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Frankreich: Kriminalität explodiert

 
     
 
Selbst ein so vorsichtiger Rundfunksender wie „France Musique“ knallt den Franzosen die alarmierende Zahl auf den Tisch: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Kriminalfälle im 60-Millionen-Land erstmals auf über vier Millionen. Im Vergleich zu Deutschland, das mit seinen 82 Millionen Bewohnern über sechs Millionen Übeltaten verbuchen mußte, nichts Besonderes, möchte man meinen.

Doch im größten Nachbarland schockiert vor allem die rasante Entwick-lung. Während in Deutschland die Kriminalität
seit 1995 jährlich um durchschnittlich über ein Prozent abnimmt, mußte Frankreich 2001 eine rapide Steigerung um 7,7 Prozent hinnehmen, nach bereits 5,7 Prozent im Vorjahr.

Nach Auffassung von Beobachtern dürfte die um sich greifende Unsicherheit nicht ohne Einfluß auf die bevorstehenden Wahlen bleiben. Der bürgerliche Staatspräsident Jacques Chirac gab bereits in seiner Rede zum Nationalfeiertag am 14. Juli 2001 die Richtung vor und stellte die vom sozialistischen Ministerpräsidenten Lionel Jospin geführte Regierung an den Pranger: „Diese zunehmende Unsicherheit, diese Art von Flutwelle ist unannehmbar“, menetekelte Gaullist Chirac damals den Sozialisten ins Stammbuch.

Zwar war die Kriminalität bereits unter den bürgerlichen Regierungen kontinuierlich gestiegen. Doch vermutlich werden die Chirac-Anhänger herausstreichen, daß die Zahl bei der Amtsübernahme Jospins erst bei 3,5 Millionen gelegen hatte. In diesem Jahr will der sozialistische Premier selbst Präsident werden und den bürgerlichen Amtsinhaber Chirac aus dem Amt jagen.

Gut 62 Prozent der Delikte entfielen auf Diebstahl, neun Prozent auf Wirtschaftskriminalität und knapp sieben vom Hundert auf Körperverletzung. Unter den restlichen Verstößen verbirgt sich auch der Drogenhandel und -mißbrauch. 177.000 Straftaten wurden von Minderjährigen begangen.

Beunruhigend erscheint den Franzosen namentlich die überdurchschnittliche Zunahme der Verbrechen im ländlichen Raum mit fast zwölf Prozent. In mehreren bislang als „ruhig“ eingestuften Bezirken stieg die Zahl der Delikte gar um 20 bis 30 Prozent gegenüber dem Jahr 2000, wie die konservative Tageszeitung „Figaro“ irritiert feststellt. Obschon Paris der gefährlichste Ort des Landes bleibt, wird gerade das Überspringen auf die vermeintlich sichere Provinz mit besonderer Sorge verfolgt.

Politisch profitieren von den Warnrufen will der abtrünnige Sozialist Jean-Pierre Chevènement. Jospins einstiger Innenminister war aus Protest gegen die liberale Korsika-Politik des Premiers zurückgetreten, weil diese die nationale Einheit Frankreichs gefährde. Jetzt tritt der Ex-Minister als „dritter Kandidat“ zu den Präsidentschaftswahlen an und wird bereits mit rund 15 Prozent in den Umfragen gehandelt. Laut der linksliberalen Zeitung „Le Monde“ will Chevènement mit dem „Versagen der Regierung“ bei der inneren Sicherheit punkten. Indes, als er selbst Innenminister war, sah die Entwicklung kaum besser aus, auch unter Chevènement stieg die Kriminalität kräftig an. Darauf hinzuweisen werden seine Konkurrenten nicht müde werden bei der kommenden Wahlschlacht.

 
     
     
 
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