer 1948 stellte Pjöngjan sogar den Postaustausch mit Süd-Korea ein.

Das folgende Jahr brachte den Sieg Mao Tse-tungs im chinesischen Bürgerkrieg. Glaub man den Memoiren Chruschtschows, so konsultierte Kim Il-Sung im gleichen Spätherbs Stalins mit seinem Plan, den Süden Koreas militärisch zu erobern. Hatte dieser anfang Bedenken, so gelang es dem nordkoreanischen Diktator, ihn bei einem zweiten Treffen vo einer dortigen "vorrevolutionären Stimmung" zu überzeugen; angesichts eine siegreichen "Blitzkrieges" Pjöngjangs glaubte auch Stalin – wie ebenfall Mao – nicht an eine Intervention der Amerikaner. Nicht zuletzt erhoffte er sich woh einen verstärkten Einfluß der Sowjetunion im strategisch so wichtigen Dreiec China–Korea–Japan. Hinzu kam die Neuorientierung der Sicherheitspoliti Washingtons im Pazifik, bei der nach jener "Acheson-Doktrin" Korea aus de Schutzbereich und den Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten ausgeklammert wurde War es eine – natürlich ungewollte – Einladung zum Angriff auf den Südteil?

Der Kriegseintritt Pekings war nur möglich, weil der sowjetische Delegierte damals die Sitzungen boykottierte und damit versäumte, ein Veto einzulegen – was da Zustandekommen solcher Beschlüsse indes nicht hindert. Nur so konnten dann Uno-Einheite aus 17 Nationen (besonders auch Briten, Belgier, Türken) dem bedrängten Süd-Korea zu Hilfe eilen. Deutschland schickte damals medizinische Unterstützung; Mitte Septembe landeten die Truppen überraschend an der Westküste und eroberten Seoul zurück erreichten den 38. Breitengrad und verfolgten die nordkoreanischen Truppen bald bis an die chinesische Grenze.

Anfang Oktober wiederum teilte Tschou En-lai mit, sein Land werde in den Krieg mi eigenen Soldaten eingreifen, falls die UN-Einheiten die innerkoreanische Demarkationslini überschritten. In den USA wurde dies nicht für ernst erachtet; angeblich bemerkte ma auch nicht das – allgemein nächtliche – Einsickern von über 250 00 chinesischen "Freiwilligen" nach Korea. Dagegen spricht, daß US-Genera MacArthur die Jalu-Brücken zerstören wollte, um den chinesischen Streitkräften de Übergang zu erschweren; später wollte er die Volksrepublik sogar bombardieren. In de Sorge, ein militärisches Eingreifen der UdSSR damit zu provozieren, verbot Washington ei solches Vorgehen. Ende November jedenfalls überrannten acht Divisionen Pekings – in einem ebenfalls nicht erklärten Krieg – bei einer Kälte von minus 35 Grad die UN-Truppen. Anfang 1951 fiel Seoul erneut in kommunistische Hände, erst im März konnt es befreit werden.

Über die letzten Motive des chinesischen Eingreifens gibt es unterschiedliche Thesen Oft heißt es, Mao Tse-tung sei von den Ereignissen überrascht worden und hätte au Sorge vor einer Offensive der USA gegen sein Land so gehandelt. Dagegen sprechen jen Memoiren Chruschtschows, wonach auch Mao den nordkoreanischen Kriegsüberfall durchau billigte. Nach einer weiteren Version veranlaßte der Kreml diesen Schritt Pekings, um e letztlich durch den Krieg zu schwächen und so in größere Abhängigkeit zur UdSSR zu bringen; einen gewissen Hinweis dafür lieferte 1964 ein Schreiben der KP Chinas an die sowjetische "Bruderpartei" mit der bitteren Klage, daß sie selbst die sowjetischen Waffen für den Korea-Krieg nicht gratis erhalten habe und China einen hohe Blutzoll bezahlen mußte, während "man in Moskau zugeschaut hätte".

