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Er schuf das moderne Kroatien

 
     
 
Es ist still geworden auf den Straßen und Plätzen der Hauptstadt Zagreb. Vor de Parlamentsgebäude wächst das Meer der Kerzen immer weiter an. Ein Volk trauert um seine Präsidenten. Am Freitag vergangener Woche ist der "Vater der kroatische Nation" Franjo Tudjman an den Folgen eines Krebsleidens im Alter von 77 Jahre gestorben.

Der Mann, der aus den Wirren des Zerfalls der jugoslawischen Zentralmacht den moderne kroatischen Staat schuf, wurde 1922 in Veliko Trgovis?c´e nahe der slowenischen Grenz geboren. Seine Jugend war von der Besetzung des Landes durch italienische und deutsch Truppen im Zweiten Weltkrieg
sowie die Ausrufung des kroatischen Staates 1941 durch Ant Pavelic geprägt. Aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammend, schlug er sich bald au die Seite der Partisanen. Nach dem Krieg begann sein Aufstieg im kommunistische Militärapparat. Mit 38 Jahren wurde er 1960 Titos jüngster General.

In dieser Zeit übernahm er die Präsidentschaft des Armeesportclubs "Partiza Belgrad". Auch Jahrzehnte später mischte sich Tudjman mit Vorliebe in die Belang der kroatischen Fußballnationalmannschaft oder des Spitzenclubs Dinamo Zagreb ein, de auf sein Geheiß in "Croatia" umbenannt wurde. Schnell hatte er erfaßt, da sportliche Erfolge wie etwa der dritte Platz bei der Fußball-WM 1998 in Frankreich de jungen Republik wichtige Reputation verschaffen können.

Bereits 1961 fand die steile Karriere des Franjo Tudjman aufgrund von politische Unstimmigkeiten ein schnelles Ende. Im Range eines Generalmajors mußte er den aktive Dienst quittieren. Er begann ein Geschichtsstudium an der Universität Zagreb und wurd schließlich zum außerordentlichen Professor berufen. Seit Mitte der sechziger Jahr wagte sich Tudjman mit seinen Studien zur kroatischen Sprache und Geschichte immer meh hervor. So widersetzte er sich dem serbischen Diktum von der kroatischen Kollektivschul im Zweiten Weltkrieg und wies nach, daß die von der jugoslawischen Forschung de Ustascha-Regime zugeschriebenen Opferzahlen aus ideologischen Gründen maßlo übertrieben waren.

Damit erfolgte 1967 erwartungsgemäß Tudjmans Ausschluß aus Partei und Universität Aus Titos einstigem Musterschüler war der prominenteste kroatische Dissident geworden.

Als sich zwanzig Jahre später das erneute Auseinanderbrechen des Vielvölkerstaate Jugoslawien abzuzeichnen begann, setzte Tudjman schnell und geistesgegenwärtig auf die nationale Karte. Im Februar 1989, noch vor dem Zusammenbruch des Kommunismus in Ost- un Mitteleuropa, gründete er in Zagreb die "Kroatische Demokratische Gemeinschaft" (HDZ). Mit ihr gewann er seit 1990 regelmäßig die Wahlen in Kroatien. Gemeinsam mit de Slowenen flüchtete er 1991 vor dem Belgrader Zentralismus in die staatlich Souveränität.

Die offizielle Anerkennung der Unabhängigkeit Kroatiens noch während de Bürgerkrieges zur Jahreswende 1991/92 war zweifellos Tudjmans größte politisch Leistung. Sie legte den Grundstein für den heutigen kroatischen Nationalstaat, der unte seiner Führung aus den Trümmern des untergehenden Titoreiches entstanden war. Mitte de neunziger Jahre konnte er seinen Ruhm im eigenen Land ins fast Grenzenlose steigern, als die Kroaten mit zwei Blitzoffensiven im Mai und August 1995 das serbisch besetzt Westslawonien und die Krajina zurückeroberten.

Der Historiker Tudjman dachte gern in geschichtsträchtigen Kategorien. Stets hatte e die Schaffung eines kroatischen Nationalstaates als seinen größten historischen Auftra angesehen. Damit hat er sich seinen unbestrittenen Platz in der Geschichte seines Lande gesichert. Die Unabhängigkeit Kroatiens ist weltweit anerkannt, das Land hat sich zu einer wichtigen südosteuropäischen Regionalmacht entwickelt. Doch innenpolitisc stagnierte einiges in den vergangenen Jahren. Von der Opposition hielt er nicht viel wichtige Ämter verteilte Tudjman mit Vorliebe an Familienmitglieder oder ihm tre ergebene Paladine.

Nachdem nun der Patriarch und Übervater von der politischen Bühne abgetreten ist muß Kroatien zeigen, wie souverän und unabhängig es wirklich ist. Oliver Geldszu
 
     
     
 
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