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Erbe der Väter

 
     
 
Es ist 1989. Fassungslos nehmen die Zwillinge Ludwig und Conrad die Nachricht des Mauerfalls zur Kenntnis. Nach Jahren der Entfremdung treffen sich die charakterlich so unterschiedlichen Zwillingsbrüder, um über die Grenze zu fahren und ihr altes Zuhause zu besichtigen. Trotz neuaufgebauten Lebens im Westen fehlt den beiden Männern etwas zu ihrem Glück, beide schieben es auf den Verlust ihrer Heimat, den Schlösser
n Groß Scherkow und Stockhagen mit unzähligen Hektar Land dazu. Besonders der verwitwete Conrad blüht, bei dem Gedanken sein Schloß wiederzubekommen, auf, und versucht seinen Sohn Carl zu einer Zusammenarbeit zu überreden. Doch erst weist der in Kanada lebende Sohn den Vater ab und dann enttäuscht die Bundesrepublik den 60jährigen, denn sie verweigert ihm sein Erbe, woran er zerbricht. Desillusioniert schleicht er sich ins Schloß seiner Eltern und setzt seinem Leben ein Ende.

Feinfühlig schildert die aus Niederschlesien stammende Erfolgsautorin Leonie Ossowski die Gefühle der beiden Brüder, ihr Hoffen, ihr Sehnen und ihre Enttäuschung. Doch mit Conrads Freitod endet keineswegs der Roman "Der einarmige Engel". Die Autorin läßt ihn zum Signal für Ludwig und den Sohn Carl werden, sich zu ihren Wurzeln zu bekennen und um das Erbe ihrer Väter zu kämpfen. Hierbei zeigt die auf einem Rittergut aufgewachsene Unterhaltungsschriftstellerin, daß sie auch die leisen Töne beherrscht, denn leise ist erst das Murren der "Ossis", als die "Junker" im Ort auftauchen, als sie jedoch ihre Pläne verkünden, regt sich offener Widerstand. Zwei Welten prallen ungebremst aufeinander und nur mühsam begreift vor allem Ludwig, daß er nicht an die guten alten Zeiten seiner Großeltern anknüpfen kann. Aber auch die Anwohner brauchen Zeit, um zu begreifen, daß die "Wessis", wenn auch anders, jedoch keineswegs so sind, wie die DDR-Propaganda ihnen das stets hat weismachen wollen. Ein wenig spektakuläres, aber tragisches Kapitel deutsch-deutscher Geschichte gut umgesetzt! Fritz Hegelmann

Leonie Ossowski: "Der einarmige Engel", Piper, München 2004, geb., 318 Seiten, 19,90 Euro
 
     
     
 
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