A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Eine Quote für Tote

 
     
 
In "Berlin-Mitte" hat eine Frau das Sagen. Zumindest beim ZDF. Denn dort versucht Maybritt Illner, mit ihren Gästen Woche für Woche die Quote von Sabine Christiansen zu überbieten, wobei sie sich thematisch von dieser eigentlich nicht unterscheidet. Schwierig scheint es, Woche für Woche ein neues Thema zum Nabel der Nation zu machen, so daß eigentlich nur noch eines zu diskutieren wäre: "Ist die Quote noch zu halten?"

Das fragen sich neuerdings auch die Berliner. In Mitte wird zunehmend Kritik laut an dem vom Stadtbezirk praktizierten Verfahren zur Vergabe von Straßennamen. Etwa im Fall des preußischen Juden und größten Mäzens der Kaiserzeit
, James Simon, dem Berlin die Nofretete verdankt. Er hatte die Ausgrabungen in Ägypten finanziert, die die Büste zutage förderten. Daneben spendete er für das Kaiser-Friedrich-Museum, das heutige Bodemuseum, und für die ersten Volksbadeanstalten der Stadt. Maßgeblich war es sein Anteil, der dazu beitrug, daß die Berliner Museen Weltruhm erlangten. Er reorganisierte und popularisierte die Archäologie und gründete mit anderen zusammen die Deutsche-Orient-Gesellschaft. Damit gehörte er zu dem erlesenen Kreis jüdischer Großunternehmer und Bankiers, die Wilhelm II. an sich zog, und die man später in despektierlichem Tonfall "Kaiserjuden" nannte.

Dieser verdienstvolle Mann ist in Berlin vollkommen vergessen worden. Nicht eine Straße trägt seinen Namen. Und das hat, zumindest in Berlin-Mitte, wo er seine Spuren hinterlassen hat, auch seinen Grund: sein Geschlecht. Schlechterdings ist es nämlich so, daß der Stadtbezirk an einen Mehrheitsbeschluß des Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gebunden ist, demzufolge bis zur Erreichung geschlechtlicher Parität nur noch weibliche Straßennamen vergeben werden dürfen. "Das ist bedauerlich", konzediert denn auch Bezirksbürgermeister Joachim Zeller (CDU). Jedoch: Der Zustand dauert an. So müht sich bislang auch Georg Schertz, ehemaliger Polizeipräsident, vergeblich darum, daß eine Straße nach dem in der Weimarer Republik amtierenden mutigen jüdischen Polizeipräsidenten Bernhard Weiß benannt wird, der sich seinerzeit in unzähligen Verfahren mit Joseph Goebbels angelegt hatte, bis er - nach der Machtergreifung Hitlers - ins Londoner Exil gehen mußte.

Das absurde Dogma der geschlechtsspezifischen Gedenkpolitik wird um so deutlicher, wenn man die Einlassungen von Baustadträtin Dorthee Dubrau (Bündnis 90/Grüne) hört. Sie berichtet, daß in dem Bezirksamt hunderte Vorschläge für neue Straßennamen aus der Bevölkerung vorlägen - jedoch ausschließlich für Männer!
 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Diavortrag und Ausstellung von Christian Papendick

Britische Seestreitkräfte

Landsmannschaft setzt Brüsseler Gespräche fort: Büsingen als Präzedenzfall?

 
 
Erhalten:
berlin-mitte
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv