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Mut zur Macht fordert Mut zum Wagnis. Nichts in der Politik, nichts in der Strategie ist sicher. Immer bleibt der Mensch, sein Wille, seine Belastbarkeit sowie sein stets unvorhersehbares persönliches Schicksal die große Unbekannte.

Die Geschichte ist der Ort des Unerwarteten. Nur eines liegt fest: der Raum, der sie trägt. Er ist die einzig feste Größe in der Gleichung der Weltpolitik
, alles andere ist ungewiß.

Niemand weiß, wo und in welchem Land wer geboren werden wird und wann wer stirbt. Ein Alexander, ein Dschingis-Khan, ein Napoleon, ein Hitler sind niemals vorauszusehen. Die Geburt einer Tochter statt eines Sohnes kann wie im Fall der letzten Habsburgerin Krieg über Krieg heraufbeschwören, der Tod des feindlichen Kriegsherren einen ganzen Subkontinent vor der sonst sicheren Unterwerfung bewahren wie 1241 den abendländischen. Nicht der vor Liegnitz im Kampf gegen feindliche Vorhuten bewiesene Todesmut deutscher Ritter ersparte damals, am Vorabend des großen tatarischen Angriffs, den Europäern das Schicksal der Iraner, Russen und Chinesen, sondern allein die plötzlich im Mongolenlager eingetroffene Nachricht vom Tode des Großkhans Ügedei.

Der Mut zur Macht ist das Schwungrad der Geschichte, die Triebkraft des Fortschritts. Er stößt die Völker aus der Vergangenheit in die Zukunft. Gut oder böse je nach der Politik, die sich seiner bedient, macht er ebenso bereit zu Großmut wie zur Selbstgerechtigkeit, zur notwendigen, "die Not wendenden" Tat, wie zum Verbrechen. Rechtfertigung jedweder Macht ist die ihr eingeschlossene Verantwortung.

Mut zur Verantwortung schuf auf den Trümmern Westroms das christliche Abendland und über ihm das erneuerte, das sogenannte Heilige Römische Reich, Mut – im Süden zu wahnwitziger Zerstörung, im Norden zu unerbittlichem Völkermord – das gleichfalls "christliche" Amerika. Fremdlinge auf eigener Erde, das sind heute, soweit sie das Massaker überlebten, die letzten Eingeborenen der Neuen Welt. Fast mühelos dagegen schwangen sich die erfolgreichsten Räuber des neunzehnten Jahrhunderts zu Sittenrichtern des zwanzigsten auf. Jordis v. Lohausen
deutscher Autor, "Mut zur Macht"

*

Jörg Haiders Wähler sind in der Mehrzahl keine Nazis. Davon gibt es in Österreich nicht mehr als in Deutschland. Haiders Anhänger sind überwiegend Protestwähler, die die Schnauze voll davon haben, daß rote und schwarze Parteibonzen das Land bis zum letzten Hausmeisterposten untereinander aufgeteilt haben.

Wer Haider wirksam bekämpfen will, der muß sich politisch mit ihm auseinandersetzen, der muß sich seine Programme, Parolen und seine Gefolgsleute vornehmen. Ausgrenzung bringt überhaupt nichts. Das hat auch das Beispiel der PDS im Osten gezeigt.

Ich lasse mich weder von Haider noch von seinen Kritikern davon abhalten, in Tirol wieder Ski zu fahren oder im Sommer durch die Wachau zu radeln. Sonst dürfte ich auch nicht mehr in die USA reisen, weil es dort noch die Todesstrafe gibt, nicht nach China, weil dort Oppositionelle verfolgt werden, und auch nicht nach Kuba, weil die Bevölkerung dort von einem greisen Diktator in Armut festgehalten wird. Thomas Osterkorn
Chefredakteur "Stern"

 
     
     
 
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