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Eine Erfindung die die Welt verändern sollte

 
     
 
Das erste „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ ist ein Produkt von „Benz & Co“. Diesen Betrieb hatte der Maschinenbauingenieur und Unternehmer Karl Benz im Jahre 1883 mit dem Kaufmann Max Kaspar Rose und dem Handelsvertreter Friedrich Wilhelm Eßlinger in Mannheim gegründet.

Benz war nicht nur ein begnadeter Konstrukteur, sondern auch ein begeisterter Sportler. Vor allem das Radeln oder, um es mit einem zeitgenössischen Begriff zu formulieren, der Velozipedsport hatte es ihm angetan. Über dieses Hobby lernte er Rose, dem die Firma M. Rose & Co. gehörte, und den technisch geschulten Eßlinger kennen. Diese beiden Sportsfreunde waren von Benz’ Zweitaktmotor überzeugt und boten ihm deshalb an, mit ihm ein Unternehmen zu gründen. Benz willigte ein. Am 1. Ok-

tober 1883 erfolgte die Gründung von „Benz & Cie., Rheinische
Gasmotorenfabrik in Mannheim“ und zwei Monate später die Eintragung beim Amtsgericht Mannheim. Zweck der offenen Handelsgesellschaft war – so steht es im Gründungsvertrag – die „Herstellung von Verbrennungskraftmaschinen nach den Plänen von Karl Benz“. Eßlinger war für die Beschaffung des nötigen Geldes verantwortlich, Rose für den Verkauf und Benz für die Technik.

Das Unternehmen erwies sich als erfolgreich. Die Produkte fanden dankbare Abnehmer. Schon 1885 wurden die Benz-Motoren, deren Leistung sich zwischen ein und zehn PS bewegte, auf der „Exposition universelle“ in Antwerpen ausgezeichnet. Im selben Jahr stieß man auf dem Firmengrundstück mit der typisch Mannheimer Adresse T 6, 11 an die Grenze der Ausweitungsmöglichkeiten. So zog man um in die Waldhofstraße, wo auf einer 4000 Quadratmeter großen Brache eine neue, größere Fabrik förmlich aus dem Boden gestampft wurde.

Während seine beiden kaufmännisch denkenden Partner die Ansicht vertraten, daß der Schuster bei seinen Leisten bleiben solle, war Benz zu sehr Erfinder, um sich nicht nun dem Bau eines Kraftwagens zu widmen. Die Rahmenbedingungen waren günstig. Ein wirtschaftlich-finanzielles Fundament war vorhanden, und endlich stand der Viertaktmotor als Antriebsquelle zur Verfügung. Was sich 1884 bereits abzeichnete, wurde 1886 zur Gewißheit. Nikolaus Otto verlor den Prozeß um sein Otto-Viertakt-Patent DRP 532. Das eröffnete Benz völlig neue Möglichkeiten beim Viertaktmotorenbau und dem Bau von Fahrzeugen mit Viertaktmotor.

Während bei Gottlieb Daimler der Motor als universelle Antriebsquelle im Vordergrund stand, konzipierte Benz das Automobil als Gesamtwerk. Schnell waren die Konstruktionszeichnungen soweit fertiggestellt, daß eine Anmeldung beim Deutschen Reichspatentamt erfolgen konnte. Am 29. Januar 1886, also vor 120 Jahren, erfolgte die Patentierung des „Fahrzeugs mit Gasmotorenbetrieb“. Dabei ist unter „Gasmotor“ ein Motor zu verstehen ist, in dem Gas zur Explosion gebracht wird, das „aus vergasenden Stoffen durch einen mitzuführenden Apparat erzeugt wird“. Das Patent mit der Nummer 37435 war derart wirklichkeitsnah und ausgereift, daß das Fahrzeug bereits kurze Zeit später tatsächlich existierte. Nach ersten Probefahrten auf dem Fabrikhof ging Benz Mitte des Jahres mit dem Gefährt an die Öffentlichkeit.

Der für den Antrieb verantwortliche Viertaktmotor leistete bei 400 Umdrehungen in der Minute zwischen 0,75 und 0,88 PS. Tests mit einem Nachbau haben gezeigt, daß diese Leistung ausreichte, um das Fahrzeug in 15,1 Sekunden von null auf 20 Stundenkilometer zu beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von rund 20 Stundenkilometern zu erzielen. Möglich waren diese Werte durch eine extreme Leichtbauweise. Ohne den mit seinen Aggregaten 110 Kilogramm schweren Motor war das Fahrzeug nur 155 Kilogramm schwer. In seiner filigranen Bauweise erinnert das Fahrzeug des Radsportlers Karl Benz in vielerlei Hinsicht an ein Fahrrad, weshalb auch vom „Velo(ciped)“ gesprochen wurde.

Im Gegensatz zu unseren heutigen Autos hatte Benz’ Gefährt noch nicht vier Räder. Eine Übernahme der damals bei Kutschen üblichen Drehschemellenkung lehnte Benz wegen deren Schwergängigkeit und der Kippgefahr bei stark eingeschlagener Lenkung ab. Andererseits kannte er die Achsschenkellenkung noch nicht. Statt nun selber eine komplizierte und damit voraussichtlich schwere Lösung zu suchen, umging Benz einfach das Problem, indem er ein Dreirad baute.

Das Dreirad sollte eine Entwicklung in Gang setzen, die nicht nur bis zur heutigen S-Klasse von Mercedes-Benz führt. Das Dreirad selber erlebte ein wechselvolles Schicksal. Zunächst wurden Motor und Fahrgestell getrennt. Während der Viertaktmotor eingesetzt wurde, um innerhalb des Werkes eine Wasserpumpe anzutreiben, gammelte der Rest vorerst in einer Ecke vor sich hin. Als um die Jahrhundertwende mit Daimler der Streit eskalierte, wer das erste Automobil erfunden habe, wurden die mittlerweile über das Werk verstreuten Teile wieder zusammengesammelt und zusammengesetzt. 1906 vermachte Karl Benz seine bahnbrechende Konstruktion dem Deutschen Museum in München, wo sie heute noch zu bewundern ist.

Karl Benz auf seinem ersten „Patent-Motorwagen“ von 1886 beim Schnauferl-Korso München
 
     
     
 
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