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Deutschland gegen Iran

 
     
 
Bei der Roboterfußball-WM in Bremen hat Deutschland ausgezeichnet abgeschnitten. Elf der 33 Preise gingen an

Teams aus dem Gastgeberland. China, Japan und der Iran belegen die darauffolgenden Plätze. Hier sind ihre Geschichten:

„Uns alle vereint ein Traum“, sagt Minoru Asada, der Chef der Robocup-Föderation. Dieser Traum soll im Jahr 2050 in Erfüllung gehen. Dann hoffen die Wissenschaftler aus aller Welt eine Mannschaft konstruiert zu haben, die gegen Menschen Fußball spielen und auch gewinnen kann.

Fußballspielende Roboter sind eine grandiose Idee, dachten sich Wissenschaftler aus aller Welt und luden 1997 zur ersten Roboterweltmeisterschaft nach Japan. In diesem Jahr fand der Robocup in Bremen statt.

Die Messehallen sind voll mit jungen Leuten und ihren Laptops. Überall schrauben und präparieren Wissenschaftler und ihr Nachwuchs (die jüngsten sind acht Jahre alt) ihre Roboter.

Es gibt verschiedene Klassen von Robotern, die vier wichtigsten heißen: Kleine, Mittlere, Vierbeiner und Humanoide. Letztere sind diejenigen, die den Menschen am ähnlichsten sehen, während die Vierbeiner Hunden gleichen. Humanoide gibt es erst seit vier Jahren beim Robocup. Sie sind noch sehr unbeholfen und brauchen Minuten, um einmal den Platz zu überqueren
. Wenn sie dabei nicht umfallen, was oft genug geschieht.

Die Kleinen sind etwa so groß wie ein Kochtopf und flitzen auf Rädern über den Kunstrasen. Die Mittleren (die eigentlich die Großen heißen müßten) gelten als Königsklasse. Sie sehen so ähnlich aus wie Staubsauger und werden immer Tor-gefährlicher. Sie können Bälle über die Köpfe ihrer Kollegen hinwegschießen.

Von 440 teilnehmenden Teams kommen 97 aus Deutschland. Als zweitstärkste Nation sind nicht etwa Amerikaner oder Japaner, sondern die Iraner mit 59 Teams vertreten. Erst dann folgen die Japaner mit 45 teilnehmenden Gruppen.

Wie kommt das? Ubbo Visser, der Organisator des Robocups 2006, ist sich selbst nicht ganz sicher. Er meint: „Das ist eine alte Frage. Die Iraner stecken wohl eher in der Materie Fußball stärker drin als die Amerikaner.“

Die erste Gruppe von Iranerinnen lehnt ein Interview rundheraus ab. Warum? „Unsere Chefin hat es verboten“, sagt der männliche Betreuer der drei verschleierten Schülerinnen oder Studentinnen. Und fügt flüsternd hinzu: „Sie ist ein bißchen bescheuert.“ Die vier Iraner ziehen von dannen.

Ein genereller Maulkorberlaß scheint jedoch nicht verhängt worden zu sein. Die nächste Gruppe junger Frauen gibt bereitwillig Auskunft: Elham Abdenikooiepoor, Sepideh Zareian und Zeinab Mousarian sind 21 Jahre alt. Sie gehören zur Entwicklergruppe „Robosina“. Sie haben ein Programm geschrieben, das einer reinen Computersimulation dient. Die drei Iranerinnen beobachten gerade, wie ihr Programm gegen das der deutschen Gruppe „Brainstormers“ kämpft. Es steht unentschieden.

Die drei lässig Verschleierten studieren Softwareprogrammierung an der „Bu-Ali Sina Universität“. Sie wirken zunächst schüchtern, bleiben aber keine Antwort schuldig.

Auf die Frage, warum sie glauben, daß so viele Iraner nach Bremen gekommen sind, antwortet eine der drei: „Iraner sind eben sehr clever.“

Die Anmeldung der Gruppe alleine hat über 800 Euro gekostet, sagen sie. Für den zehntägigen Aufenthalt der Nachwuchswissenschaftlerinnen mußten ihre Familien insgesamt 12000 Euro aufbringen.

Da hatten es die Amerikaner nebenan einfacher. Eric (19) verweist auf die Sponsoren „Hewlett Packard“, „Dell“ und „Microsoft“. Er gehört zu einer Gruppe, die richtige Roboter aus der kleinen Klasse mitgebracht hat. Sein Team „RFC Cambridge“ kommt vom „Massachusetts Institute of Technology“ (MIT). RFC Cambridge ist jedoch chancenlos. Zur Halbzeit führen die „Field Rangers“ aus Singapur gegen „RFC Cambridge“ bereits 7:0.

„Die haben die Regeln geändert“, beschwert sich Eric. Der Student der Computerwissenschaft hat eben erst erfahren, daß nur ein Verteidiger in den Strafraum darf. Das ganze ist eine Art Abseitsregel. Deswegen verlieren die Amerikaner ständig. So schnell können sie ihre Programme nicht umschreiben.

Solange er aber hier ist, interessiert den jungen Amerikaner nur eins: Wo kann ich nachmittags die Spiele sehen?

Die Spiele, bei denen Menschen gegeneinander antreten, die richtigen eben. Es wird wohl – trotz aller Begeisterung – noch bis 2050 dauern, bis Computerfußball so spannend geworden ist wie Roboterfußball.

Verbissen dabei: Sogar Iranerinnen waren in Bremen vertreten, als Roboter aller Art um den Sieg kämpften.
 
     
     
 
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