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Erfreuliches Plädoyer für die Anerkennung der deutschen Opfer des Zweiten Weltkriegs

 
     
 
Sind sie ihnen keine Träne wert, ihnen, die doch sonst von Mitleid (und Selbstmitleid) über all das Elend und die Ungerechtigkeiten unserer Zeit überfließen, die Urheber anklagen und verurteilen?

In endlosen Tiraden pflegt man Opfer zu beklagen und zu entschädigen, sofern es sich nicht um Deutsche handelt. Wie aber hält man es mit der Menschlichkeit gegenüber den Verlierern?

Diese Frage stellt Gottfried Dyrssen, der, bis er in den Ruhestand ging, in den Führungsetagen großer deutscher Zeitungs- und Zeitschriftenkonzerne tätig war. Nun, er hat all das Unverständliche zu diesem Fragenkomplex gesammelt und in eine Ordnung gebracht. Er untersucht in seinem Buch "Keine Träne wert?" Deutschlands Umgang mit seiner Kriegsgeneration, einen Umgang, der einmalig in der jüngeren Geschichte ist und den zu dokumentieren wahrlich lohnt. Wo ist es denn schon einmal geschehen, daß sich nach einem Krieg die Verlierer Jahrzehnte lang in Selbstanklagen ergehen, in einer Büßerpose verharren und sich dabei auch noch wohl zu fühlen scheinen?

Dyrssen hat sich drei Gruppen der Kriegsgeneration vorgenommen, auf denen die Nachkriegsjahrgänge herumtrampeln und denen sie sich turmhoch überlegen fühlen: die Soldaten der Wehrmacht sowie Vergewaltigungs- und Bombenopfer.

Im Mittelpunkt des Komplexes "Soldaten" steht verständlicherweise jenes Ereignis, das den Gipfel der Fortsetzung der alliierten Greuelpropaganda
gegen Deutschland darstellt, die Wehrmacht-Ausstellung des Jan Philipp Reemtsma. Sie ist zwar im ersten Anlauf aufgrund der allzu offensichtlichen Fälschungen gescheitert, was aber die politische Klasse mitsamt ihren Wasserträgern aus den Redaktionsstuben nicht daran hindert, einen Neuaufguß des Machwerkes zu bejubeln. Der Autor hat zusammengetragen, was in der ersten Ausstellung gefälscht und verlogen war, hat das bisher verstreute Material komprimiert und so leicht zugänglich gemacht.

Dazu gehört auch die Rehabilitierung der Wehrmachtdeserteure. Als man beschloß, diese Deserteure pauschal zu verehren, hat man damit automatisch die Soldaten, die nicht desertiert sind, und das sind sicherlich mehr als 99 Prozent, ins Unrecht gesetzt. Und dazu gehört auch das skandalöse Urteil, das die Parole "Soldaten sind Mörder" straffrei stellt. In dem Buch findet man eine Zusammenstellung aller wichtigen Argumente zu dieser Diffamierung.

Daß die deutschen Vertriebenen, immerhin die Opfer der größten ethnischen Säuberung der Weltgeschichte, in den Hintergrund gerückt werden und man die grauenhaften Umstände ihrer Vertreibung nicht zur Kenntnis nehmen will, hat damit zu tun, daß man die deutsche Niederlage zur "Befreiung" umlog, wozu die Massenvertreibung aus dem Osten mit dem damit zusammenhängenden Massenmord nicht recht passen wollte. Dyrssen arbeitet die Heuchelei in knappen Strichen heraus.

Millionen von deutschen Kriegsgefangenen, von den Bolschewisten schon ab 1941, von den US-Amerikanern nach dem Mai 1945 geschunden und massenweise ums Leben gebracht, sollen hinter der Nebelwand überhöhter Zahlen von umgekommenen sowjetischen Kriegsgefangenen verborgen bleiben. Ebenso vernebelt werden die millionenfachen Vergewaltigungen, derer sich nicht nur die Soldaten der Roten Armee schuldig gemacht haben und die so gar nicht zu dem Bild der "guten Befreier" passen wollen.

Die permanente Rechtfertigung, Entschuldigung und Aufrechnung der Verbrechen der Sieger aus dem Munde unserer politischen Klasse kennzeichnet die Schicht, die in unserem Lande das Sagen hat. Dyrssen deckt deren Zynismus, ihre Heuchelei, ihr angepaßtes Verhalten auf.

Sensationell ist die nach Wissen des Berichterstatters zum ersten Mal veröffentlichte Ausarbeitung von Kardinal Graf Galen aus dem März 1946, der das Verhalten der Sieger in Deutschland in einer Schärfe und Offenheit brandmarkt, die ihn heutzutage in Deutschland zumindest eine Anklage einbringen würde.

Aber auch der Auszug aus einem Brief von Kardinal Faulhaber, München, den er am 17. Mai 1945 Papst Pius XII. geschrieben hat und in dem er darauf hinweist, daß tatsächlich in den KZs "himmelschreiende Verbrechen" begangen wurden, daß es aber "nicht weniger erschreckende Bilder" gäbe, "wenn man die Leichen der Menschen, die bei einem Fliegerangriff der Amerikaner lebendig begraben oder in Stücke gerissen wurden, in einem Film zusammenfassen könnte", zeigt, wie eingeschränkt heute die Meinungsfreiheit in Deutschland ist.

Dieses Buch sei allen empfohlen, die sich an der Diskussion um die jüngste Vergangenheit beteiligen wollen. U. Meixner

Gottfried Dyrssen: "Keine Träne wert. Deutschlands Umgang mit seiner Kriegsgeneration", Leopold Stocker Verlag, Graz 2002, geb., 214 Seiten, 19,90 Euro
 
     
     
 
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