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Feriensofa oder Trutzburg

 
     
 
Er ist "in" und nicht gerade preiswert. Er wird geliebt und das nicht nur in den nördlichen Gefilden unseres Vaterlandes. Die einen schwärmen derart von ihm, daß sie weder Kosten noch Mühen scheuen und ihn sogar im heimischen Garten aufstellen. Die anderen aber genießen lieber die Weite des Strandes und die Natur ohne hinderliche Sichtblende. - Der Strandkorb - Allwettersitz, Feriensofa oder Trutzburg für Urlauber - hat auch 125 Jahre nach seinem ersten Auftauchen an deutschen Küsten nichts von seiner Attraktivität verloren.

Gibt es etwas Herrlicheres, als an einem sonnig-windigen Tag seinen Schutz zu suchen? Gibt es etwas Heimeligeres - außer vielleicht ein flackerndes Kaminfeuer im tiefsten Winter -, als an einem Regentag am Strand, eingehüllt in Decken oder Handtücher, den Wetterunbilden in einem solchen Möbel zu trotzen?

Als Vorgänger des Strandkorbs, der um 1880 seinen Siegeszug antrat, gelten windgeschützte Stroh- und Lehmfachwerkhütten, "Luftschnapper" genannt, aber auch Strandzelte, die oft von der Reichsflagge oder der vom Heimatort des Badegastes gekrönt wurden. Als "Erfinder" des Strandkorbs gilt der 1845 in Bergedorf bei Hamburg geborene Korbmacher Wilhelm Bartelmann. Er war 1870 nach Rostock gezogen, wo ihn zwölf Jahre später eine rheumakranke alte Dame bat, ihr für den Strand doch eine windgeschützte Sitzgelegenheit zu bauen. Der Einsitzer war entstanden. Johann Falck, Geselle bei Bartelmann, entwarf später einen Zweisitzer, der, allerdings weiterentwickelt, auch heute noch gern benutzt wird.

So neu war die Idee jedoch nicht, das Strandleben in einem windgeschützten Korbmöbel zu genießen. Ein 1871 erschienenes Handbuch für Korbmacher enthält bereits entsprechende Zeichnungen für einen "Strandstuhl mit Überdachung aus Weiden
und Peddigrohr, mit Ölfarbe lackiert". Auch auf Gemälden holländischer Meister des 17. Jahrhunderts sind schon Sitzgelegenheiten abgebildet, die den Strandkörben ähneln. Ärzte waren angetan von der Erfindung, hatten sie doch nun nicht mehr ganz so viele banale Erkältungen bei den Feriengästen zu kurieren. Der Berliner Badearzt Fromm empfahl in einem 1878 erschienenen Ratgeber für Kurgäste ausdrücklich die Benutzung von Strandkörben. Und 1881 berichtet die Gartenlaube begeistert von der Insel Norderney über die neue Erfindung: "Da promenirt Männlein und Fräulein in bunter Mannigfaltigkeit der Toilette oder sitzt in den wunderlich geflochtenen Strandkörben vor Wind und Sonne gedeckt; da tummelt sich fröhliches Kindervolk, zum Entsetzen der unglücklichen Seesterne, Krabben, Taschen- und anderer Krebse ..."

Sonnaufgänge und natürlich auch Vollmondnächte lassen sich in Strandkörben vorzüglich genießen. Kenner wissen das. Für alle diejenigen, die noch keine Erfahrung im Umgang mit Strandkörben gesammelt haben, hier einige nützliche Tips:

* Nummer merken, denn manch einer ist schon hilflos durch die Gassen und Straßen am Strand geirrt, weil er "seinen" Korb nicht wiedergefunden hat

* ein Handtuch oder ein Badelaken mitbringen, das schützt vor dem Sonnenöl (und anderen Hinterlassenschaften) des Vorbenutzters

* Gewicht beim Hineinlegen richtig verlagern; bei ungünstiger Position kann es sonst eine äußerst wackelige Angelegenheit werden

* natürlich über Nacht keine Wertsachen, den einzigen Badeanzug oder das Lieblingsspielzeug der Kinder liegenlassen; trotz Schutzgitter sind Langfinger meist erfolgreich

* Korb über Nacht je nach Windrichtung stellen, sonst erlebt man am anderen Morgen nach nächtlichen Schauern eine feuchte Überraschung

* Was tun im Strandkorb? Nun, natürlich die Sonne genießen (Achtung: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden, denn im Korb ist die Sonne besonders intensiv), das Strandleben beobachten, dem Klang der Wellen lauschen, ein gutes Buch lesen ... Viel Vergnügen und gute Erholung! Peter van Lohuizen

Strandkorb ohne Strand: Auch im Garten ein beliebtes sommerliches Sitzmöbel
 
     
     
 
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