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Eine Frankfurter Ausstellung und die Jugendstil-Hauptstädte Mitteleuropas

 
     
 
Da Museum für Angewandte Kunst in der Mainmetropole Frankfurt zeigt bis zum 27. August ein Ausstellung, die für Jugendstil-Liebhaber viel zu bieten hat. Ihr Titel: "Prag 190 – Poesie und Ekstase".

In der als Auswahl vom Amsterdamer Van-Gogh-Museum übernommenen Expo
sition sind u. a Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Schmuck, Glaskunst und Buch-Illustrationen zu sehen Von den ausgestellten Künstlern haben sich insbesondere Alphons Mucha (1860-1939) und Ja Preisler (1872-1918) über die böhmischen Grenzen hinweg einen Namen gemacht.

Die um die Jahrhundertwende allgegenwärtige Modeströmung des Jugendstils (Ar Nouveau, Modern Style) spiegelt sich in Gemälden wie Hlavácek "Geistererscheinung" oder Maseks "Die Seherin Libussa" ebens wie in der sehenswerten Schmuckauswahl.

Wem solche musealen Genüsse nicht genügen, der kann in Sachen Jugendstil in de Städten des östlichen Mitteleuropas paradiesischen Lokalstudien frönen. Neben Wien un Prag bieten besonders Riga und Lai-bach reiches Anschauungsmaterial.

In der lettischen Kapitale besteht rund ein Drittel der Altstadt aus Jugendstilbaute – ein Anteil, der an keinem anderen Ort der Erde erreicht wird. Und nirgendwo in Rig gibt es so viele und so schöne Jugendstil-Zeugnisse wie im einst deutschen Viertel run um die Hansestraße (Hanzas iela).

Blumengirlanden schmücken die Hauseingänge. Von überall her schauen den Passante Faunen, Satyren , Sphinxe und lächelnde Frauenköpfe an und erzählen ihm, sofern sein Phantasie mitspielt – ganze Märchen und Fabeln.

Die Jugendstilkünstler strebten danach, mit schönen und zugleich zweckgebundene Formen alle Lebensbereiche zu durchdringen – also neben dem Äußeren der Häuser die gesamte Einrichtung, die Kleidung der Menschen, ihr Gebrauchsgeschirr, ihre Bücher usw Eine bloße Nachahmung älterer Stile lehnten sie ebenso entschieden ab wie die aufkommende einseitige Betonung der Funktionalität.

Auch für den zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Jugendstil und später vo Expressionismus beeinflußten slowenischen Baumeister Joze Plecnik war ein Reduktion seiner Kunst auf das rein Technische und Zweckdienliche undenkbar. Architektu sollte für ihn stets einem bestimmten Kulturraum entspringen und diesen auf originell Weise fortsetzen.

Vor allem im Anschluß an den Ersten Weltkrieg geriet Plecnik mit seine Bevorzugung edler Materialien und der Orientierung an den überlieferten "ewige Formen" in krassen Gegensatz zur "Moderne", etwa den Kubisten, die unte Hinweis auf die Wohungsnot nach funktionalen und raschen Lösungen riefen. Sein ganze Leben lang blieb er davon überzeugt, daß die Städte nicht in erster Linie dem neue schnellen und dichten Verkehr angepaßt werden müssen, sondern den Sichtachsen de Fußgänger.

Erste Kostproben seines Könnens lieferte der 1872 geborene Sohn eines Kunsttischler nach seinem Architekturstudium bei Otto Wagner an der Wiener Akademie (Wagners Entwürf für den Berliner Dom hatten ihn dort hingelockt) und stieg zum führenden Architekten de Wiener Sezession auf. Doch als der Thronfolger Franz Ferdinand die Nachfolge Plecni auf den Lehrstuhl Wagners blockierte, zog der Baumeister 1911 nach Prag weiter.

Dort unterrichtete er an der Kunstgewerbeschule Metallentwurf und setzte just in de Moment zum bis dato größten Höhenflug an, als der Entschluß zur Heimkehr in die Geburtsstadt Laibach bereits feststand: Der tschechoslowakische Präsident Masary beauftragte ihn mit der Umgestaltung der Prager Burg zu einer Art nationaltschechische Akropolis.

So hinterließ Plecnik zwischen 1921 und 1932 seine bis heute unübersehbare architektonischen Wegmarken parallel in Prag und in Laibach. An der Moldau gestaltete e als "Hofarchitekt" Masaryks sowohl dessen Dienstzimmer im Hradschin als auc diverse Treppenhäuser, Höfe und Gärten.

In der slowenischen Hauptstadt, an deren neugegründete Universität er berufen wurde griff er mit zahllosen von ihm entworfenen Gebäuden, Brücken, Denkmälern, Laternen Sitzbänken usw. derart nachdrücklich in den Ausbau des aus dem Zentrum führende Straßennetzes ein, das man dort vom "Plecnik-Laibach" spricht.

In den Jahren 1928 und 1943 entwarf der Meisterarchitekt zwei eigen Hauptstadtbaupläne. Zu den Werken, die ihm Weltgeltung verschafften, zählen die National- und

Laibachs Meisterarchitekt

Universitätsbibliothek, die Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie (heute: Sitz de Verfassungsgerichts), die Markthallen, die "Drei Brücken" und die im Jugendsti gehaltene Drachenbrücke.

Nach dem Krieg schuf der gläubige Katholik außer Gefallenendenkmälern vor alle Kirchenbauten. 1957 verstarb Joze Plecnik in der Laibacher Vorstadt Trnovo un fand dort im alten Teil des Friedhofs Sv. Kriz seine letzte Ruhe. (MS)

 
     
     
 
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