In Japan wiederum wollen seriöse Quellen wissen, Peking habe für sein Eingreifen in jenen Konflikt vom Kreml eine erneute Bestätigung seiner Rechte in der Mandschure erhalten. Ende Juni 1951 deutete der sowjetische Botschafter Malik in einer Moskaue Radiosendung die Bereitschaft zur Feuereinstellung in Korea an, obwohl Sowjetrußland doc offiziell gar nicht am Krieg beteiligt war! Kurz danach kam es zum ersten Zusammentreffe der beiderseitigen Unterhändler, doch gingen die Kämpfe während de Waffenstillstandsverhandlungen noch zwei Jahre, zwei Wochen und drei Tage unverminder weiter. Stalins Tod im Frühjahr 1953 mag die Verhandlungen dann vielleicht noc beschleunigt haben. Nach insgesamt 575 Verhandlungsrunden jedenfalls wurde schließlich a 27. Juni 1953 in einer eiligst innerhalb weniger Stunden zusammengehämmerten Baracke in innerkoreanischen Grenzort Panmunjom der Waffenstillstand unterzeichnet. Die Regierun Süd-Koreas akzeptierte ihn zwar, verweigerte jedoch ihre Unterschrift als Geste eine nationalen Protestes gegen die weiterhin andauernde Teilung des Landes. Nicht einma menschliche Erleichterungen waren garantiert.

Unter der koreanischen Zivilbevölkerung dürften damals rund drei Millionen Mensche ihr Leben verloren haben. Die militärischen Verluste (Gefallene, Verwundete, Vermißte der Südkoreaner beliefen sich auf 257 000 Soldaten und diejenigen der US-Streitkräft auf 157 000 – fast ebensoviel, wie sie der Erste Weltkrieg kostete! Die andere UN-Einheiten hatten rund 14 000 Mann zu beklagen. Nord-Korea hatte 520 000 und Chin 900 000 Gefallene. Über 129 000 Südkoreaner wurden während de kommunistischen Okkupation ermordet, und weitere rund 84 000 in den Norden Korea verschleppt. Andererseits flohen etwa 2,5 Millionen Nordkoreaner in den Süden. Wie viel Flüchtlinge damals am Straßenrand starben – wie bei Kriegsende in Deutschlan – weiß niemand.

Seoul, viermal verbissen umkämpft, war 1953 zerstörter als Berlin im Mai 1945!

Das Echo im Ausland? Für Moskau war der Korea-Krieg ein für seine Pläne bittere Test auf die Festigkeit des Westens. Die Volksrepublik China geriet durch ihre Teilnahm am Krieg in einen scharfen Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Hatte die westliche Welt 1945 noch naiv an das Ende aller Kriege geglaubt, so wurde man schnel eines Schlechteren belehrt. Nach anfänglichem Schock begann auch Westeuropa aufzuwachen die gemeinsamen Anstrengungen im Rahmen der Nato wurden verstärkt. Im – wie Kore – geteilten Deutschland herrschte Angst vor einem neuen Krieg. Vielerorts kam es zu Hamsterkäufen. Zugleich entstand der Gedanke an eine eigene Bundeswehr. Inzwischen is ein halbes Jahrhundert vergangen. Geändert indes hat sich die Situation im "Land de Morgenstille" kaum, nur zweimal kam es zu einer Begegnung von in beiden Landesteile seit 50 Jahren getrennt lebenden Familien – und das auch nur in einer sehr begrenzte Anzahl. Selbst den Postverkehr über den 38. Breitengrad gibt es immer noch nicht wieder.

Jetzt aber, vom 12. bis 14. Juni, trafen der südkoreanische Präsident Kim Dae Jun und das nordkoreanische Staatsoberhaupt Kim Jong-Il sich in Pjöngjang, zweifellos ei Fortschritt, doch werden beide Seiten sehr bald auf – zumindest bisher – unüberbrückbare Gegensätze stoßen: Der Norden verlangt den Abzug der US-Soldaten au Süd-Korea, während Seoul primär auf die Vernichtung der nordkoreanische Massenvernichtungswaffen und die Zusammenführung jener getrennten Familien drängt.

Im Laufe der weiteren Verhandlungen ist letztlich aber auch die Schuldfrage a Bruderkrieg 1950 bis 1953 zu klären. Ob Pjöngjang sie eingestehen wird?

 
     
     
 
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