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Ganz im Sinne der Polen

 
     
 
Für die meisten Deutschen ist die Oder-Neiße-Grenze im Osten der Bundesrepublik Deutschland keine Debatte wert, viele der jüngeren Generation wissen gar nicht, daß ihr Heimatland einmal eine andere Ostgrenze hatte als diese ihnen bekannte, geschweige denn wie diese zustande kam. Wie genau es dazu kam, daß die Republik im Osten dort endet, wo sie endet, und welche Optionen nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg
die alliierten Sieger diskutierten, erläutert Michaeln Hartenstein. "Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie - ,Westverschiebung und ,Umsiedlung - Kriegsziel der Alliierten oder Postulat polnischer Politik?" lautet der Titel des erstaunlicherweise leicht lesbaren Buches des 1964 geborenen Autors.

Der Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung promovierte über nationalsozialistische Raum-, Siedlungs- und Landschaftsplanung im Osten und befindet sich somit mit seiner aktuellen Veröffentlichung auf geographisch bereits vertrautem Terrain. Schon in seinem Vorwort fordert er eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, zu der er mit diesem Buch einen Beitrag leisten möchte.

Nüchtern dokumentiert Hartenstein, wie die Alliierten schon während des Zweiten Weltkrieges über die neuen Grenzen Deutschlands diskutierten und wie die Sowjetunion zu seinen eigenen Gunsten auf die "Westverschiebung" Polens bestand und die Interessen der Polen vertrat. Die polnische Exilregierung glänzte dabei ebenfalls nicht durch Bescheidenheit. Der Autor weist auch nach, wie die gebietshungrigen Polen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Ansprüche auf deutsche Gebiete erhoben. So hieß es 1904: "Die Hälfte des deutschen Staates liegt auf den Ruinen des alten Slaventums." Und so forderten Polen seit Jahrhunderten von Deutschen besiedelten Gebiete Ostdeutschlands für sich. Mit dem Zweiten Weltkrieg schienen sie der Realisierung ihrer Träume näher zu kommen, auch wenn die Briten und die Amerikaner lange Widerstand leisteten. So sah Churchill nicht ein, warum er die "polnische Gans" mit den deutschen Gebieten überfüttern sollte.

Nicht nur anhand der Konferenzen wie Teheran und Jalta schildert der Autor die Verhandlungen zwischen den Alliierten, auch bekannt gewordene Zwischengespräche werden erwähnt. Zahlreiche Karten zeigen den jeweils diskutierten Grenzverlauf auf und machen deutlich, daß sich die Polen und die Sowjetunion vollständig durchgesetzt haben.

Auch die Bedenken des Westens bezüglich der "Umsiedelung" von Millionen Ostdeutschen, die Reaktion der polnischen Kirche und des Vatikans, die Diskussionen in den beiden neugegründeten deutschen Staaten über den neuen Grenzverlauf und deren allmähliches Sichabfinden mit diesem behandelt der Autor eingehend.

Am Ende des sehr interessanten Buches stellt Hartenstein verschiedene Folgethemen vor. Vom "Zentrum gegen Vertreibungen" bis hin zur Behauptung, daß die Vertreibung eine "gerechte Strafe" gewesen sei, führt er verschiedene Auffassungen an und entlarvt dabei mit leichter Hand so manche Gutmenschen, die mit zweierlei Maß messen. Fritz Hegelmann

Michael A. Hartenstein: "Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie - ,Westverschiebung und ,Umsiedlung - Kriegsziel der Alliierten oder Postulat polnischer Politik?", Olzog, München 2006, geb., 271 Seiten, 24
 
     
     
 
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