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Ein Lehrstück über den umgang der Politik mit deutscher Kultur

 
     
 
Experten schätzen, daß in Deutschland an die vier Millionen Analphabeten leben. Dies beklagenswerte, im Wachsen begriffene Minderheit darf sich dieser Tage glücklic schätzen: Sie bleibt unbehelligt von einer Farce, die den Schreibkundigen das Lache gefrieren läßt.

Die vor erst zwei Jahren von einem Häufchen Bürokraten und Politikern selbstherrlic erlassene "Rechtschreibreform" ist gescheitert. Jetzt schickt sich die verantwortliche Kommission an, wesentliche, besonders lächerliche Teile des Machwerk höchstoffiziell zurückzunehmen. Ohne die Ratschlüsse dieses restlos kompromitierte Gremiums abzuwarten, erscheint der neue Duden
am 25. August bereits mit einer Reih hausgemachter Rücknahmen der Reform.

Ohnedies haben Nachrichtenagenturen, Verlage und Zeitungen von Anfang an eigen Versionen der neuen Schreibe entwickelt. Eine unüberschaubare Zahl vo Hausschreibordnungen wird dem deutschen Leser seitdem serviert. Die FAZ hat gemeinsam mit einer kleinen Schar von standhaften Medien, die "Reform" vo Beginn an ignoriert. Alle großen Tageszeitungsredaktionen sind indes weitgehen mitgezogen und wissen in diesem Moment wahrscheinlich noch nicht, in welcher Orthographi ihr Blatt im September erscheinen wird.

Millionen neu angeschaffter Wörterbücher, Rechnerprogramme, Schulfibeln etc. lande jetzt im Müll, teure Nachschulungskurse waren umsonst. Das schlimmste aber ist: Nac diesem absurden Theater ist die Autorität einer zentralen, einheitlichen Rechtschreibun dahin. Ganz gleich, was irgendeine Kommission jetzt noch ausheckt, von nun an spätesten schreibt jeder wie er will. Damit ist der deutsche Sprachraum ins Mittelalte zurückgefallen. Die bedauernswerten Schüler, denen man wohlfeil erklärt, sie lernte nicht für die Schule sondern fürs Leben, werden bis auf weiteres mit einer Orthographi versorgt, die außerhalb der Lehranstalten nur noch Schmunzeln hervorruft.

Das Ausland klopft sich auf die Schenkel. In Frankreich etwa, wo die eigene Sprache als hohes Kulturgut besonders geachtet und gepflegt wird, mag man kaum glauben, wie die Deutschen das Idiom Schillers und Goethes zerstümpern.

Schuld an dem Fiasko haben die Politiker, die sechzehn Kultusminister nebs Ministerpräsidenten der Länder, parteiübergreifend und allesamt. In Schleswig-Holstei ging Heide Simonis gar soweit, einen Volksentscheid gegen die Reform glattweg zu übergehen: Direkte Demokratie und "Bürgerbeteiligung" ja, aber nur solange die Richtung stimmt, lautete die Kieler Marschrichtung.

Zufall oder Methode: Die Rechtschreibtragödie fiel just in eine Zeit, d Goethe-Institute reihenweise geschlossen wurden. Während andere Länder mit Eifer die Wahrung und Verbreitung ihrer Sprache weltweit vorantreiben, hat es fast den Anschein, als hätten sich in der Bundesrepublik einflußreiche politische Kreise darauf geeinigt, de Deutschen den Garaus zu machen. In jedem Falle fehlt der sogenannten politischen Elit offenkundig einiges an Respekt vor der Kultur unseres Landes.

Jetzt werden sich "Experten" abermals den Kopf zerbrechen, wie denn nun die Reform der Reform auszusehen hat. Dabei steht der – einzige – Ausweg längs fest: Ohne Wenn und Aber zurück zur alten, bewährten Orthographie. 90 Prozent de Deutschen, so wollen Schätzungen wissen, haben sie ohnehin nie aufgegeben. Doch dies Blamage werden sich die "Fachleute" und Kultusminister in jedem Falle erspare wollen. Auf Kosten der hundert Millionen Deutschsprachigen werden sie eine weitere Versio ausbrüten, die dann im Durcheinander der diversen "Hausorthographien" verpuffe darf.

Rückblickend bleibt die Frage: Wie konnte es eigentlich geschehen, daß ein s wertvolles Gut wie die Schriftsprache ausgerechnet den Kultusministerien anheimgegebe wurde? Haben nicht gerade jene Institutionen in vierzig Jahren Schul- un Universitätsreformerei bewiesen, zu was sie fähig sind? Deutschland, das eins Wissenschaftler und Techniker in alle Welt exportierte, bettelt in Indien u Computerspezialisten. Noch ein paar "Rechtschreibreformen" und wir dürfen de Tag erwarten, da ein Bundeskanzler "Green Cards" an asiatische Deutschlehre verteilt.

 
     
     
 
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