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          "Fund Raising", zu  deutsch     "Geldmittelbeschaffung", lautet heute eines der Zauberwörter in unseren Breiten     und anderen Regionen der Welt. So ist es beispielsweise nicht verwunderlich, daß     US-Präsident Bill Clinton nur wegen der gravierenden Ereignisse auf dem Balkan dieser     Tage eine vorgesehene dreitägige "Fund Raising"-Tour nicht antrat.
       Politisches Leben der Parteien und anderer Organisationen kann, so weiß man     inzwischen, ohne diese ominöse "Geldmittelbeschaffung   " kaum gelingen. Das gilt     für Bonn und in Bälde für Berlin ebenso wie für Washington, Paris oder Rio de Janeiro.
       Aber auch die kulturellen Landschaften in Deutschland und anderswo insbesondere im     Hinblick auf die Kunst sind auf den Einfallsreichtum zur Beschaffung von Geldmitteln     angewiesen. Die Folge der Verquickung von Firmen- und Produktwerbung und kultureller     Arbeit sind in ihrer ganzen Bandbreite vom Guten bis zum Schlechten hinreichend bekannt.
       Die Frage nach den notwendigen Mitteln ist aber letztlich in Sachen Kultur zu allen     Zeiten immer die entscheidende gewesen. Burgen, Schlösser, Dome oder Skulpturen hatten     immer ihre Sponsoren, ohne deren Impetus zum Beispiel die Kulturgeschichte Europas nur     eine äußerst äußerst ärmliche wäre.
       Nach den Kaisern, Königen, Päpsten oder Erzbischöfen nahmen sich mit dem Beginn der     neueren Zeit zunehmend mehr die einzelnen Staaten der Mittelbeschaffung für das     Kulturleben an. Wie zuvor stand dann auch vieles aus Gründen der Repräsentanz auf dem     Programm. Stiftungen, die sich Kunst und Kultur verpflichtet fühlten, traten erst später     auf den Plan.
       Der Umstand, daß Kultur und Geldgeber untrennbar voneinander abhängen, bekommen in     jüngster Zeit in schmerzlicher Weise unter anderem auch die Deutschen zu spüren. Die     Kassen von Bund, Ländern, Städten sowie Gemeinden sind allenthalben zumeist angeschlagen     und verleiten deshalb die Verantwortlichen, besonders kräftig bei Ausgaben für die     Kultur zu sparen. so geschehen in allerjüngster Zeit auch im Bundesland Brandenburg, wo     auf Grund solcher als zwingende Maßnahmen deklarierte Haltung einigen Theatern und     Orchestern die Schließung ins Haus steht.
       Um so erfreulicher ist deshalb eine Maßnahme des zwar in Berlin ansässigen, aber auch     in Brandenburg tätigen Molkerei-Unternehmens "emzett". Wer Milch und Quark der     Marke "Brandenburgische Hofprodukte" aus dieser Meierei kauft, unterstützt     damit auf besondere Weise Kultur und Natur in der Mark Brandenburg. Bei jedem Kauf     fließen zehn Pfennig direkt in den gemeinnützigen Förderverein "Brandenburgische     Kulturlandschaft", der beispielsweise dabei hilft, Windmühlen zu restaurieren oder     Lehrpfade in interessanten Waldgebieten einzurichten.
       Das Modell lasse sich jedenfalls vielfältig zur Anwendung bringen, meint Elfi Amend,     PR-Managerin bei "emzett". Und in der Tat: Die Idee von einer Selbstinitiative     auch kleinerer Industrieunternehmen sollte kultursolidarisch durchaus Schule machen. Olaf     Schwenke zum Beispiel, Präsident des Deutschen Komitees für kulturelle Zusammenarbeit in     Europa, fordert eine freiwillige Kulturabgabe für Unternehmen. Ein Prozent der     Unternehmensgewinne, so meint er jedenfalls, müsse dann in einen Kulturfonds     fließen. Das wäre ein vernünftiges "Fund Raising" auf solidarischer Basis und     beileibe kein Tropfen auf dem heißen Stein.
 
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