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Entlang der Strasse des Todes

 
     
 
Es ist leicht schumm-rig. Nur eine kleine Lampe am Rednerpult dient als Lichtquelle. Über 200 Augenpaare sind im holzgetäfelten Hörsaal des Hamburger Völkerkundemuseums gespannt auf den 61jähigen im Schein der kleinen Leuchte gerichtet. Seine Stimme ist vielen von ihnen vertraut. Fast zwei Jahrzehnte drang sie vom Fernseher in ihre Wohnzimmer. Klaus Bednarz ist aber nicht mehr der "Monitor"-Mann, sondern der Mann mit den ungewöhnlichen Reisezielen. Vor einigen Jahren machte er mit seiner Reise durch Ostdeutschland auf sich aufmerksam, diesmal zog es ihn "Vom Baikal nach Alaska", wo er den Spuren der nordamerika
nischen Indianer gefolgt ist.

Während Klaus Bednarz von minus 40 Grad, Walfängern, Verfall, Indianern in Sibirien und in Alas-ka, Naturschönheiten sowie der "Straße des Todes" erzählt, lauschen die Besucher aber nicht nur den Worten des Autors. Sie bewundern auch die hinter ihn auf eine Wand projizierten eindrucksvollen Fotografien. Diese sind eigentlich nur das Nebenprodukt der für das Fernsehen produzierten Dokumentation, doch ihre Farbenpracht und Motivauswahl erheben sie auf eine eigene künst- lerische Ebene.

200 von diesen zumeist ausdrucks-starken Bildern sind in dem parallel zum Film erschienenen Bildband abgedruckt, doch vor allem die Sibirienaufnahmen stehen häufig in erschreckendem Gegensatz zu den Worten des Autors. Von Armut, Alkoholismus, grausiger Kälte, Schlamm und Dreck und sich über Tausende von Kilometern aneinanderreihenden ehemaligen Zwangsarbeiterlagern ist die Rede, doch die Fotografien zeigen häufig eine von Schönheit geprägte Landschaft. Es ist allerdings eine eisige Schöne, dieses Sibirien.

Besonders Bednarz Worte über die "Straße des Todes" berühren. Man spürt sein mulmiges Gefühl, als er von der Fahrt entlang der vergessenen Massengräber aus der Stalinzeit spricht. Überreste von Toten sind in Sibirien überall achtlos verscharrt, selbst im heutigen Rußland wahrt niemand ihr Andenken.

Wer eine Reise ins Land der Vergessenen unternimmt, kann nicht unberührt bleiben, und so ist "Vom Baikal nach Alaska" mit den Bildern nicht nur eine sauber strukturierte Reportage eines Meisters seines Faches, sondern auch ein nachdenklich stimmendes Plädoyer für mehr Verständnis für die Nöte der Bewohner dieser Gegenden. Fritz Hegelmann

Klaus Bednarz: "Vom Baikal nach Alaska - Eine Reise in Bildern", rowohlt, Reinbek 2003, geb., 200 farbige Abb., 256 Seiten, 24,90 Euro
 
     
     
 
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